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Timeline: 10 Jahre Fashion Revolution

Von Simone Preuss

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Mode

Die #WhoMadeMyClothes-Kampagne gibt es schon seit 2015. Bild: Fashion Revolution

Der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Savar, Bangladesch, in dem Bekleidungsfabriken untergebracht waren, erschütterte die Branche - mehr als 1.100 Arbeiter:innen kamen ums Leben, rund 2.500 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Das Unglück, eine der tödlichsten Katastrophen in der Geschichte der industriellen Herstellung, warf Licht auf einen Bereich, der normalerweise im Dunkeln blieb: wo und unter welchen Bedingungen Kleidung hergestellt wird.

Die Inhaberin der nachhaltigen Marke Pachacuti, Carry Somers, und Designerin Orsola de Castro gründeten nach der Katastrophe die Non-profit Organisation Fashion Revolution. Zehn Jahre später ist sie zur weltweit größten Mode-Aktivismus-Kampagne angewachsen, die sich über 100 Länder auf der ganzen Welt erstreckt. FashionUnited hat das Wachstum der Bewegung über die Jahre nachgezeichnet.

2014

Der erste Fashion Revolution Day wird abgehalten, zusammen mit #InsideOut, dem Vorreiter der Kampagne Who Made My Clothes?. Die Aktion fordert Verbraucher:innen, Designer:innen und Einzelhändler:innen gleichermaßen auf, sich zu fragen, wo ihre Kleidung hergestellt wird, mehr darüber zu erfahren und lädt sie dazu ein, ihre Kleidung von innen nach außen zu tragen, sich selbst zu fotografieren und das Bild mit dem Hashtag #insideout auf allen Plattformen der sozialen Netzwerke zu teilen. Am erstenFashion Revolution Day nahmen Zehntausende Menschen aus über 60 Ländern teil.

2015

#WhoMadeMyClothes-Kampage. Bild: Fashion Revolution France

Die inzwischen weltberühmte Kampagne #WhoMadeMyClothes wurde ins Leben gerufen und Fashion Revolution Germany stellte mitten auf dem Alexanderplatz in Berlin einen 2-Euro-T-Shirt-Automaten auf. Ein soziales Experiment, bei dem Verbraucher:innen die Chance bekamen, ein einfaches weißes T-Shirt aus einem Automaten für 2 Euro zu kaufen, jedoch nicht ohne vorher zu sehen, wer es unter welchen Umständen herstellte - in 16-Stunden-Schichten bei einem Stundenlohn von nur wenigen Cents. Am Ende bekamen die Verbraucher:innen, die Möglichkeit, das T-Shirt zu kaufen oder zu spenden - viele entschieden sich für letzteres. Im zweiten Jahr nahmen Zehntausende Menschen in über 70 Ländern weltweit teil.

2016

In diesem Jahr findet die erste Fashion Revolution Week statt, in der auch die Kampagnen #LovedClothesLast und #IMadeYourClothes ins Leben gerufen wurden. Letztere stellte mehr als 3.500 Bekleidungsarbeiter:innen vor und ließ sie zu Wort kommen.

Zudem wurde die „Haulternative“ Kampagne gelauncht, in der Influencer:innen Mode mit anderen tauschen statt sie per Hamsterkauf (sogenannten „Hauls“) bei Fast-Fashion-Ketten und Discountern zu erstehen. Es wurde die erste Ausgabe des „How to be a Fashion Revolutionary“ Leitfadens veröffentlicht.

Bekleidungsarbeiterin in Asien. #Imadeyourclothes-Kampagne. Bild: Picture Organic Clothing

2017

In diesem Jahr gibt es ebenfalls wieder eine Fashion Revolution Week und es wird der erste Fashion Transparency Index veröffentlicht. Dieser untersuchte 100 große Modeunternehmen (mit mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz) in Bezug auf ihre Transparenzbemühungen. Das traurige Ergebnis: Keine Marke, nicht einmal die Spitzenreiter, lagen auf der Transparenzskala über 50 Prozent. Nur acht Marken erreichten mehr als 40 Prozent, darunter Adidas, Reebok, Marks and Spencer, H&M, Puma, Banana Republic, Gap und Old Navy.

Zudem wurden die ersten beiden Fanzines, „Money, Fashion Power“ und „Loved Clothes Last“, veröffentlicht. Ebenso wurde die Fashion Revolution Open Studios Initiative gestartet, um ethische und nachhaltige Designer:innen auf der ganzen Welt ins Rampenlicht zu rücken. Das Projekt Garment Worker Diaries erzählt Geschichten aus dem Leben der Menschen, die unsere Kleidung herstellen. Zudem werden Löhne und Arbeitszeiten untersucht.

2018

Der Jahrestag des Rana-Plaza-Unglücks jährt sich zum fünften Mal und die Fashion Revolution Week findet ebenfalls zum fünften Mal statt, jedes Jahr mit mehr Beteiligung weltweit.

Fashion Revolution veröffentlicht zudem ein Zehn-Punkte-Manifest, das die Würde und die Stimme aller Beteiligten, faire Löhne, Fähigkeiten, Solidarität, die Umwelt, Kreislaufwirtschaft und Transparenz in den Vordergrund stellt. In Zusammenarbeit mit Change Agency Futerra wird zudem der Who Made My Clothes?-Kampagnenfilm vorgestellt.

2019

Die Fashion Revolution Week findet mit Aktionen wie Reparatur-Workshops, Vorträgen, Diskussionsrunden und sogar Radtouren statt. Fashion Revolution startet die beliebte Serie von How-to-Anleitungsvideos und PDF-Leitfäden, die eine Reihe revolutionärer Modefertigkeiten vom Flicken von Löchern über die Beseitigung von Abfall bis hin zum Einsatz der eigenen Stimme als Aktivist:in beschreiben.Die Non-profit Organisation startete zudem einen Online-Kurs mit dem Titel „Fashion’s Future: The Sustainable Development Goals“ und ein Programm für Studierende als Botschafter:innen.

In der Geschichte des Fashion Revolution Index erhielten Marken zum ersten Mal eine Punktzahl von mehr als 60 Prozent: Adidas, Reebok und Patagonia erzielten 64 Prozent von 250 möglichen Punkten und Esprit und H&M jeweils 61 Prozent. Der Index analysierte 200 der weltgrößten Modemarken. Für Fashion Revolution ein Zeichen, dass die Modebranche bedeutende Schritte unternommen hat, um transparenter zu werden, weil bewusster werdende Verbraucher:innen das von ihnen erwarten. Eine im gleichen Jahr von Fashion Revolution und Ipsos Mori durchgeführte Umfrage unter 5.000 Verbraucher:innen in ganz Europa ergab, dass 80 Prozent der Meinung sind, dass Modemarken ihre herstellenden Betriebe offenlegen sollten.

2020

#WhatsInMyClothes-Kampagne Bild: Fashion Revolution

Bereits zu Beginn der Covid-Pandemie veröffentlichte Fashion Revolution auf einer eigenen Web-Seite, wie man Bekleidungsarbeiter:innen in dieser Zeit unterstützen kann. Die Fashion Revolution Week ist so relevant wie nie, denn angesichts der weltweiten Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Stornierung von Aufträgen und Stilllegung von Fabriken droht Millionen von Bekleidungsarbeiter:innen in den Produktionsländern und ihren Familien nicht nur die Arbeitslosigkeit, sondern Armut und Hungersnot.

Der Fashion Revolution Index zeigt, dass es der Branche immer noch an Transparenz mangelt. Auch wenn H&M, C&A und Adidas/Reebok es mit 73, 70 bzw. 69 Prozent von 250 möglichen Punkten auf die ersten drei Plätze schafften, gefolgt von Esprit mit 64 Prozent und Marks & Spencer und Patagonia mit jeweils 60 Prozent, erreichen mehr als die Hälfte (54 Prozent) 20 Prozent oder weniger; 28 Prozent sogar 10 Prozent oder weniger.

Fashion Revolution startet mit #Whatsinmyclothes eine neue Kampagne und zeigt, in Zusammenarbeit mit Circle Economy, dass in 41 Prozent der Fälle die Etiketten von Kleidungsstücken nicht mit ihrer Zusammensetzung übereinstimmten.

2021

#WhoMadeMyFabric-Kampagne. Bild: Fashion Revolution

Trotz der Pandemie, die Aktivist:innen im zweiten Jahr in Folge dazu zwingt, den Großteil der Fashion Revolution Week online durchzuführen, war 2021 möglicherweise eine der größten Veranstaltungen. Unter dem Thema „Menschenrechte, Beziehungen und Revolution“ stellten mehr als 90 Fashion Revolution-Teams weltweit Veranstaltungen und Aktionen auf die Beine, die eine große Wirkung erzielten. Ein Höhepunkt war der Launch der #WhoMadeMyFabric-Kampagne. Fashion Revolution nahm zudem an der UN-Klimakonferenz COP26 teil, um die Modebranche Teil der Agenda zu machen.

Der Fashion Transparency Index nimmt 250 der weltweit größten Modemarken und Einzelhandelsbetriebe unter die Lupe und findet, dass der Fortschritt insgesamt immer noch zu langsam ist - die Unternehmen erreichten eine durchschnittliche Gesamtpunktzahl von nur 23 Prozent. 20 große Marken erhielten eine Bewertung von 0 Prozent, darunter Billabong, Celio, Elie Tahari, Fashion Nova, Jessica Simpson, Koovs, Max Mara, Mexx, New Yorker, Quiksilver, Pepe Jeans, Roxy, Tom Ford, Tory Burch und Youngor. OVS erreichte mit 78 Prozent die höchste Punktzahl und einen Anstieg von 44 Prozent gegenüber 2020. Ihr folgt H&M (68 Prozent), Timberland und The North Face (jeweils 66 Prozent).

2022

Die Fashion Revolution Week konzentriert sich mit Online-Veranstaltungen und solchen vor Ort eine Woche lang auf natürliche Ressourcen und die Ausbeutung von Arbeitskräften. Angesichts von Löhnen, die noch immer nicht den Lebensbedarf von Bekleidungsarbeiter:innen decken, ruft Fashion Revolution die Good Clothes Fair Pay-Kampagne ins Leben, die auch im Fashion Revolution Index erwähnt wird.

Wie im Jahr zuvor machten Modemarken und -einzelhandelsunternehmen kaum Fortschritte bei der Offenlegung ihrer Produktionsbedingungen und Nachhaltigkeitsbemühungen. Die durchschnittliche Gesamtbewertung lag bei nur 24 Prozent – nur ein Prozent mehr als 2021. Ein Drittel der untersuchten Labels erreichten weniger als zehn Prozent, darunter Dolce & Gabbana und Valentino, und 17 große Marken wurden mit null Prozent bewertet, unter anderem Designerbrands wie Jil Sander, Max Mara und Tom Ford aber auch Fast-Fashion-Händler wie Fashion Nova, Shein und New Yorker. Drei ersten drei Marken — der italienische Einzelhändler OVS und die Einzelhandelsriesen Target Australia und Kmart Australia - befinden sich mit 78 Prozent weit über denen im Vorjahr.

2023

Fashion Transparency Index 2023 Bild: Fashion Revolution

2023 jährt sich der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes zum zehnten Mal - die Fashion Revolution Week erinnert daran und gedenkt den Arbeiter:innen mit einer Fotoausstellung. Ebenso gab es wieder Kleidertauschveranstaltungen, Workshops und Aktivitäten rund um den Existenzlohn - etwa in Form des Fair Fashion Days vor dem Europaparlament in Brüssel.

Der Fashion Transparency Index verdeutlichte den Nachholbedarf der Branche: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die durchschnittliche Gesamtpunktzahl um gerade mal 2 Prozent auf nur 26 Prozent. Jedoch erreichten zwei Marken zum ersten Mal eine Prozentzahl von mehr als 80 Prozent (OVS und Gucci). Mehr als ein Viertel (28 Prozent) oder 70 von 250 Unternehmen liegen immer noch zwischen 0 und 10 Prozent, was jedoch eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr mit 32 Prozent darstellt.

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