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Vier Pfoten-Ratgeber zu tierfreien Weihnachstsgeschenken

Von Simone Preuss

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Business

Hey, bleib mir von der Wäsche! Braun-weiße Gans. Bild: Pixabay / Pexels

Daunenfedern, die Enten oder Gänsen von allein ausgehen und aufgesammelt werden, um in Pufferjacken oder Decken gesteckt zu werden, Schafe, die in aller Ruhe geschoren werden und froh sind, ihre „Last“ loszuwerden - das sind leider alles Mythen, die Verbraucher:innen vielleicht im Kopf haben, wenn sie Produkte mit Materialien tierischen Ursprungs kaufen. Die Realität sieht jedoch anders aus und Fakt ist, dass Tiere Grausamkeit ausgesetzt sind, sobald sie kommerzialisiert werden.

Die Tierschutzorganisation Four Paws (Vier Pfoten in Deutschland) hat einen Einkaufsratgeber herausgebracht für all diejenigen, die sicherstellen wollen, dass ihre Weihnachtsgeschenke gutherziger sind und keine Tiere in Mitleidenschaft ziehen. Aber gerade Winterartikel enthalten oft (versteckte) Materialien tierischen Ursprungs.

„Wenn es draußen wieder kälter wird, decken sich viele Menschen mit neuer wärmender Winterkleidung ein. Die Hauptbestandteile von Mützen, Pullovern und Jacken sind oft tierische Materialien wie Wolle, Daunen oder Fell“, so die Tierschutzorganisation. Sie stellt tierfreundliche Alternativen vor.

Wolle

Schafwolle ist eines der am häufigsten verwendeten tierischen Materialien in der Modebranche. Aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften wird Merinowolle nicht nur für Winterkleidung, sondern auch für Sport- und Outdoor-Bekleidung, Anzüge oder sogar Stoffwindeln verwendet.

Das Hauptproblem ist jedoch das Mulesing, ein Verfahren, bei dem Lämmern (oft ohne Narkose) ein Stück des Schwanzes und Hinterteils abgeschnitten wird. So soll der Befall durch Schmeißfliegen verhindert werden, doch es gibt bessere und schmerzfreie Methoden.

Mehr als 400 internationale Bekleidungsmarken haben sich inzwischen gegen Mulesing ausgesprochen und Vier Pfoten rät Verbraucher:innen, sich vor dem Kauf von Wolle gut zu informieren und auf Zertifizierungssiegel wie den Responsible Wool Standard, Nativa oder ZQ Merino zu achten. Dies gilt auch für Mohair und Kaschmir, die inzwischen ihre eigenen Standards haben.

Daunen

Gänse- oder Entendaunen werden für Pufferjacken, Outdoor-Kleidung, Decken und ähnliche Produkte verwendet. Sie stammen in der Regel von Tieren aus Massentierhaltung, die im schlimmsten Fall lebend gerupft werden. Auch wenn es den Responsible Down Standard gibt, ist Vier Pfoten nicht davon überzeugt, „dass die derzeitigen Zertifizierungen dieses Risiko aufgrund der Komplexität der Lieferketten ausreichend mindern können“ und empfiehlt Verbraucher:innen deshalb, auf Daunen ganz zu verzichten und auf Alternativen zurückzugreifen.

Echtpelz

Pelzbesatz ist bei Winterkleidung gefragt - Mützen mit Pelzbommeln, Pelzbesätze an Kapuzen, Kragen, Handschuhen oder Schuhen sieht man immer noch häufig in den Geschäften. Oft versteckt sich hinter den mit Kunstpelz ausgezeichneten Artikeln jedoch Echtpelz, der günstiger ist. Laut Vier Pfoten wurden allein im Jahr 2022 in Pelzfarmen über 30 Millionen Nerze, Füchse und Marderhunde in überfüllten Käfigbatterien gezüchtet und für ihren Pelz getötet. „Viele weitere Arten sterben jedes Jahr für ihr Fell in Gefangenschaft oder werden mit Fallen getötet“, so die Tierschutzorganisation.

Viele Modemarken und Einzelhandelsunternehmen haben sich inzwischen dem internationalen „Fur Free Retailer Programm“ angeschlossen. Die Europäische Bürgerinitiative (EBI), die erfolgreichste im Bereich Tierschutz und die dritterfolgreichste insgesamt laut Vier Pfoten, fordert ein Verbot von Pelzfarmen und Pelzverkauf. Bislang haben 20 Mitgliedstaaten gesetzliche Beschränkungen für die Pelztierzucht erlassen.

Vier Pfoten rät: Hände weg von Pelz, da er nicht tierfreundlich produziert werden kann. Auch das Argument, dass Tierhäute ein Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie seien, macht die Sache nicht besser - leiden müssen die Tiere allemal, egal, von welcher Industrie sie ausgebeutet werden.

Alternativen

Vier Pfoten rät Verbraucher:innen, die auf die vielseitigen Eigenschaften von Wolle, Daunen und Pelz nicht verzichten wollen, zu Alternativen pflanzlichen Ursprungs, die sich gerade im Bereich Daunen mit den tierischen Produkten messen können. Hier zeichnen sich besonders PrimaLoft, Tencel Lyocell, Flwerdown oder Kapok aus - eine Hohlfaser, die aus den Schalen des tropischen Kapokbaums gewonnen wird.

Wollliebhaber:innen können Produkte aus Biobaumwolle ausprobieren, die ohne schädliche synthetische Chemikalien oder Zusatzstoffe hergestellt wird. Tencel Lyocell aus Holzzellstoff empfiehlt sich auch hier, ebenso wie innovative Materialien der nächsten Generation, etwa aus einer Mischung aus Kokosnuss und Hanfabfällen (etwa Spinnova) oder aus der Calotropis-Pflanze und regenerativer Baumwolle (zum Beispiel Weganwool).

Gute Alternativen zu Pelz sind laut Vier Pfoten Hanf oder BioFluff. Darüber hinaus kann die neueste Innovation des Unternehmens SpiberInc Pelz- und Wollmaterialien herstellen, indem es gebraute Proteinstapelfasern produziert, die durch einen Fermentationsprozess entstehen.

„Denken Sie daran, dass der beste Weg, Tierquälerei zu vermeiden, darin besteht, nach Alternativen zu suchen, denn nur pflanzliche Alternativen können Tierleid zu 100 Prozent ausschließen“, schließt die Tierschutzorganisation.

Verbraucher:innen, denen solche Alternativen zu teuer sind, sollten sich überlegen, statt mehreren finanziell günstigeren (aber Tierleid-schweren) Produkten weniger, aber überdachtere Geschenke zu geben und ihre Wahl auch zu erklären. Denn wer möchte nicht mit gut durchdachten Geschenken überrascht werden, auch wenn sie vielleicht mengenmäßig weniger sind, dafür aber länger halten und nicht auf Kosten anderer hergestellt wurden?

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