Einzel- und Großhandel – Unterschiede und Preisgestaltung
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Einzel- und Großhandel – Unterschiede und Preisgestaltung
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Was versteht man unter Einzelhandel? Und was ist eigentlich Großhandel? Welche Modemarken betreiben Einzel-, und welche Großhandel? Worin unterscheiden sich Großhandels- und Einzelhandelspreis? Diese Fragen beantwortet FashionUnited in diesem Hintergrundbeitrag.
Der Unterschied zwischen Einzel- und Großhandel
1. Definitionen
Der wesentliche Unterschied zwischen Einzel- und Großhandel in der Modebranche besteht darin, wie und an wen die Produkte verkauft werden.
Einzelhandel (oder ‘Retail’ im Englischen) bezieht sich auf den Verkauf von Kleidungsstücken an die Verbraucher:innen. Dies kann in physischen Geschäften, Onlineshops oder einer Kombination aus beidem stattfinden.
Einzelhändler sind die Unternehmen, die direkt an die Konsument:innen verkaufen. Sie selbst kaufen die Produkte von Großhändlern (oft sind dies die Modemarken) oder direkt vom Hersteller und verkaufen diese dann an die Verbrauchenden, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Einzelhandelsunternehmen sind also entweder unabhängige Einzelhändler mit einem oder mehreren Modegeschäften oder Kaufhäuser. Sie verfügen in der Regel über ein breites Sortiment an Produkten und legen Wert auf ein gutes Einkaufserlebnis und einen guten Kund:innenservice.
Großhandel (oder ‘Wholesale’ im Englischen) bezieht sich auf den Verkauf von Waren in großen Mengen an ein anderes Unternehmen, oder einen “Zwischenhändler”. Großhandelsunternehmen liefern Produkte an Einzelhandelsunternehmen wie Boutiquen, Kaufhäuser oder Onlineshops, die die Produkte dann an die Endverbraucher:innen verkaufen.
2. Welche Modeunternehmen sind im Groß- und Einzelhandel tätig?
Viele bekannte Namen in der Modeindustrie sind sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel tätig. Das bedeutet, dass sie ihre Produkte sowohl über unabhängige Einzelhändler:innen als auch über ihre eigenen Marken- oder Flagship-Stores vertreiben.
Die Eröffnung von sogenannte Flagship-Stores ist in der Modebranche eine relativ neue Entwicklung, die seit Ende der 1990er-Jahre von immer mehr Marken aufgegriffen wird. Ein gutes Beispiel sind die Sportmarken Nike und Adidas, die ihre Produkte sowohl in Kaufhäusern, Boutiquen und Sportgeschäften – also Zwischenhändlern – verkaufen, aber auch eigene Geschäfte haben, wo sie direkt an ihre Kund:innen verkaufen.
Einige Modemarken fokussieren sich mehr auf den Einzel- andere mehr auf den Großhandel, aber die meisten Brands nutzen beides, so beispielsweise Garcia, Levi's, Filippa K, American Vintage, Daily Paper, Fabienne Chapot, G-star, Ganni, Maje, Ugg, Birkenstock, Triumph, Crocs, Xandres, Dstrezzed, Louis Vuitton und Totême.
Der Text wird unter dem Bild fortgesetzt.
3. Was ist der Unterschied zwischen Großhandelspreis und Einzelhandelspreis?
Der Großhandelspreis ist der Preis, den Einzelhändler für den Kauf eines Kleidungsstücks von einem Großhandelsunternehmen oder dem Hersteller – in der Regel also der Bekleidungsmarke – zahlt.
Der Einzelhandelspreis, Endverbraucherpreis oder der empfohlene Verkaufspreis ist der Preis, den die Endkonsument:innen bezahlen, wenn sie das Produkt im Geschäft kaufen.
Wie werden diese Preise bestimmt?
Der Großhandelspreis, oder auch Wholesale-Preis, setzt sich aus den Produktionskosten, Transport- und Importkosten sowie einer Gewinnmarge für den Hersteller oder den Großhändler zusammen. Die Gewinnmarge ist das Geld, das eine Marke mit dem Verkauf eines Kleidungsstücks an den Einzelhändler verdient.
Der Einzelhandelspreis umfasst den Großhandelspreis zuzüglich der Betriebskosten des Einzelhändlers, wie Miete, Gehälter und Marketingkosten, und einer Gewinnspanne für das Einzelhandelsunternehmen. Die Gewinnspanne ist wiederum der Betrag, den der Einzelhändler mit dem Verkauf eines Kleidungsstücks an die Verbrauchenden verdient.
Wenn ein Mantel einen Großhandelspreis von 200 Euro hat, zahlt ein unabhängiger Einzelhändler der Bekleidungsmarke also 200 Euro für den Kauf dieses Mantels. In seinem Einzelhandelsgeschäft kommt der Mantel dann für 540 Euro in die Regale, da die Gewinnspanne in der Regel bei 2,7 liegt. Das heißt, dass der Großhandelspreis um diesen Faktor multipliziert wird.
Der Text wird unter dem Bild fortgesetzt.
Preisstrategie und Räumungsverkauf in der Modebranche
In einem Flagship-Store oder im Onlineshop einer Marke, erhalten Kund:innen in der Regel höhere Rabatte als beim Kauf desselben Artikels bei einem unabhängigen Einzelhändler.
Woher kommt das? Da Modemarken in ihren eigenen Geschäften und Onlineshops direkt an die Kund:innen verkaufen, umgehen sie die zusätzlichen Zwischenkosten und Gewinnmargen der Einzelhändler:innen. Dadurch haben die Marken mehr Spielraum, um Rabatte anzubieten, ohne ihre Gewinne zu schmälern.
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Ausführliche Erörterung:
- Einkaufspreis vs. Großhandelspreis: Wenn ein unabhängiger Einzelhändler Kleidungsstücke von einer Modemarke kauft, zahlt er den Großhandelspreis. Dieser Preis enthält bereits einen Aufschlag auf die tatsächlichen Produktionskosten des Artikels. Dementsprechend hat der Einzelhändler bereits einen höheren Grundpreis als die Modemarke selbst.
- Fixe Kosten: Darüber hinaus haben sowohl Einzelhändler als auch Marken-Stores ihre eigenen Betriebskosten, wie Miete, Personal und Marketing. Je nach Standort, Größe und Geschäftsmodell können diese Kosten variieren, was sich auch auf die Rabatte auswirkt, die sie anbieten können.
Möchten Sie mehr über die Preisstruktur eines Kleidungsstücks und den Produktionspreis erfahren?
Dann lesen Sie den Hintergrundartikel ‘So entsteht die Kollektion einer Modemarke
’
4. Es gibt auch Marken, die direkt an die Verbrauchenden verkauft werden
Eine Direct-to-Consumer-Marke (D2C) verkauft ihre Produkte direkt an die Konsument:innen, ohne die Einbindung von Einzel- oder Großhändlern. Dadurch hat die Marke eine direkte Beziehung zu ihren Kund:innen und kann traditionelle Vertriebskosten vermeiden. Für den Verkauf nutzen D2C-Marken häufig Online-Plattformen, eigene Geschäfte oder Pop-ups.
Direct-to-Consumer-Marken entwickeln sich seit 2010. Zu den bekanntesten Vertreter:innen gehören die Brillenmarke Ace&Tate und die Schuhmarke Allbirds.
Marken, die ihre Produkte direkt an die Verbraucher:innen verkaufen, haben mehr Flexibilität bei ihrer Preisstrategie. Sie können die Margen, die sonst an die Zwischenhändler gehen, behalten. Dadurch können sie von höheren Gewinnspannen profitieren oder ihre Produkte zu niedrigeren Preisen anbieten. Einige D2C-Marken legen ihre Kostenstruktur transparent offen, wodurch die Preisgestaltung oftmals als fairer wahrgenommen wird. So zeigt die Bekleidungsmarke Everlane ihren Kund:innen, wie viel jedes Produkt in der Herstellung kostet.
- Einzelhandel: Konzentriert sich auf die Endverbraucher:innen. Einzelhändler verkaufen Produkte direkt an die Konsument:innen.
- Großhandel: Richtet sich an andere Unternehmen, wie Einzelhändler oder Firmenkunden. Großhandelsunternehmen verkaufen in größeren Mengen als Einzelhändler.
- Direct-to-Consumer-Marken produzieren Kleidung, Schuhe und Accessoires und verkaufen diese selbst direkt an die Verbraucher:innen.
Quellen:
- Interview mit Marion und John Mulder, Inhaber:innen des Modegeschäfts Mulder Mode in Waddinxveen, November 2022.
- Teile des Textes dieses Artikels wurden mit einem automatischen KI-Tool erstellt und anschließend bearbeitet.
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Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz