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Was die Modeindustrie mit der Verschmutzung durch Mikroplastik zu tun hat (sowie alles, was man über die EU-Initiativen zur Bekämpfung von Mikroplastik wissen sollte)

Von Esmee Blaazer

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Hintergrund

Dieses Bild wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz (einem KI-Tool) erstellt, um diesen Hintergrundartikel zu illustrieren. Mikroplastik ist so klein, dass man es mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann. Bild: FashionUnited

Die Europäische Kommission hat Mikroplastik auf ihrer Agenda. Welche Initiativen gibt es, um die Freisetzung von Mikroplastik zu bekämpfen und welche Maßnahmen, um die Auswirkungen von Mikroplastik auf die Umwelt zu verringern? FashionUnited listet sie auf.

Fangen wir am Anfang an: Es geht um die Frage, was Mikroplastik ist, warum es Bedenken wegen der Umwelt gibt und welche Rolle oder welchen Beitrag die Modeindustrie zu dem Problem leistet.

Nicht die Zeit, den ganzen Artikel zu lesen? Eine Zusammenfassung finden Sie am Ende des Artikels

Inhalt

  1. Das ist Mikroplastik (und warum es bedenklich ist)
  2. Die Rolle/Beteiligung der Modeindustrie an der Mikroplastikverschmutzung
  3. Wie die Europäische Kommission das Mikroplastikproblem angehen will und was der aktuelle Stand ist

1.Was ist Mikroplastik?

Die EU definiert Mikroplastik als sehr kleine Plastikteile, die normalerweise kleiner als fünf Millimeter sind.

„Mikroplastik kann entweder hergestellt und Produkten hinzugefügt werden, um ihnen bestimmte Eigenschaften zu verleihen („absichtlich hinzugefügtes Mikroplastik“), oder es kann durch Herstellungsprozesse oder Abnutzung von kunststoffhaltigen Produkten (z.B. synthetischen Textilien) oder durch unsachgemäße Verwendung von Kunststoffen oder unsachgemäßes Recycling und Entsorgung von Kunststoffabfällen („unbeabsichtigt freigesetztes Mikroplastik“) in die Umwelt gelangen“, erklärt Rechtsanwalt Lucas Falco, der sich unter anderem mit EU-Verordnungen zu Kunststoffen und ESG auskennt, gegenüber FashionUnited.

Die Europäische Kommission plant, sowohl gegen die absichtliche als auch gegen die unabsichtliche Freisetzung von Mikroplastik vorzugehen (mehr in Abschnitt 3).

Warum ist Mikroplastik eigentlich ein Problem?

„Das Hauptproblem ist, dass diese winzigen Plastikpartikel nicht biologisch abbaubar sind. Und weil sie nicht abgebaut werden können, landen sie in der Umwelt. Mikroplastik bleibt dort für eine sehr lange Zeit, vor allem im Wasser und im Boden. Es ist eine große Bedrohung für die Natur und unsere Ökosysteme, aber es birgt auch Risiken für die menschliche Gesundheit“, erklärt Falco. Wir nehmen Mikroplastik unter anderem über unsere Nahrung und unser Trinkwasser auf.

2. Was hat die Textilindustrie mit Mikroplastik zu tun?

Wie die Textilindustrie mit Mikroplastik zusammenhängt

Die synthetische Textilindustrie gilt als einer der größten Verursacher von Mikroplastik. Falco: „Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur stammen etwa acht Prozent des europäischen Mikroplastiks, das in die Meere gelangt, aus synthetischen Textilien. Weltweit wird dieser Anteil auf 16 bis 35 Prozent . Jedes Jahr gelangen weltweit zwischen 200.000 und 500.000 Tonnen Mikroplastik aus Textilien ins Wasser.“

Zum Hintergrund:
Künstliche oder synthetische Materialien sind Rohstoffe, die von Menschen in Fabriken hergestellt werden (d.h. diese Stoffe stammen nicht aus der Natur wie beispielsweise Baumwolle und Wolle).

Mehr als die Hälfte der Rohstoffe, die heute für neue Kleidungsstücke verwendet werden, sind künstlich. Besonders beliebt ist Polyester:

Während des Herstellungsprozesses von Kleidung aus Kunstfasern und später auch in der Gebrauchsphase (vor allem beim Waschen der Kleidung, dazu gleich mehr) setzen diese Kleidungsstücke winzige Plastikpartikel frei. Bis zu 1.900 Mikrofasern können sich pro Waschgang von einem synthetischen Kleidungsstück lösen. Und unsere Waschmaschinenfilter halten diese winzigen Plastikpartikel nicht auf.

„Das meiste Mikroplastik wird beim Waschen von synthetischen Textilien freigesetzt, vor allem in den ersten fünf bis zehn Wäschen, so die Europäische Chemikalienagentur (ECHA)“, sagt Falco.

Auch das Tragen von Textilien setzt übrigens Mikroplastik frei. Das Mikroplastik gelangt (durch Abnutzung) in die Luft, wir atmen also auch Plastik ein.

3. Wie sieht es mit der Gesetzgebung aus? Welche EU-Initiativen gibt es, um die Freisetzung von Mikroplastik zu bekämpfen?

Künftige Maßnahmen, um die Auswirkungen von Mikroplastik auf die Umwelt zu verringern

„2018 hat die Europäische Kommission im Rahmen der Europäischen Strategie für Kunststoffe damit begonnen, Maßnahmen zur Verringerung der unerwünschten Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt zu prüfen“, sagt Falco. „Bis zum Jahr 2022 hat die Kommission Beiträge von Interessenvertretern zu möglichen Rechtsvorschriften zur Verringerung der ungewollten Freisetzung von Mikroplastik aus Textilien, Autoreifen und Kunststoffpellets eingeholt.“

„Speziell für Textilien erwägt die Kommission Maßnahmen wie die Förderung der Verwendung biologisch abbaubarer Fasern anstelle von synthetischen Fasern, die Festlegung von Mindestinformationen oder Kennzeichnungsanforderungen bezüglich des Ausmaßes der Freisetzung von Mikroplastik aus Textilprodukten und die Entwicklung standardisierter Messmethoden für ungewollt freigesetztes Mikroplastik. Das genaue Datum der Veröffentlichung dieser vorgeschlagenen Maßnahmen ist noch ungewiss, aber es wird erwartet, dass sie bis Ende 2023 veröffentlicht werden“, so der Brüsseler Anwalt.

Die oben genannte Gesetzesinitiative ergänzt die EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien. Darüber hinaus wird an EU-Richtlinien wie der Anti-Greenwashing-Richtlinie („derzeit im Rat der EU und im Europäischen Parlament diskutiert“) und der Green Claims-Richtlinie („ebenfalls in der Verhandlungsphase“) gearbeitet, die sicherstellen sollen, dass Verbraucher:innen faire(re) und objektive(re) Informationen über die Nachhaltigkeitseigenschaften von Produkten erhalten und „dass Nachhaltigkeitslabels auf Produkten objektiv und fair sind und die Realität widerspiegeln“.

„Während der Inhalt des Legislativvorschlags über die unbeabsichtigte Freisetzung von Mikroplastik in Textilien noch unklar ist, könnte man erwarten, dass die Kommission Anforderungen erlässt, um sicherzustellen, dass Kleidung länger getragen wird, aber auch, dass der Vorschlag Waschanweisungen/Empfehlungen für Verbraucherinnen und Verbraucher beinhaltet. Außerdem soll die Vorschrift, dass Fabriken ein Vorwaschverfahren durchführen müssen, bevor Kleidung auf den Markt gebracht werden darf, und die Förderung alternativer Rohstoffe anstelle der Verwendung synthetischer Fasern“ darin enthalten sein.

Darüber hinaus hat die Europäische Kommission im März 2022 einen weiteren wichtigen Vorschlag verabschiedet: die Kodierungsverordnung für nachhaltige Produkte. „Das Ziel dieser Verordnung ist es, die Umweltauswirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus zu verringern, indem strenge Leistungs- und Informationsanforderungen (auch Ökodesign-Anforderungen genannt) für bestimmte Produktkategorien festgelegt werden“, erklärt Falco. Die Anforderungen umfassen wichtige Nachhaltigkeitsaspekte wie die Wiederverwendbarkeit („damit meine ich, dass Produkte wiederverwendet werden sollten, zum Beispiel nach einer Reparatur, anstatt durch neue ersetzt zu werden“) und die Minimierung von Stoffen, die die Kreislaufwirtschaft erschweren. Textilien und Schuhe werden die Produktkategorien sein, die die Kommission vorrangig behandeln wird. Es wird erwartet, dass die Ökodesign-Verordnung bis Ende 2023 verabschiedet wird.

Frankreich wartet nicht auf die EU-Pläne

„Während die EU noch an Maßnahmen und Methoden zur Bekämpfung von Mikroplastikemissionen arbeitet, ist Frankreich bereits Vorreiter. Das Land möchte, dass Textilprodukte auf einem Etikett verpflichtend Informationen über ihre Umweltauswirkungen, einschließlich der Mikroplastikemissionen, sowie die Methode zur Berechnung dieser Auswirkungen enthalten. Frankreich plant, im Jahr 2024 ein Dekret zu erlassen, in dem Regeln für die Berechnung der Umweltauswirkungen von Kleidung und die Gestaltung eines Etiketts, das diese Informationen widerspiegelt, festgelegt werden.“

Wie lassen sich Mikroplastikfasern reduzieren? Das sind bereits verfügbare Innovationen/Produkte:

  • AEG hat einen Mikroplastikfilter für Waschmaschinen entwickelt. Das Produkt kann für 79 Euro über die AEG-Website gekauft werden.
  • Guppy Friend Wäschebeutel, der Mikroplastikfasern beim Waschen auffängt. Der Wäschesack kostet 29,75 Euro und kann über den Guppy Friend Webshop gekauft werden.
  • Cora Ball: ein Ball, den du in deine Wäsche geben kannst, der Mikroplastik einfängt und dessen Freisetzung verhindert. Der Ball ist für 42 Dollar über den Webshop erhältlich.

Waschmaschinen sind ebenfalls in Arbeit. Patagonia und Samsung arbeiten an einer Waschmaschine, die Mikroplastik um bis zu 54 Prozent reduzieren soll, wie die beiden Parteien im Januar letzten Jahres bekannt gaben. Die Waschmaschinen werden voraussichtlich noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Und schließlich: Es hilft auch, die Kleidung länger im Schrank zu lassen und sie weniger oft zu waschen.

Dieses Bild wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz (einem KI-Tool) erstellt, um Mikroplastik zu veranschaulichen, das beim Waschen unserer Kleidung freigesetzt wird. Bild: FashionUnited
In Kürze:
  • Mikroplastik sind winzige Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind und überall in unserer Umwelt vorkommen: an Land, im Meer und in der Luft.
  • Die Modeindustrie trägt erheblich zur Umweltverschmutzung durch Mikroplastik bei. Wenn zum Beispiel Kleidungsstücke aus Kunstfasern wie Polyester gewaschen werden, werden Mikrofasern freigesetzt und landen im Wasser. Mikroplastik ist ein Umweltproblem, weil es über Jahre hinweg bestehen bleibt und sich anreichert, was sich auf Ökosysteme, Tiere und die Nahrungskette auswirkt. Außerdem stellen sie ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar.
  • Die Europäische Kommission hat das Problem der Mikroplastikverschmutzung auf ihrer Agenda (Maßnahmen und Pläne siehe Abschnitt 3).

Quellen:
Input Lucas Falco, Rechtsanwalt bei der Brüsseler Anwaltskanzlei Edson Legal, September 2023.
ECHA, Europäische Chemikalienagentur, Hot Topic ‚Mikroplastik‘, Zugriff September 2023.
European Environment Agency briefing 'Microplastics from textiles: towards a circular economy for textiles in Europe', vom 10. Februar 2022 / zuletzt geändert am 10. Februar 2023, abgerufen am 10. September 2023.
Europäische Strategie für Kunststoffe: Europäische Kommission Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen, Eine europäische Strategie für Kunststoffe in einer Kreislaufwirtschaft, 16. Januar 2018: > Europäische Kommission EUR-lex website Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen, EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien, 30. März 2022: > Europäische Kommission EUR-lex Website Vorschlag für eine Richtlinie über die Befähigung der Verbraucher zum ökologischen Übergang und Anhang, 30. März 2022
Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Richtlinie über Green Claims, 22. März 2023
Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Verordnung über Ökodesign für nachhaltige Produkte, 30. März 2022
Positionspapier der Plastic Soup Foundation "Microfibre release from clothes after washing: Hard facts, figures and promising solutions", Mai 2017
Mark Anthony Browne,Phillip Crump,z Stewart J. Niven, Emma Teuten, Andrew Tonkin,z Tamara Galloway, und Richard Thompson (2011) , Worldwide: Sources and Sinks, Environ. Sci. Technol. 2011, 45, 9175-9179
Für Text und Bilder dieses Artikels wurde künstliche Intelligenz (openAI tools) verwendet. Der Text wurde nachträglich bearbeitet.

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