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Tipps für den Aufbau einer nachhaltigeren Garderobe

Von Esmee Blaazer

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Hintergrund
Image: Steamery via Mynewdesk PR

In dieser Hintergrundgeschichte gibt FashionUnited Ihnen Tipps an die Hand, wie Sie eine nachhaltigere Garderobe zusammenstellen, oder wie Sie Verbraucher:innen bezüglich eines nachhaltigeren Umgangs mit Mode beraten können.

Inhalt

  1. Wie man eine nachhaltigere Garderobe aufbaut
  2. Sie wollen immer noch etwas Neues? Ziehen Sie in Erwägung, Kleidung zu leihen oder gebraucht zu kaufen
  3. Würden Sie lieber neue Kleidung kaufen? Wie Sie verantwortungsbewusster einkaufen können, im Hinblick auf Mensch und Umwelt

1. Wie Sie Ihre Garderobe nachhaltiger gestalten können

Die einfachste Antwort auf die Frage, wie Sie Ihre Garderobe nachhaltiger gestalten können, ist, weniger Kleidung zu kaufen und das, was Sie haben, länger zu tragen.

„Wo kann ich nachhaltige Mode kaufen? Das ist eine Frage, die mir regelmäßig von Familie und Freunden gestellt wird“, so die belgische Nachhaltigkeitsexpertin Jasmien Wynants gegenüber FashionUnited. „Das ist eine ziemlich knifflige Frage, weil die Leute dann auf eine Liste [nachhaltiger Bekleidungsmarken] hoffen, aber eine philosophische Diskussion losgeht“, sagt sie. „Denn ob ein Kleidungsstück nun nachhaltiger ist oder nicht, wenn wir ein neues Stück kaufen, schaffen wir neue Dinge, für die wir die Erde ausbeuten. Dinge, die wir dann (zu) schnell wegwerfen.“

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die Modeindustrie gilt weithin als eine der umweltschädlichsten Industrien der Welt. Sie ist deshalb so umweltschädlich, weil Modeunternehmen eine enorme Menge an Kleidung produzieren und wir als Verbraucher:innen Kleidungsstücke kaufen, die wir oft nur selten tragen, bevor wir sie wegwerfen.

Nach Angaben von McKinsey und der Ellen MacArthur Foundation werden jedes Jahr weltweit etwa 100 Milliarden neue Kleidungsstücke hergestellt. Und eine riesige Menge gekaufter Kleidungsstücke wird weggeworfen.Einem Bericht der Ellen McArthur Foundation aus dem Jahr 2017 zufolge wird jede Sekunde das Äquivalent eines Müllwagens voller Kleidung verbrannt oder vergraben.

Bekleidungsabfälle in Großbritannien

Eine Umfrage von British Wool aus dem vergangenen Jahr ergab, dass fast zwei Drittel der Brit:innen ihre Kleidung wegwerfen, anstatt sie zu recyceln oder an Wohltätigkeitsorganisationen zu schicken. Der Umfrage zufolge besitzt ein:e durchschnittliche Brit:in zwar nur 76 Kleidungsstücke, wirft aber jedes Jahr 70 Stück weg. Eine andere Studie, die 2020 von der Amsterdamer Herrenbekleidungsmarke Labfresh veröffentlicht wurde, besagt, dass das Vereinigte Königreich nach Italien, Portugal und Österreich der viertgrößte Verursacher von Textilabfällen in Europa ist.

*Apropos Recycling:
Laut einem Bericht der Ellen MacArthur Foundation aus dem Jahr 2017 wird weniger als ein Prozent der Kleidung, die zur Wiederverwendung gesammelt wird, tatsächlich zur Herstellung neuer Kleidung recycelt. Dies liegt zum Teil daran, dass das Recycling von Kleidung schwierig ist, insbesondere die Trennung der verschiedenen Fasern, was es kostspielig und zeitaufwändig macht. Daher halten Marken es oft für einfacher, neue Stücke zu kreieren.

**Über Secondhand-Mode:
Auch die Secondhand-Märkte im Ausland sind nicht so rosig, wie man vielleicht vermutet. In der ghanaischen Hauptstadt Accra gibt es zum Beispiel einen der größten Secondhand-Märkte der Welt: Kantamanto Market. Jede Woche kommen 15 Millionen Kleidungsstücke auf den Markt. Lokale Händler:innen - 30.000 Menschen arbeiten auf dem Markt - zahlen für die Kleiderballen und versuchen, durch den Weiterverkauf der Kleidungsstücke etwas Geld zu verdienen. Nach Angaben der OR Foundation werden nur etwa 40 Prozent der auf dem Markt angebotenen Kleidungsstücke verkauft. Ein Teil davon landet auf Mülldeponien oder wird verbrannt, während ein anderer Teil in den nahgelegenen Flüssen landet und schließlich ins Meer gelangt. Bei Flut schwimmen die Kleidungsstücke an den ghanaischen Stränden an die Oberfläche und verursachen weitere Umweltschäden.

Fashion Revolution, eine Organisation, die sich für mehr Transparenz und faire Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie einsetzt, veröffentlichte im Januar 2022 ein eindrucksvolles Bild auf Instagram, das von dem Text begleitet wurde: „Entgegen der landläufigen Meinung ist es einfach (und billig!), seine Garderobe nachhaltiger zu gestalten, indem man die Kleidung trägt, die man bereits besitzt.

Im Folgenden gibt FashionUnited Tipps und Tricks, wie Sie die Lebensdauer Ihrer Kleidungsstücke in Ihrem Kleiderschrank verlängern können.

1.1 Pflegetipps zum Waschen von Kleidung

Schauen Sie sich das Pflegeetikett Ihres Kleidungsstücks an. Dort steht, wie das Kleidungsstück gewaschen, gebügelt und getrocknet werden sollte. Es ist wichtig, die Waschmethode auf das Material Ihrer Kleidung abzustimmen, damit sie länger hält.

Waschen Sie Ihre Kleidung bei einer niedrigeren Temperatur und vor allem seltener. Wenn Sie weniger waschen, behält Ihre Kleidung länger einen neuartigen Zustand. Ein weiterer Vorteil von weniger Waschen ist, dass Sie Wasser und Energie sparen und auch dadurch die Umwelt schonen: Sie verringern den CO₂-Ausstoß, und es gelangt weniger Mikroplastik ins Wasser. Sie können alternativ auch Pflegeprodukte wie Sprays verwenden, die Ihre Kleidung ohne Waschen auffrischen.

Weitere Tipps, damit Ihre Kleidung länger hält:
- Sortieren Sie die Wäsche nach Farben
- Waschen Sie die Kleidung auf links
- Verwenden Sie ein Wollwaschmittel für Wolle oder ein Feinwaschmittel für Seide und benutzen Sie biologische „Auffrischer”
- Waschen Sie Ihre empfindlichen Kleidungsstücke, wie zum Beispiel Unterwäsche, in Wäschesäcken
- Trocknen Sie Ihre Kleidung an der Luft, denn im Trockner geht Ihre Kleidung schneller kaputt
- Lassen Sie Woll- und andere Strickwaren liegend auf einem Gestell trocknen (statt hängend)
- Bügeln Sie seltener

1.2 Pflege der Kleidung

Neben dem Waschen und Trocknen ist es wichtig, die Kleidung, die Sie besitzen, gut zu pflegen. Hier einige Tipps:

Bewahren Ihre Kleidung ordentlich in einem Schrank mit verschließbaren Türen auf. So halten Sie Motten, Staub und Tageslicht fern, die Ihrer Kleidung zusetzen können. Legen Sie Seife und/oder Mottenkugeln zwischen Ihre Kleidung. Lagern Sie Ihre Winterkleidung im Sommer sauber und trocken, damit Sie sie Monate später wieder herausnehmen können und umgekehrt. Schützen Sie die Kleidung bei der Aufbewahrung, beispielsweise in speziellen Beuteln oder geschlossenen Aufbewahrungsbehältern, und denken Sie auch an Seife oder Zedernholzblöcke, um Motten fernzuhalten.

Es gibt auch spezielle Pflegeprodukte für Kleidung, wie Flecken- und Kaschmirbürsten und Pilling-Entferner, mit denen Sie die durch Reibung entstandenen Fusseln auf Strickpullovern oder Strickjacken entfernen können.

Steamery Pilling-Entferner. Foto: Steamery AB via Mynewdesk PR

Behandeln Sie Flecken so schnell wie möglich. Es gibt viele Tipps, wie man bestimmte Flecken in der Kleidung behandeln kann. Alternativ können Sie Ihre Kleidung auch so schnell wie möglich in die Reinigung bringen.

1.3 Kleidung reparieren

Wenn Sie Ihre Kleidung selbst reparieren, hält sie länger, und viele Teile sind sehr leicht zu ersetzen.

Sie können zerrissene Kleidungsstücke zu Hause an der Nähmaschine oder in einem Repair-Café oder einer Nähwerkstatt selbst reparieren. Auf der Website „Fixing Fashion“ finden Sie außerdem praktische Videos mit Nähtechniken für Anfänger:innen und Fortgeschrittene. Ziel der 2021 gegründeten Website ist es, die Reparatur von Mode wieder in den Vordergrund zu rücken und letztlich eine nachhaltigere Industrie zu schaffen.

Sie können Ihre Kleidung auch zur Schneiderei bringen. Darüber hinaus werden Reparaturmöglichkeiten heutzutage zunehmend von Bekleidungsmarken angeboten – oft auch kostenlos. Nudie Jeans zum Beispiel repariert jedes Jahr Tausende von Jeans und etwa siebzig pro Woche in den Niederlanden. Weitere Beispiele für Modemarken mit einem Reparaturservice sind Patagonia, Levi's, Scotch & Soda, Asket und G-Star.

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Das neue Reparaturzentrum von Patagonia in Amsterdam. Foto: Patagonia.
Das neue Reparaturzentrum von Patagonia in Amsterdam. Foto: Patagonia.
Die schwedische Marke Asket wird den Wiederverkauf und die Reparatur von Kleidungsstücken in einem Geschäft in Schweden anbieten. Dies ist eine Erweiterung des zirkulären Revival-Programms, das die Lebensdauer der Kleidungsstücke verlängern soll. Das Asket Restore in Stockholm wird wiederaufbereitete Kleidungsstücke anbieten, die von Askets Partnerbetrieb in der Nähe von Göteborg gesammelt und repariert wurden. Foto zeigt: Asket, The Restore. Foto: Asket

1.4 Weniger wegwerfen

Sie sollten versuchen, so wenig Kleidung wie möglich wegzuwerfen, um zu verhindern, dass sie auf Mülldeponien landet. Wenn Sie ein Kleidungsstück nicht mehr brauchen, sollten Sie es weiterverkaufen, an Freund:innen oder Verwandte verschenken oder an Secondhand-Läden oder Wohltätigkeitsorganisationen spenden. Sie können auch in Erwägung ziehen, sie an Marken zu spenden, die alte Kleidungsstücke zurücknehmen, um sie zu recyceln oder zu verwerten.

2. Mieten, leihen oder gebraucht kaufen

Brauchen Sie noch ein neues Kleidungsstück? Dann sollten Sie darüber nachdenken, Kleidungsstücke zu mieten, zu leihen oder gebraucht zu kaufen.

2.1 Mieten

Sie können heute alle Arten von Kleidung – vom Abendkleid bis zur Jeans – bei Unternehmen mieten. Es gibt spezielle Plattformen wie Rent the Runway, We Dress Collective oder Unown, aber in den letzten Jahren haben auch immer mehr Marken wie Ralph Lauren, LK Bennett und H&M ihr eigenes Mietangebot gestartet.

Obwohl Mietmode von vielen als Teil der Kreislaufwirtschaft betrachtet wird, ist sie für die Umwelt nicht komplett unschädlich, da der Hin- und Rücktransport der Produkte zu den Kund:innen mit höheren Kohlenstoffemissionen verbunden ist.

French Connection Rental. Foto: French Connection

2.2 Kauf von Secondhand-Mode

Die Menschen kaufen und verkaufen zunehmend Kleidung aus zweiter Hand. Einem Bericht von ThredUp aus diesem Jahr zufolge wird sich der weltweite Wiederverkaufsmarkt bis 2027 fast verdoppeln und einen Gesamtwert von 350 Milliarden US-Dollar erreichen. Während Sie in Secondhand-, Vintage- oder Gebrauchtwarenläden in Ihrer Nähe einkaufen können, vereinfachen Plattformen und Marken wie Vinted, Depop, H&M und Vestiaire Collective den Kauf gebrauchter Stücke online.

Doch ähnlich wie beim Mieten ist auch Secondhand-Mode nicht völlig ohne Umweltfußabdruck, da sie zumindest beim Online-Kauf mit Kohlenstoffemissionen verbunden ist, die durch Lieferung und Rückgabe entstehen.

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The RealReal x Saks. Foto: The RealReal
Modemarktplatz-App Depop. Foto: Depop

3. Sie wollen trotzdem lieber neue Kleidung kaufen? Wie Sie im Hinblick auf Mensch und Umwelt verantwortungsbewusster einkaufen können

Wenn Sie immer noch lieber neue Kleidungsstücke kaufen, als sie zu mieten oder gebraucht zu kaufen, sollten Sie die folgenden Tipps beachten, wie Sie dies auf nachhaltigere Weise tun können.

1. Denken Sie nach, bevor Sie etwas Neues kaufen. Fragen Sie sich, ob Sie es wirklich brauchen.

2. Überlegen Sie, wie oft Sie es tragen werden. Die Gründerin von Eco-Age, Livia Firth, hat eine 30-Tages-Regel aufgestellt: Kaufen Sie kein Teil, wenn Sie es nicht mindestens 30 Mal tragen werden. Ähnlich verhält es sich mit der 10-Kombinationen-Regel: Kaufen Sie nur dann etwas, wenn Sie 10 verschiedene Kombinationen mit dem Kleidungsstück und bereits vorhandenen Kleidungsstücken aus Ihrem Kleiderschrank bilden können.

3. Investieren Sie in Kleidung von guter Qualität. Wenn etwas von besserer Qualität ist, hält es auch länger. Auch wenn ein nachhaltiges Kleidungsstück teurer ist, kann es sich auf lange Sicht als kostengünstiger erweisen, wenn es länger hält als mehrere billigere Teile.

4. Kaufen Sie weniger Kleidungsstücke, die ‘trendy’ sind. Sie könnten auch in Erwägung ziehen, sich eine “Capsule Garderobe” zuzulegen – eine Garderobe, die aus etwa 30 hochwertigen Kleidungsstücken besteht, die Sie endlos kombinieren können (und daher lange tragen können). Lesetipp: The Curated Closet von Anuschka Rees

5. IWenn möglich, kaufen Sie Kleidung von nachhaltigeren Modemarken (mehr dazu in den Abschnitten 3.1 und 3.2). „Je mehr wir als Verbraucher:innen nach [nachhaltiger Mode] fragen, desto fairer und nachhaltiger wird die Bekleidungsindustrie werden”, sagte die Modejournalistin Dana Thomas in einem Interview mit der niederländischen Zeitung ‘De Volkskrant’.

3.1 Was ist eine nachhaltigere Mode?

Wenn Menschen vegane Lebensmittel kaufen, können sie davon ausgehen, dass sie zu 100 Prozent vegan sind, aber sie man ein „nachhaltiges“ T-Shirt kaufen, bleibt die Frage oft ungeklärt, ob das T-Shirt tatsächlich gut für Mensch, Tier und Umwelt ist. Obwohl immer mehr Vorschriften und Gesetze versuchen, das Problem zu lösen, gibt es in der Modeindustrie keine allgemeingültige Liste von Punkten, die ein Produkt erfüllen muss, um als „nachhaltig“ bezeichnet zu werden. Daher steht es den Modeunternehmen relativ frei, ein Produkt nach eigenem Gutdünken als nachhaltig oder grün zu bezeichnen. So kann eine Marke beispielsweise ein Kleidungsstück als nachhaltig bezeichnen, wenn es aus nachhaltigeren Rohstoffen hergestellt wurde, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass es auf umweltfreundliche Weise produziert wurde oder dass den Textilarbeiter:innen ein existenzsichernder Lohn gezahlt wird.

Die Konsequenz? Begriffe wie „öko“ und „grün“ werden inflationär gebraucht und es ist oft nicht klar, was sie wirklich bedeuten. Einem Bericht der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) zufolge sind fast 60 Prozent der Behauptungen britischer Modemarken über Nachhaltigkeit Greenwashing.

Was ist nachhaltige Mode? [Die Definition]

Nachhaltige Mode - auch wenn der Begriff noch vage ist – ist Kleidung, die mit Rücksicht auf den Planeten, die Tiere und die Menschen hergestellt wird. Das bedeutet unter anderem gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne für die Textilarbeiter:innen und eine Reduzierung der umweltschädlichen Textilien und Verfahren – vom Anbau der Rohstoffe bis zum Färben und Bedrucken.

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es „100 Prozent nachhaltig“ bei der Herstellung von Mode und Bekleidung noch nicht gibt, da der Prozess der Herstellung von etwas Neuem zwangsläufig mit dem Einsatz von Energie und damit mit Kohlenstoffemissionen verbunden ist. Vielleicht – so haben einige angemerkt – ist es daher besser, von „nachhaltiger“ zu sprechen, als einfach nur von „nachhaltig“. In Belgien zum Beispiel ist die Verwendung des Begriffs „duurzame mode“ – was so viel wie „nachhaltige Mode“ bedeutet – mittlerweile nicht mehr erlaubt.

3.2 Wie Sie umwelt- und menschenfreundlicher einkaufen

Es kann schwierig sein, herauszufinden, ob Kleidung wirklich nachhaltiger ist. Hier sind jedoch einige Tipps und Tricks, die Ihnen bei der Entscheidung helfen:

1. Beurteilen Sie eine Marke als Ganzes in Bezug auf die Nachhaltigkeit, achten Sie nicht nur auf einen Aspekt. Machen Sie Ihre Hausaufgaben. Lesen Sie auf den Websites der Marken mehr über deren Nachhaltigkeitspolitik. „Ein Unternehmen, [das es ernst meint mit der Nachhaltigkeit], sagt nicht nur, was es bereits tut, sondern auch, wo es noch Defizite hat und wie es seine Ziele erreichen will”, sagte die niederländische Nachhaltigkeitsexpertin Marieke Eyskoot der Zeitung Het Parool.

2.Schauen Sie sich auf nachhaltigeren Einkaufsplattformen um, wie Project Cece, Good on You und True Cost Label. Auf einigen der oben genannten Websites können Sie eine kuratierte Liste nachhaltiger Modemarken durchsuchen und sich einen genaueren Überblick über die Maßnahmen verschaffen, die diese Marken ergreifen, um ihre Produkte so umwelt-, tier- und menschenfreundlich wie möglich zu gestalten.

3. Sehen Sie sich die zertifizierten Bekleidungslabels an.

Es gibt Hunderte von Nachhaltigkeitssiegeln in der Mode- und Textilbranche, aber hier ist eine Liste mit den bekanntesten. Es ist jedoch zu beachten, dass die Erlangung einer solchen Zertifizierung kostspielig sein kann, insbesondere für kleinere Marken mit geringeren Budgets.

4. Prüfen Sie auf dem Etikett, aus welchen Materialien das Kleidungsstück hergestellt ist.

Versuchen Sie, synthetische oder künstlich hergestellte Materialien wie Polyester zu vermeiden. Das Gleiche gilt für Kleidungsstücke aus gemischten Materialien, da diese, wie Sie wissen, nicht ohne weiteres recycelt werden können (siehe Kasten 1). Apropos recycelt: Wenn auf einem Kleidungsstück steht, dass es ‘recyceltes Plastik ’ enthält, ist es in der Regel nicht aus ausrangierten und recycelten Kleidungsstücken hergestellt, sondern oft aus alten PET-Flaschen.

5. Was sagt das Etikett des Kleidungsstücks über die Nachhaltigkeit aus?
Das Preisschild sagt nicht viel über die Haltbarkeit aus. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass sehr billige Kleidung, zum Beispiel ein T-Shirt für fünf Euro oder eine Jeans für zwanzig bis dreißig Euro, nicht nachhaltig ist. Die niederländische Nachhaltigkeitsexpertin Willa Stoutenbeek erklärte in der niederländischen Zeitung Het Parool: „Wenn die Leute fragen, ob nachhaltige Mode auch billig sein kann, drehe ich die Frage immer um: Kann billig auch nachhaltig oder fair sein? Und dann lautet die Antwort nein. Wenn jeder in der Kette fair bezahlt wird, dann zahlt man einen echten Preis, und das sind wir nicht mehr gewohnt.“ Aber ein höheres Preisschild bedeutet nicht gleich einen fairen Preis für die Textilarbeiter:innen, oder dass die Bekleidungsmarke in anderer Hinsicht nachhaltiger ist. Denn bei teureren Modemarken zahlt man auch für den Markennamen.

6. Stellen Sie Fragen
Stellen Sie der Modemarke oder dem Personal im Geschäft Fragen zur Nachhaltigkeit. „Das Ladenpersonal sollte in der Lage sein, Ihnen grundlegende Informationen zu geben und Sie an die richtigen Personen oder Quellen zu verweisen, bei denen Sie alle Informationen zur Nachhaltigkeit der Marke finden können", meint Wynants. Ein weiterer Vorteil des Fragenstellens ist, dass es wichtige Themen ins Rampenlicht rückt und den Druck auf die Marken erhöht, ihre Arbeitsabläufe und Transparenz zu verbessern. (Dies ist auch die Botschaft, die die berühmte Kampagne #Whomademyclothes von Fashion Revolution zu verbreiten versucht).

I#Whomademyclothes Kampagne Fashion Revolution. Foto: Fashion Revolution
Textilarbeiter:innen in Asien. Foto: Organic Clothing via Fashion Revolution

7. Entscheiden Sie sich für „Slow Fashion“ oder „Made to Order“.

Slow Fashion entstand als Reaktion auf Fast Fashion und sogenannte „Wegwerfmode“ und zeichnet sich durch saisonunabhängige Kollektionen aus, bei denen Handwerkskunst und Qualität im Mittelpunkt stehen. Denken Sie auch an Kleidung Made to Order, die also nicht vorproduziert wird, sondern erst nach Ihrer Bestellung gefertigt wird, ähnlich wie bei einer Schneiderei.

Das Dilemma des Konsums

Sollten wir uns jedes Mal schuldig fühlen, wenn wir Kleidung kaufen? Wahrscheinlich nicht.Denn wenn niemand mehr neue Kleidung kaufen würde, wären die Textilarbeiter:innen die Hauptleidtragenden.

Sollten wir nach den billigsten Angeboten suchen und den Preis als einziges Kaufkriterium verwenden? Besser nicht. Der Kauf von Kleidung ist kompliziert geworden, es muss ein neues Gleichgewicht gefunden werden.

Was wir tun können, ist, fundierte Entscheidungen zu treffen; wir können uns über die Marken informieren, die wir mögen und die wir nicht mögen. Wir können die Marken kaufen, die wir unterstützen wollen, und sie wissen lassen, dass wir ihre Bemühungen zu schätzen wissen. Wir können sie wissen lassen, dass wir als Verbraucher:innen mehr Transparenz wollen und dass wir wissen wollen, wer unsere Kleidung hergestellt hat und ob diese Menschen von ihrem Gehalt gut leben können.

Wir schließen mit einer guten Nachricht: Den Menschen ist es nicht egal, wenn sie es wissen.

Erinnern Sie sich an das 2-Euro-T-Shirt-Sozialexperiment aus dem Jahr 2015 von Fashion Revolution?

Film- und Lesetipps über die „dunkle“ Seite der Modeindustrie
Film :

Quellen:

- FashionUnited Interview mit Jasmien Wynants, einer freiberuflichen Expertin für nachhaltige Mode (u.a. als Nachhaltigkeitsmanagerin bei der belgischen Modemarke Xandres), 2. Januar 2023
- Der Artikel 'Dana Thomas hofft, dass gute Mode in zwanzig Jahren so üblich sein wird wie Bio-Lebensmittel' der niederländischen Zeitung De Volkskrant, Lisa Koetsenruijter, 2. Oktober, 2019
- Der Artikel 'Old-fashioned repair should make five-euro shirts obsolete' von der niederländischen Zeitung Het Financieele Dagblad, 29. Juni 2022
- Instagram Post 'What people think sustainable fashion is, What sustainable fashion actually is' von Fashion Revolution, 17. Januar 2022 - Report 'A New Textiles Economy: Redesigning Fashion's future" von der Ellen MacArthur Foundation, 28. November 2017
- Bericht "Pulse of the Fashion Industry" von der Global Fashion Agenda und The Boston Consulting Group, 2017
- Fashion Industry Special der niederländischen Zeitung NRC, insbesondere die Artikel "Old textiles rarely become new clothes" von Liza van Lonkhuyzen, "A repaired jacket prevents a lot of CO2" von Juliët Boogaard und "The most sustainable piece of clothing? That's already in your closet' von Joost Pijpker und Juliët Boogaard, 7. und 8. Januar 2023 - Artikel 'There is no excuse for using the world as a dumping ground' von Sarah Vandoorne, 30. Juni 2022
- Origin Africa, The OR Foundation, von Origin Team, 16. Mai 2021
- Weblog 'Fossil-free fashion' von Paulien Harmsen, senior researcher sustainable textiles, Wageningen University & Research (WUR), vom 15. Oktober, 2021, aktualisiert am 2. Februar 2022
- Artikel "Designerkleider und Jeans sind die neuesten Mitglieder der Sharing Economy" von NOS Nieuws, Susan Sjouwerman, 22. Dezember 2019
- Artikel "Umweltbewusste junge Menschen kaufen ihre Kleidung zunehmend aus zweiter Hand" von der niederländischen Zeitung Trouw, Barbara Vollebregt, 16. Oktober 2020
- Blog "So erkennen Sie Qualität" von der niederländischen Website Milieu Centraal, Emy Demkes.
- Artikel 'Brainwashed by fashion brands: 'Sustainable clothing should be the norm instead of a rack in the store' von der niederländischen Zeitung Het Parool, Esther Muller, 9. Juni 2022
- Artikel 'How sustainable is our clothing (not so much)', von der niederländischen Online-Zeitung Nu. nl, Gea Bruinsma, 15. Oktober 2018
- Praktischer Leitfaden 'Good practices on environmental claims' des belgischen FÖD Wirtschaft, 14. Juni 2022
- Artikel aus dem FashionUnited-Archiv von Sarah Vandoorne, Nora Veerman, Marthe Stroom, Simone Preuss, Caitlyn Terra, Natasja Admiraal und Gastautor Köster Advocaten, u.a. & die Global Fashion Industry Statistics.

Foto: Steamery via Mynewdesk PR

Dieser Artikel wurde zuerst auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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