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Tech for Retail: Welche Innovationen können den Einzelhandel unterstützen?

Von Florence Julienne

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Einzelhandel
Bild: Florence Julienne. Tech for Retail. Accenture

Unter den digitalen Werkzeugen, die auf der Tech for Retail, der Technologiemesse für den Einzelhandel, ausgestellt wurden, haben einige unsere besondere Aufmerksamkeit erregt. Einige Technologien erreichen nicht nur die Endverbraucher:innen besser, sondern präsentieren auch Lösungen für wiederkehrende Probleme, mit denen der Handel, ob physisch oder online, konfrontiert ist.

Die zweite Ausgabe der Tech for Retail – eine Fachmesse, die den technologischen und digitalen Innovationen für den Einzel- und den Onlinehandel gewidmet ist – fand am 28. und 29. November 2022 in Paris statt. Unter den 200 Ausstellenden waren einige, die speziell die Modebranche im Visier haben, darunter zum Beispiel Chapsvision, ein Unternehmen, das mit der LVMH-Gruppe, Longchamp, SMCP (Sandro, Maje, Claudie Pierlot, Fursac), Louis Pion, Carré Blanc, Zadig & Voltaire oder The Kooples zusammenarbeitet.

Courtesy of Florence Julienne. Tech for Retail. Chapvision

Daten, um die Bedürfnisse der Verbraucher:innen besser zu verstehen

„Unsere Mission ist es, die Customer Journey bei Luxus- und Facheinzelhandelsketten zu verbessern“, heißt es am Stand. „Wir machen 'Digital in Store'“. Das bedeutet, dass Chapsvision den Geschäften einen Tablet-PC zur Verfügung stellt, der die digitalen Daten potenzieller Kund:innen mit den im Geschäft gesammelten Daten verbindet: Einkaufsgewohnheiten, Konsumverhalten und andere wichtige Parameter. Die Verkaufsmitarbeitenden erhalten so zusätzliche Argumente, um Artikel zu empfehlen.

Das ebenfalls datenbasierte französische Start-up Greenmetrics hat automatisierte Bewertungswerkzeuge entwickelt, um die Reduzierung der Auswirkungen von Onlinepräsenzen zu gewährleisten, „eine SaaS-Lösung zur Messung, Steuerung und Reduzierung der CO2-Bilanz einer Website bei gleichzeitiger Optimierung ihrer Leistung“, heißt es dort.

Bild: Tech for Retail

Von einer besseren Lagerverwaltung zur Produktionskontrolle

SoCloz ist ein Unternehmen, das im Bereich Lagerverwaltung eine Antwort auf konkrete wirtschaftliche und ökologische Fragen bietet: Wie kann man die Waren auf umweltfreundliche Weise verkaufen und gleichzeitig die Lagerfläche optimal nutzen? Die Order-Management-Software vereinheitlicht die Bestände in den Geschäften und Lagern ermöglicht den Unternehmen neue Möglichkeiten: Online-Reservierung, Click-and-Collect, Ship-from-Store, Omnichannel-Rückgabemanagement, Bestellungsannahme im Geschäft und vieles weitere. Diese Vereinheitlichung ermöglicht nicht nur eine bessere Kontrolle über den Eingang und Ausgang von Bestellungen, sondern generiert laut SoCloz auch einen zusätzlichen Umsatz von bis zu 20 Prozent.

Das Thema Lagerbestände fordert dazu auf, Produktionssysteme zu hinterfragen, die zu oft zu Überproduktion führen. Ein Problem, das durch Technik gelöst werden kann. Auf der Messe zeigte das Beratungsunternehmen Accenture, welche Fortschritte es im Bereich der Digitalisierung von Geschäften in Sachen technologischer und menschlicher Transformation gegeben hat: Das Design von digitalen Zwillingen für Prototypen und die Personalisierung von Artikeln; Entmaterialisierung, um Platz in den Geschäften zu schaffen und es den Angestellten zu ermöglichen, mehr Zeit mit der Verkaufsberatung zu verbringen; und natürlich Metaverse-Technologien, die es der Kundschaft beispielsweise ermöglichen, ein Kleidungsstück an ihrem Avatar anzuprobieren, ohne die Warteschlange an den Umkleidekabinen oder den ökologisch bedenklichen Hin- und Rückversand im E-Commerce.

Tech for Retail. Courtesy of CircularX

Förderung der Kreislaufwirtschaft und Schutz von Designs vor Fälschungen

Da das Budget für diese Innovationen jedoch nicht für alle erschwinglich ist, muss kurzfristig eine Abkehr vom linearen Wirtschaftsmodell (Kaufen - Verbrauchen - Wegwerfen), das unsere Konsumgesellschaft ins Chaos stürzt, hin zu einer stärkeren Kreislaufwirtschaft (Wiederverkauf, Recycling, Upcycling) entwickelt werden.

Daran arbeitet CircularX, ein Start-up, das wir auf der Messe trafen: „In vielen Produktkategorien, einschließlich Mode, wird der Markt für gebrauchte Produkte den Markt für neue Produkte in nur wenigen Jahren überholen. In diesem Zusammenhang ist es für die Marken zwingend erforderlich, sich schnell auf diese neuen Modelle einzustellen. Einige haben dies verstanden und setzen sich schon sehr ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele, die bei einigen bis 2030 25 Prozent ihres Gesamtumsatzes ausmachen sollen. Mit der digitalen Lösung dieses französischen Unternehmens können Marken Omni-Channel- und Rückkaufprogramme starten und so den gesamten Wert des Gebrauchtwarenmarktes nutzen. Mit anderen Worten: Sie werden nicht mehr von den Secondhand-Plattformen wie Vinted und Vestiaire Collective überholt, die den Marken Marktanteile für ihre eigenen Artikel abjagen. „CircularX enthält alle Schlüsselfunktionen, um Secondhand erfolgreich zu machen und ein End-to-End-Rücknahmeangebot zu betreiben.“

Wer den Einzelhandel schützen will, muss auch gegen Fälschungen vorgehen, die eine der größten Geißeln des Online-Handels sind. Das Unternehmen MarqVision ist auf die Suche nach gefälschten Produkten spezialisiert. Hierzu nutzt das multinationale Unternehmen Künstliche Intelligenz. Der Algorithmus durchsucht das Internet rund um die Uhr und konzentriert sich auf verdächtige Fotos und Texte. Dann erstellt er Listen, die an die Marktplätze gesendet werden, damit diese die beanstandeten Artikel entfernen. Wenn sie nicht auf den Marktplätzen, sondern beispielsweise in Sozialen Netzwerken, gehostet werden, wird die Auflistung an Google weitergeleitet, damit die Links nicht mehr angezeigt werden.

Bild: Florence Julienne. Tech for Retail. Start up Village

Start-ups bringen mehr Menschlichkeit in den Allprozess

Da es in diesem Artikel darum ging, die auf der Messe entdeckten Innovationen aufzuspüren, haben wir uns viel im Bereich Start-up-Village umgesehen, das neue Ideen und Konzepte ins Rampenlicht stellt. Dies ist auch der Fall bei AlloReview, einem jungen französischen Unternehmen, das erst zwei Jahre alt ist und eine Software entwickelt hat, die es Menschen ermöglicht, online bei gekauften Artikeln einen gesprochenen Kommentar zu hinterlassen. Alle Sprachnachrichten werden von AlloReview analysiert und AlloReview sendet dann eine Art Podcast, ein Feedback zum Einkaufserlebnis, an seine Kundschaft. Die Software erkennt derzeit jedoch nur 20 Prozent des emotionalen Anteils einer Aussage. Was die Humanisierung angeht, so bietet Onepilot eine Lösung: einen ausgelagerten Kundensupport, bei dem mehr als 700 menschliche Mitarbeitende rund um die Uhr Fragen beantworten.

Man kann den Fortschritt nicht aufhalten, man kann nur seinen Lauf kontrollieren. Es scheint, als seien die meisten Ausstellenden der Tech for Retail ausgezeichnete Partner für einen Eintritt in den Einzelhandel 3.0.

Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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