Von der Idee zur Umsetzung: Fair Fashion Start-Up Badalna
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Fair geht nicht? Gibt’s nicht. Jedenfalls nicht für Rico Gärtner. Mit seiner Idee, fair und nachhaltig produzierte Businessmode zu entwickeln, will er den Beweis antreten, dass faire Produkte machbar sind und dennoch erschwinglich sein können. Sein Projekt „Badalna“ befindet sich gerade in der entscheidenden Phase.
In zwei Wochen ist es soweit. Dann weiß Rico Gärtner, ob seine Idee – zumindest im ersten Anlauf – funktionieren wird: Am 13. August endet die Kickstarter Kampagne, über die die Produktion seiner ersten Businesshemden vorfinanziert werden soll. Mindestens 35.000 Euro müssen zusammenkommen, dann ist die kritische Größe von 500 Hemden erreicht und die Produktion in Indien kann starten. Badalna ist der Name seiner Kollektion, die sich in diesem ersten Schritt noch auf ein Businesshemd beschränkt. Ein junger, moderner Look, hochwertige Materialien und eine GOTS-zertifizierte Supply Chain sollen es zu einer nachhaltigen Alternative zu den gängigen Businesshemden am Markt machen. Langfristig soll daraus eine ganze Businesskollektion entstehen. Badalna ist Hindi und heißt: etwas verändern. Genau darum geht es.
Der Weg bis hin zum Produkt war alles andere als leicht, aber das war Gärtner und seinen Mitstreitern von Anfang an klar. „Wir haben wohl einen eher ungewöhnlichen Prozess für unser Start-up gewählt“, erklärt Gärtner. „Bevor wir auch nur ein Kleidungsstück zum Verkauf geben, wollen wir vorher genau wissen mit wem wir zusammenarbeiten. Unser Ideal ist es, die Supply Chain vom Baumwollfeld bis zum Kunden transparent abzubilden und vor allem zu verbessern. Unser großes branchenfremdes Vorbild ist Fairphone aus den Niederlanden.“ Die Idee zu einem fair und nachhaltig produzierten Businesslabel hatte er schon lange. Um sie in die Tat umzusetzen, schrieb er sich zum Masterstudiengang an der Antwerp Management School ein und machte die Idee zu seiner Studienarbeit, in deren Rahmen er das Label „Badalna“ unter fachkundiger Unterstützung von Grund auf aufbauen und entwickeln konnte. Inzwischen ist das Studium abgeschlossen und Badalna ein echtes Start-up.
Indien ist das Land, in dem die Produktion stattfinden wird. Über vier Monate sind Gärtner und seine Studienkollegen Anfang des Jahres auf ihrer „Road to Fair Fashion“ durch Indien gereist, haben Firmen besucht und sich ein Bild gemacht von der kompletten Supply Chain. Dem gingen etwa 1.000 Emails voraus und etliche Skype-Telefonate mit möglichen Zulieferern. Wichtig war es, eine Wertschöpfungskette aufzubauen, die eine faire Bezahlung der Arbeiter sicherstellt und gleichzeitig ökologische Kriterien erfüllt. „Wir wussten, dass der Mindestlohn in Indien bei ungefähr 7.000 Rupees im Monat liegt - das sind ca. 93 Euro. Dies variiert jedoch von Staat zu Staat. Die Unternehmen, die wir besucht haben, haben alle mindestens diesen Lohn gezahlt, die meisten zusätzlich noch ein 13. Monatsgehalt als Sonderzahlung oder eine Bezahlung bis zu 9.000 Rupees im Monat“, erklärt Gärtner. „Wir wussten auch, dass wir nicht nach Indien reisen und verlangen können, dass alle Löhne um x Prozent angehoben werden“, so Gärtner weiter. Es ging also auch darum, jemanden zu finden, der das Projekt gut fand, glaubwürdig war und bereit zu einer langfristigen Zusammenarbeit. Um jenseits der regulären Löhne den Angestellten dennoch Gutes tun zu können, bietet Gärtner seinen Produktionspartnern die Realisierung sozialer Projekte an. Das kann z.B. die Weiterbildung der Angestellten sein oder Zuschüsse zur Schulbildung.
Inzwischen ist klar, ein Badalna Businesshemd wird aus 100 Prozent Organic Cotton produziert, und die gesamte Wertschöpfungskette ist GOTS-zertifiziert. „Wir selbst sind noch nicht zertifiziert, das ist für ein Start-up wie Badalna noch zu teuer“, erklärt Gärtner. Die Färbung erfolgt im geschlossenen Wasserkreislauf mit umweltfreundlichen Methoden, die Energie wird über Windkraft erzeugt. Vom Anbau der Baumwolle bis hin zur Konfektion ist alles transparent und über die Badalna Website und die sozialen Medien im Internet nachlesbar. So soll es auch in Zukunft bleiben.
79 Euro wird das Hemd im Direktvertrieb kosten. Ein Verkauf über Händler ist nicht geplant, „weil das Hemd dann zu teuer würde“, so Gärtner. 10 Euro vom Verkaufspreis fließen zudem in die oben erwähnten sozialen Projekte. Je mehr Geld über das Crowdfunding eingesammelt wird, desto umfangreicher kann die erste Produktpalette ausfallen. Pro 5.000 Euro Schritt an Mehreinnahmen sind mehr Farben und Schnittvarianten möglich sowie ein Frauenmodell. Um bekannter zu werden tourt Rico Gärtner gerade durch Deutschland und präsentiert seine Prototypen und das Konzept in Pop-up Stores in München, Stuttgart, Berlin und Hamburg. Good Luck!
Fotos: Rico Gärtner / Badalna