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Mitgründerin der Resale-Plattform für Kinderkleidung Dotte: „Die Idee entstand aus wahrer elterlicher Frustration"

Von Rachel Douglass

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Einzelhandel |Interview

Bild: Marks & Spencer x Dotte

Die Resale-Plattform Dotte wurde während dem Höhepunkt der Pandemie gelauncht und fiel mit dem schnellen Aufstreben von Wiederverkaufs-Modellen als Alternative des Einkaufens zusammen. Im Gegensatz zu anderen Plattformen entschieden sich die Gründerinnen und Mütter Samantha Valentine und Louise Weiss jedoch dafür, sich ganz auf den Wiederverkauf von Kinderkleidung zu konzentrieren, einen weitgehend unerschlossenen Markt im Secondhand-Sektor.

„Die Idee entstand aus ehrlicher elterlicher Frustration", sagte Weiss, Mutter von zwei Kindern, in einem Gespräch mit FashionUnited. Das Duo erklärte, dass der Schock über die erschreckende Geschwindigkeit, mit der ihre Kinder aus ihrer Kleidung herauswuchsen, sie dazu veranlasste, die Plattform zu gründen.

Kürzlich ging Dotte eine Partnerschaft mit dem britischen Handelskonzern Marks & Spencer ein. Marks & Spencer schloss sich dabei dem Resale-Kollektiv der Plattform an, das aus einer Gruppe nachhaltiger Markenpartner:innen besteht, die es den Verbraucher:innen ermöglichen, Marken-Kinderkleidung im Tausch für Rabatte in den Läden weiterzuverkaufen.

Während Dotte auf ein bevorstehendes Crowdfunding hinarbeitet, sprach Weiss mit FashionUnited über die Bedeutung zugänglicher Kreislauf-Lösungen, die Möglichkeiten des Wiederverkaufs von Kinderbekleidung und die Zukunft der Plattform in diesem boomenden Markt.

Woher kam die Idee für Dotte? Warum haben Sie sich speziell für Kinderbekleidung entschieden?

In den ersten zwei Lebensjahren wachsen Kinder um mehr als sieben Größen, und die Geschwindigkeit, in der die Kleidung zu klein wird, ist alarmierend. Wenn Eltern zum ersten Mal Kinder haben, machen sie sich viel mehr Gedanken über Nachhaltigkeit, weil sich ihr Konsum auf eine ganze andere Generation ausdehnt.

Bild: Marks & Spencer x Dotte

Das war bei uns der Fall. Als wir Kinder bekamen, waren wir wirklich beunruhigt über die Wachstumsschübe und frustriert, weil wir keine Möglichkeit hatten, all die Kleidung loszuwerden. Man kann sie an einige Wohltätigkeitsläden schicken, aber einige nehmen sie nicht an und man weiß nicht, wo sie tatsächlich landen. Also haben wir beschlossen, eine Plattform aufzubauen, auf der wir sie verkaufen können.

Wer ist der oder die typische Dotte-Kund:in?

Unsere Kund:innen sind in der Regel modebewusst, versiert und überwiegend Mütter. Wir haben uns vorgenommen, sehr geschlechtsneutral zu sein, aber es ist nun mal so, dass meistens Frauen für ihre Kinder einkaufen. Tatsächlich sind 96 Prozent unserer Nutzer:innen weiblich. Der Hauptgrund, warum sie Kleidung verkaufen, ist, dass sie sich wirklich Sorgen um unseren Planeten machen. Sie wollen etwas verändern, um ein nachhaltigeres Familienleben zu führen – das liegt ihnen sehr am Herzen. Wir sind hier, um sie bei den kleinen Schritten zu unterstützen. Vor allem, was ihre Garderobe und ihre Mode betrifft.

Wie würden Sie die Grundwerte von Dotte definieren?

Es geht darum, unsere Gemeinschaft an die erste Stelle zu setzen. Alles, was wir tun, ist auf unsere Gemeinschaft ausgerichtet. Wir haben viele Inhalte in unseren sozialen Medien, die von dieser Gemeinschaft erstellt wurden – Eltern, die mehr über nachhaltige Hacks für ihre Garderobe wissen, als wir selbst. Wir teilen viele Inhalte. Das ist einer der Gründe, warum wir so gut wachsen: unsere Community spricht über Dotte, sie lieben, was wir tun. Wir versuchen also wirklich, Dotte so zu gestalten, wie sie es wollen und brauchen.

Bild: Marks & Spencer x Dotte

Sie betreiben auch ein Resale-Kollektiv. Warum haben Sie sich für diese Art von Geschäftsmodell entschieden?

Wir versuchen, realistisch mit der Tatsache umzugehen, dass Eltern nicht immer aus zweiter Hand kaufen – sie werden auch mal Neues kaufen wollen. Wir versuchen, die Menschen zu mehr Nachhaltigkeit zu ermutigen, und das muss nicht nur schwarz oder weiß sein. Wir wollten mit Marken zusammenarbeiten, von denen wir wissen, dass sie sich für eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Herstellung von Kleidung einsetzen. Wir wollen sie aufwerten und unserer Gemeinschaft sagen, dass sie, wenn sie neue Kleidung kaufen wollen, in diese Marken investieren sollten. Sie werden mit geringeren Auswirkungen hergestellt und sind für den Wiederverkauf besser geeignet.

Es gibt eine Reihe von Kriterien, nach denen wir Marken prüfen, bevor wir uns für eine Zusammenarbeit mit ihnen entscheiden. Wir werden die offizielle Stelle für den Wiederverkauf dieser Marke, und die Marke wird in ihrer Gemeinschaft für uns werben und ihre Kund:innen ermutigen, die Lebensdauer ihrer Produkte zu verlängern. Die Marke belohnt diese Kund:innen, indem sie ihnen Rabatte für neue Kleidung gewährt. Für die Marken ist das eine Möglichkeit, ihren ökologischen Fußabdruck noch weiter zu verringern.

Bild: Little Loves Cornwall

Gibt es noch andere Art und Weisen, wie sich Dotte von anderen Wiederverkäufern unterscheidet?

Wir sind so ziemlich die einzige Wiederverkaufs-Seite, die sich auf Kindermode spezialisiert hat. Es gibt einige Marktplätze, auf denen man Kleidung und eine gebrauchte Milchpumpe oder einen Kinderwagen kaufen kann – es gibt so viele Babyartikel, die geteilt und wiederverwendet werden müssen, dass es hier ein riesiges Potential gibt.

Wir setzen uns sehr dafür ein, dass Dotte eine Mode-Destination wird. Heutzutage sind Eltern sehr stilbewusst. Sie wollen ihre Garderobe selbst zusammenstellen. Sie möchten die Mode als Möglichkeit nutzen, dass Kinder ihre Persönlichkeit entdecken und mit ihrer Identität spielen, die sich im Laufe der Kindheit entwickelt. In dieser Zeit wollen wir für sie da sein.

Deshalb haben wir Serviceangebote wie unseren Personal Shopper, bei dem Sie Details über Ihr Kind und den Vorlieben eingeben können, um Dinge zu finden, die der Persönlichkeit und den Vorlieben entsprechen. Denn glauben Sie mir, sie können schon im Alter von zwei Jahren einen ausgeprägten Geschmack haben.

Hat das Wiederverkaufs-Modell seit dem Start irgendwelche Herausforderungen mit sich gebracht?

Nein, der Wiederverkauf wird einfach immer relevanter für unseren Lebensstil. Die Pandemie hat die Menschen dazu gebracht, sich mit den Auswirkungen unseres Handelns auf den Planeten zu befassen, und es gab einen enormen Boom beim Wiederverkauf, da die Menschen wirklich zum Handeln angespornt wurden. Es gab auch die Annahme, dass nachhaltige Mode oft etwas exklusiv oder nicht zugänglich sei, weil sie von kleineren Lieferant:innen stammt. Durch den Wiederverkauf wird nachhaltige Mode für alle zugänglich, was bedeutet, dass wir eine größere Wirkung erzielen können.

Wo sehen Sie Dotte in der boomenden Zukunft des Wiederverkaufs?

Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres die Nummer eins für den Kauf und Verkauf von gebrauchter Kindermode in Großbritannien sein werden, und wir sind auf dem besten Weg dahin. Wir haben bereits jetzt die größte soziale Fangemeinde aller Wiederverkaufs-Plattformen für Kinderbekleidung in Großbritannien und wir haben mehr Markenpartner:innen als die anderen.

Wir wollen uns auch auf die USA und Europa konzentrieren. Unser Ziel ist es, die Nummer eins für Second-Hand-Mode für Kinderbekleidung in der Welt zu werden.

Bild: Cub Pudding

Glauben Sie, dass der Wiederverkauf die Lösung für Fast Fashion ist?

Ich glaube nicht, dass es nur eine Lösung gibt. Ich denke, es wird verschiedene Optionen geben. Unsere Kleiderschränke werden aus gemieteten, geliehenen, wiederverkauften, gebrauchten, reparierten oder maßgeschneiderten Sachen bestehen. Ich glaube auch, dass wir nicht mehr mit leeren Händen in die Geschäfte gehen und mit Taschen voller Kleidung zurückkommen werden. Ich denke, man wird seine Kleidung mitnehmen und tauschen – eher ein Tauschgeschäft, als dass man ständig neue Sachen kauft. Ich glaube, das wird die Art, wie wir einkaufen, völlig verändern.

Haben Sie für das kommende Jahr irgendwelche aufregenden Pläne für Dotte?

Am 25. April werden wir eine Crowd-Raiser-Aktion starten. Das bedeutet, dass jeder in Dotte investieren und sich an den Investitionen in die Kreislaufwirtschaft und den boomenden Wiederverkauf beteiligen kann. Wir haben unsere Community aktiv eingeladen, zu investieren – wir haben bereits 300 Zusagen.

Das war eine ganz natürliche Entscheidung. Da Dotte eine Gemeinschaft zu Grunde liegt, die uns beim Aufbau des Unternehmens geholfen hat, war es nur richtig, ihr die Möglichkeit zu geben, Anteile an Dotte zu halten. Wir haben seither eine sehr positive Resonanz erhalten. Ich denke, es ist nur fair, sie an dem Unternehmen teilhaben zu lassen.

Der Grund für die Kapitalerhöhung ist, dass wir in diesem Jahr eine App auf den Markt bringen werden, was ein großer Schritt für uns ist und der wichtigste Wunsch unserer Gemeinschaft. Die App wird es noch einfacher und schneller machen, herausgewachsene Kinderkleidung weiterzuverkaufen.

Außerdem sind wir vor kurzem eine Partnerschaft mit Marks & Spencer eingegangen und wir werde in diesem Jahr eine weitere große Kindermode-Marke in unser Programm aufnehmen.

Bilder: Claude

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk. Übersetzung und Bearbeitung: Karenita Haalck

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