Mangelwirtschaft im Ladenbau: Die Materialien fehlen – Deutscher Ladenbau-Verband zieht Bilanz
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Wer als Einzelhändler die aktuelle Flaute im stationären Handel zum Umbau des Ladengeschäfts sinnvoll nutzen möchte, steht jetzt vor einem neuen Problem: Materialknappheit. Wie der Verband Deutscher Ladenbau in seiner aktuellen Mitgliederzeitschrift DLV Insider darstellt, fehlt es gerade an allen Enden.
Holzpreise haben sich verdoppelt
„Wie überall in der Baubranche ist auch im Ladenbau ein Thema vorherrschend: Materialknappheit“, erklärt Carsten Schemberg, DLV Präsident in seiner Einleitung. Nach dem schweren Corona-Jahr 2020, das für viele Ladenbauer ebenso existenzbedrohend war wie für den Einzelhandel, folgt nun ein Jahr der defekten Lieferketten mit steigenden Rohstoffpreisen. Engpässe bestehen derzeit bei nahezu allen Rohstoffen, beispielsweise Holz, Stahl, Kunststoff und Glas.
Gerade Holz erlebt seit Monaten einen anhaltenden Boom. Vor allem die USA und China kaufen in großen Mengen deutsches Holz ein, allein im letzten Jahr sei der Export an Holz um über 80 Prozent gestiegen, zitiert der DLV den Bundesverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie. Als Gründe dafür nennt er unter anderem den anhaltenden Bauboom in China und die noch in der Trump-Ära verhängten Strafzölle auf den Holzimport aus Kanada in die USA. Hinzu kommt auch hierzulande eine gestiegene Nachfrage nach Holz, weil viele Hausbesitzer im Lockdown handwerklich tätig wurden. Auch der Trend zu nachhaltigen Materialien befeuert die Nachfrage. In der Folge steigen die Preise immer weiter. Allein im letzten halben Jahr haben sich die Preise für Schnittholz verdoppelt, so der Verband.
Enorme Preisschwankungen und zeitliche Verzögerungen
Steigende Preise sind jedoch nicht das einzige Problem. Auch die Preisschwankungen führen zu Schwierigkeiten. So wurden bei manchen Rohstoffen bereits Tagespreise eingeführt, beispielsweise bei Stahl. „Ein Projekt unter diesen Bedingungen zu kalkulieren ist eine Herausforderung“, so der DLV. Genauso unkalkulierbar sei derzeit auch der Lieferweg. Auch Frachtraten für Containerware aus Asien, besonders aus China, haben sich vervielfacht.
Beim Ladenbau greift ein Handwerk ins andere, wenn dann Verzögerungen durch fehlende Materialien eintreten, kommt das gesamte Projekt ins Stocken. „Wir bauen die Leuchten ein, wenn der Laden fast fertig ist. Daher treffen uns die teilweise mehrere Wochen umfassenden Verzögerungen der vor uns arbeitenden Gewerke enorm“, sagt Manuel von Möller, Vorstandsmitglied im DLV und Geschäftsführer von Lichtspezialist Bäro.
Design richtet sich nach Verfügbarkeit
Eigentlich lebt der Ladenbau von der Materialfülle, „nur so entstehen aufregende Storebilder und großartige Stores“, ist der DLV überzeugt. Derzeit sind den Architekten und Designern jedoch die Hände gebunden. „Es können nicht alle Kundenwünsche erfüllt werden. Teilweise muss man nach Materialalternativen suchen oder umplanen“, so Carsten Schemberg, selbst Geschäftsführer von Ladenbauspezialist Th. Schemberg Einrichtungen. „Es kann sein, dass sich Projekte in Teilen danach richten, welches Material gerade verfügbar ist oder nicht. Ist Material verfügbar, kann es aber oft erst mit verzögerter Lieferzeit bezogen werden. Das ist sicher für den Ladenbau, der gewohnt ist, flexibel und schnell von seinen Lieferanten bestückt zu werden, eine neue Situation.“
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