Indisches Zara bietet Fast Fashion zum halben Preis an
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Die indische Tata Group, die seit zehn Jahren Inditex’ Fast Fashion-Marke Zara im Land vertreibt, verstärkt über ihren Einzelhandelsarm Trent Ltd. die Bemühungen ihrer eigenen Fast Fashion-Marken Zudio und Westside und hat seine Lieferkette im Land weiter optimiert, um „extrem schnelle Mode“ in nur 12 Tagen vom Laufsteg ins Geschäft liefern zu können. Man erinnert sich - ein Konzept, das Inditex in ein 80 Milliarden Euro-Imperium verwandelte.
Trent ist derzeit auf einem massiven Wachstumskurs und plant, pro Jahr 40 neue Westside-Filialen zu eröffnen (so viele wie in den ersten zehn Jahren des Bestehens der Marke insgesamt) und „Hunderte“ der kleinformatigen Zudio-Filialen (wo T-Shirts 2,50 Euro kosten und nichts teurer ist als 13 Euro), so Trent-Vorsitzender Noel Tata jüngst in einem Interview. Zielgruppe sind die neuen trendbewussten, globalisierten Verbraucher Indiens, deren Durchschnittseinkommen für Kleidung von Zara jedoch zu niedrig ist.
„Die Mittelschicht wächst, die Einkommen sind gestiegen, Inder reisen mehr und sie haben mehr Geld zum Ausgeben“, fasste Tata laut Mint zusammen. „Jetzt, da wir diese Fähigkeit und dieses Modell, das so gut funktioniert, aufgebaut haben, ist es an der Zeit, schneller zu wachsen.“
Konkurrenz dürfte dies für Zara kaum sein, denn in Indien ist Zara nicht im unteren Preissegment (wie Zudio) angesiedelt, sondern mit Preisen, die von 1.300 Rupien (rund 16,50 Euro) für ein Oberteil bis zu 4.000 Rupien (rund 50 Euro) und mehr für ein Kleid reichen, fest im mittleren Preissegment etabliert und dafür für viele indische Verbraucher eher unerschwinglich (4.000 Rupien deckt in etwa den wöchentlichen Lebensmittelbedarf einer vierköpfigen indischen Mittelklassefamilie).
Außer dem Preis hat Zudio hat einen weiteren entscheidenden Vorteil gegenüber Zara - anders als die spanische Marke bietet die indische neben westlicher Kleidung auch „Ethnic Wear“ an, eher traditionelle Kleidungsstücke wie Kurtas (blusenartige Oberteile verschiedener Länge), Churidars (dazu passende leggings-ähnliche Unterteile) und dazu passende Dupattas (schal-ähnliche Tücher), die im Schnitt nicht mehr als 300 Rupien (rund 4 Euro) kosten. Gerade indische Frauen in den Metropolen des Landes haben sowohl westliche als auch traditionelle Kleidung im Schrank.
Die wirklich interessante Frage im Vergleich von Zara und Zudio & Co. ist nicht, ob der Markt genug für beide hergibt (die Antwort ist ‘ja’ - laut Noel Tata ist 96 Prozent des indischen Einzelhandelsmarktes noch unerschlossen), sondern wie es bei der Margenverteilung für die Herstellung aussieht und ob Arbeiterinnen, die in Fabriken fertigen, die an Zara liefern, besser bezahlt werden, oder die für Zudio, die hoffentlich von kürzeren Lieferwegen profitieren können? Aber diese Frage wird eher wenig gestellt.
Fotos: Zudio via Tata Cliq / Ethnic Wear via Tata Cliq