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Endlich Investoren für Galeria. Stimmen zu den Übernahme-Gerüchten

Von FashionUnited

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Einzelhandel

Galeria in Euskirchen Credits: FashionUnited

Nach langem Ringen zeichnet sich Rettung für den angeschlagenen Warenhauskonzern ab. Zwei alte Bekannte wollen das Ruder in die Hand nehmen: Der ehemalige Kaufhof-Aufsichtsratschef Bernd Beetz und US-Investor Richard Baker. Baker hält die Mehrheit an der Kette Hudson Bay Company (HBC), war also schon einmal Besitzer von Galeria.

Auch wenn die Investoren und ihre konkreten Pläne erst heute offiziell bekanntgegeben wurden, sind die Reaktionen unter Handelsexpert:innen im Vorfeld bereits skeptisch. „Wir wissen noch nichts über ihr Konzept, aber es scheint mir eher so eine Glücksritternummer zu sein. HBC hat sich damals nicht mir Ruhm bekleckert und ist mit der reinen Übernahme von Marken aus dem Ausland gescheitert”, sagte Professor für Unternehmensführung im Handel Jörg Funder gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Verlängerter Niedergang

Am Dienstag war bekannt geworden, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz die Kette übernehmen will. Das Konsortium hofft mehr als 70 der 92 Filialen zu erhalten. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 12.800 Menschen.

Kein Erfolgsstory, sondern eine “Verlängerung des Niedergangs”, sieht der Geschäftsführer Johannes Berentzen der Handelsberatung BBE. Mit dem Investoren Richard Baker komme jemand, dessen Unternehmen HBC es bereits einmal nicht geschafft hat, Galeria auf die Erfolgsspur zu verhelfen und jetzt sei die Lage noch schwieriger.

„Schwindenden stationären Umsätzen und fehlende Onlineverknüpfung stehen gewaltigen Investitionsstaus und eine große, teure Verwaltung gegenüber”, schreibt Berentzen in einem Kommentar auf dem Karrierenetzwerk Linkedin. „So sehr ich mir für jeden Händler viel Erfolg in der Zukunft wünsche, ich sehe hier leider nicht die zukunftsfähige Lösung für die 92 verbleibenden Standorte.”

Gute Nachricht

Handelsexperte Martin Fassnacht gibt sich optimistischer. „Das ist eine gute Nachricht”, sagte der Professor an der Otto Beisheim School of Management gegenüber dem Fernsehsender N-TV. Der Investor NRDC Equity Partners bringe die nötige Erfahrung in der Warenhausbranche und die finanziellen Mittel mit, aber entscheidend werde das künftige Betriebskonzept sein.

Erleichtert zeigt sich der Deutsche Städtetag. „Viele Städte mit Galeria-Standorten werden heute aufatmen", sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy am Mittwoch in Berlin mit. "Mit der Trennung von der Signa-Gruppe haben diese Häuser eine echte Chance auf einen Neustart."

Es gebe eine Perspektive für die Filialen und die Mitarbeitenden, erklärte der Vorsitzende des Städtetages NRW, Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Wichtig ist jetzt, dass es möglichst schnell Planungssicherheit gibt." Alle Beteiligten bräuchten klare Zusagen, auf die sie sich verlassen könnten. Durch die Loslösung aus der Signa-Gruppe bestehe für die Standorte eine echte Chance auf einen Neustart. „Die muss der neue Eigentümer mit neuen Konzepten nun auch angehen", sagte Kufen.

Verlorene Zeit

Viele halten auch das Geschäftsmodell von Galeria für überkommen. Galeria brauche einen Umbau der Filialen und ein neues Konzept, sagt Handelsexperte Funder. Das zentrale Warenhausmodell mit bis zu 60 Standorten sei schwer umzusetzen ohne Geld zu investieren. Daher hält er 20 Filialen auf lange Sicht für “realistisch.”

Die Suche nach Investoren für ein überholtes Konzept blockiert auch neue Ideen für die Stadtzentren.

„Durch diese Investorenlösung wird Zeit verspielt, die bei Umsetzung neuer Innenstadtkonzepte verloren geht”, sagt Leo Faltmann in einer Email an FashionUnited. Der Inhaber von Fashionconsult sieht keine Zukunft für Galeria als Warenhauskonzern. Die Produktivität sei im Vergleich zu anderen Handelsformaten unterirdisch, die Sortimente zu komplex und schwerfällig. Hinzu komme, dass Mietpreise für Immobilien in der Innenstadt nur noch schwer erwirtschaftet werden könnten und Investitionen in notwendige strukturelle Änderungen sehr hoch seien, so Faltmann. „Wenn ein Pferd tot ist, sollte man absteigen!” (FashionUnited/dpa)

Bernd Beetz
Galeria Karstadt Kaufhof
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