Decathlon: „Wir wollen die Nr. 1 Werkstatt im deutschen Sporthandel werden“
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Mehr Nutzung mit weniger Produkten: Mit diesem Vorsatz eröffnet Decathlon gerade mehrere Reparatur-Werkstätten in Deutschland und treibt so seine Circularity Services voran. Gerade ging in München-Unterföhring die dritte Reparatur-Werkstatt ans Netz.
In allen 90 Decathlon-Filialen in Deutschland haben Kund:innen bereits heute die Möglichkeit, ihre Produkte warten und reparieren zu lassen. Das gilt nicht nur für Decathlon Produkte, sondern grundsätzlich für Sportprodukte aller Hersteller:innen. Aktuell bietet das Unternehmen in Deutschland 21 verschiedene Reparaturprozesse an. Der Schwerpunkt und der am häufigsten genutzte Service liegt im Bereich Radsport und Mobilität mit Produkten wie Fahrräder, Scooter und Skates.
Darüber hinaus gibt es Reparaturservices für Wintersportgeräte, Bergsportausrüstung (wie beispielsweise Zelte), Wassersportgeräte (wie SUPs und Kajaks) sowie Fitnessgeräte. Auch Bekleidung wird repariert. Zusätzlich gibt es einen Personalisierungsservice, beispielsweise für Trikots von Sportvereinen, der ebenfalls an den Werkstatt-Service angedockt ist. 2023 hat Decathlon in Deutschland rund 120.000 Produkte repariert, weltweit waren es mehr als 2,7 Millionen Produkte.
Aufbau von regionalen Werkstätten und Repair Cafés
Doch laut Decathlon sollen es noch viel mehr werden: 2027 will Decathlon schon 500.000 Produkte in Deutschland reparieren – das entspricht einer Vervierfachung in drei Jahren. „Seit der Corona-Pandemie ist ein klarer Trend zu beobachten: Sowohl die Verkaufszahlen von Fahrrädern als auch die Nachfrage nach Reparatur- und Wartungsdiensten sind deutlich gestiegen“, sagt Nathalie Jäger, Leader Sustainability bei Decathlon Deutschland.
Und weil Decathlon in diesem After-Sales-Service eine steigende Nachfrage festgestellt hat und diese auch weiterhin erwartet, investiert das Unternehmen gerade in spezialisierte regionale Reparaturwerkstätten in Deutschland, die als Reparaturzentren für umliegende Filialen all das reparieren, was nicht überall repariert werden kann.
In der bestehenden Decathlon-Filiale in München-Unterföhring wurde jetzt auf 750 Quadratmetern die dritte regionale Werkstatt – nach Dortmund und Schwetzingen – eröffnet. Zwölf Mitarbeitende reparieren und warten hier vor allem Fahrräder, Wintersportgeräte, Zelte, SUPs und Kajaks. Dafür lagern dort um die 20.000 Ersatzteile. In den nächsten drei Jahren sollen sieben weitere Regionalwerkstätten hinzukommen. Die Standorte Hamburg und Berlin sind bereits fix.
Das Ziel: „Wir wollen in allen Regionen in Deutschland solche Werkstätten einrichten, um Transportwege zu sparen und natürlich auch Zeit“, sagt Michael Kiess, Leader Service Experience bei Decathlon Deutschland. Auch Repair Cafés, separate kleine Werkstätten, die nicht in bestehende Filialen integriert sind, und Ersatzteilautomaten (wie beispielsweise „Schlauchomaten“ für Fahrradschläuche) stehen auf der Agenda. „Wir wollen die Nr. 1 Werkstatt im deutschen Sporthandel werden“, so Kiess weiter.
Reparatur als Voraussetzung für weitere zirkuläre Services
Reparieren ist für Decathlon tatsächlich ein Schlüsselelement innerhalb der eigenen Kreislaufwirtschaftsbemühungen: „Ohne Repair könnten wir all unsere weiteren Circularity Services nicht anbieten“, erklärt Kiess. Denn neben der Reparatur gibt es einen Buy-Back-Service, der 2022 gelauncht wurde und wo Decathlon gebrauchte Produkte zurückkauft, instandsetzt und als Secondhand-Produkte weiterverkauft. Im Bekleidungssegment arbeitet Decathlon mit ReverseSupply in Berlin als Partner zusammen. Außerdem startet gerade ein Miet-Service für Sportgeräte. Auch hier müssen die Produkte kontinuierlich gewartet und repariert werden, bevor sie neu verliehen werden können.
Second-Use Sortimente haben für Decathlon viel Potenzial: Die Idee ist es, dass künftig Kund:innen immer die Möglichkeit haben sollen, zwischen einem neuen und einem gebrauchten Produkt zu wählen. „Unser Ziel war es schon immer, Sport für alle zugänglich zu machen“, erklärt Jäger. Deshalb habe man auch kein Problem damit, günstige Secondhand-Produkte ins Sortiment mit aufzunehmen. Und auch auf reparierte Produkte gibt Decathlon zwei Jahre Garantie.
Reparaturservice besser sichtbar machen
„Eigentlich reparieren wir schon seit Anfang an“, sagt Kiess, „aber wir haben nie groß darüber gesprochen, und unsere Kund:innen wissen das oft nicht.“ Das will Decathlon ändern, beispielsweise dadurch, dass die Werkstätten mit Glasfronten zu den Verkaufsräumen für alle Kund:innen sichtbar sind, wie in München.
Da manche Reparaturen schnell erledigt werden können, sorgen gemütliche Wartezonen mit Sesseln und Kaffeemaschinen für einen angenehmen Aufenthalt. Zusätzlich gibt es DIY-Repair Videos im Onlineshop und künftig auch durch Workshops in den Werkstätten, damit die Kund:innen lernen können, wie man kleinere Reparaturen selbst durchführt. Auch an den Produkten selbst wird mit Hangtags darauf hingewiesen, dass sie repariert werden können. „Das steigert auch beim Kauf die Awareness für einen nachhaltigeren Konsum“, erklärt Kiess.
Was nicht repariert werden kann, soll recycelt werden
Noch gibt es nicht für das gesamte Sortiment Reparatur-Lösungen. Was nicht repariert oder wiederverwendet werden kann, wird so entsorgt, dass es nach Möglichkeit recycelt wird. Für einige Produktgruppen hat das Unternehmen schon Recycling-Lösungen gefunden und ruft seine Kund:innen dazu auf, den Service zu nutzen. So stehen zum Beispiel Recyclingboxen für gebrauchte Tennisbälle und Fahrradschläuche zur Verfügung. Ein Recyclingsystem für Textilien hat Decathlon in Deutschland noch nicht etabliert, hofft aber, im nächsten Jahr damit starten zu können.
„In Frankreich haben wir das schon, aber in Deutschland sind wir noch auf der Suche nach den richtigen Partner:innen“, sagt Jäger. „Dabei helfen uns auch die künftigen Gesetze“, sagt Marina Stassinopoulos, Projektleiterin Nachhaltigkeit bei Decathlon Deutschland. Denn erst jetzt, wo Recycling gesetzlich vorgeschrieben wird, entstehen auch die entsprechenden Firmen, die das umsetzen können.
Schließlich will Decathlon auch aus der Reparatur lernen. Immerhin ist Decathlon nicht nur Händler, sondern auch Hersteller seines Sortiments und kann aus häufigen Reparaturen Rückschlüsse auf die Langlebigkeit der Produkte ziehen. „Wir wollen zeigen, dass wir für die ganze Wertschöpfungskette zuständig sind, von Design, Produktion und Verkauf bis hin zu Reparatur und Entsorgung,“ so Kiess.