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Berlin feiert die Frau...Wer feiert mit?

Von Gastautor:in

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Einzelhandel|KOMMENTAR

Berlin, 8. März 2019… denn sie wissen nicht, was sie tun!

Meinung. Endlich! Berlin hat seinen zehnten Feiertag! Am 21. November 2017 sprach sich die rot-rot-grüne Landesregierung mehrheitlich für den 8. März als arbeitsfreien gesetzlichen Feiertag aus. Laut Derya Caglar, gesellschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion „ein ganz großes Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg der Gleichstellung von Frau und Mann weiterkommen“, „weiblichen Politikern gebe dieser Erfolg besonders viel Motivation“.

Schön, dass die weiblichen Politiker des Landes jetzt voll motiviert sind. Und was ist mit den anderen ca. 2 Millionen Frauen in Berlin? Ich bin eine von denen, und wissen Sie was, Frau Caglar? Ich werde nicht mit Ihnen feiern am Freitag den 8. März, der sich anfühlt, wie ein Freitag, der 13. Ich werde auch nicht kämpfen, so wie die Grünen-Fraktionschefinnen Antje Kapek und Silke Gebel, die dieses Datum als „Frauenkampftag“ preisen – diese nicht enden wollenden, militanten und marktschreierischen Kampfansagen sind… ach, was soll ich sagen, sie werden meinem Bild einer aufgeklärten, emanzipierten Frau einfach nicht gerecht! Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Und was tu‘ ich an diesem vermeintlich arbeitsfreien, gesetzlichen Feiertag? Arbeiten, denn: Im Rest des Landes und der Welt geht das Leben weiter, warten Kunden darauf, dass ich meine Arbeit abliefere.

Mittelschwere Katastrophe für den Einzelhandel

Und sonst? Kommt dieses ach so große Zeichen weiblicher Emanzipation einer kleinen, bis mittelschweren Katastrophe gleich, ganz besonders im Einzelhandel: Der Store, in dem ich an 4 Tagen die Woche arbeite und für den ich verantwortlich bin, bleibt geschlossen!

Zahlreiche Berlin-Touristen, die sich auf ihr Wochenende in Berlin inklusive Shopping gefreut haben, werden mit langen Gesichtern vor verschlossenen Türen stehen, die Welt nicht verstehen und sich bisweilen ärgern. Nein, sie werden am Samstag nicht wiederkommen, denn Berlin-Mitte stand am Freitag auf der Liste, am Samstag geht’s ans andere Ende der Stadt, und die Wege in Berlin sind bekanntlich weit.

Gerade internationale Berlin-Besucher staunen immer wieder über deutsche Ladenöffnungszeiten. Bei den meisten ruft bereits der „Heilige Sonntag“ - den ich ausdrücklich befürworte - Fragezeichen auf den Gesichtern hervor, wie soll er also verstehen, dass an einem „normalen“ Freitag die Läden geschlossen sind?! Und dann in Berlin, der Hauptstadt?! Es ist nicht zu erwarten, dass die Verabschiedung dieses Gesetzes es über die deutschen Mediengrenzen hinaus geschafft hat…

Muss es unbedingt ein Freitag sein?

Es klingt fast schon sarkastisch, wenn Nils Busch-Petersen vom Handelsverband Berlin-Brandenburg mit dem darauffolgenden verkaufsoffenen Sonntag als „kleine Versüßung des Ärgernisses“ (Berliner Zeitung vom 19.02.2019) zu besänftigen sucht. Erfahrungsgemäß locken die verkaufsoffenen Sonntage in Berlin längst keine Menschenmassen aus dem Umland mehr hinterm Ofen hervor – wenig stringenter Kommunikation und gänzlich fehlender Planung der handverlesenen verkaufsoffenen Sonntage in Berlin sei Dank. Jüngstes gelebtes Beispiel: die beiden verkaufsoffenen Sonntage vor Weihnachten.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) rechnet für die Wirtschaft des Landes mit einem Minus von 0,3 Prozent, laut Nils Busch-Petersen eine Einbuße im zweistelligen Millionenbereich. Was soll’s, denn: „Berlin ist arm aber sexy“! Klaus Wowereit ist lange aus dem roten Rathaus ausgezogen, doch sein Bonmot lebt weiter… irgendwer wird die Zeche schon zahlen. Ja, der Einzelhandel zahlt den Löwenanteil! Weltfrauentag hin oder her, und die Verdienste der Frauenrechtlerin Clara Zetkin in allen Ehren, aber: Muss es unbedingt ein Freitag sein? Hätte man diesen gesetzlichen Feiertag in dieser ach so flexiblen Hauptstadt nicht ebenso flexibel halten können, um den Schaden, den er zweifellos anrichtet, zu minimieren? Nach den bekanntlich schwachen Monaten Januar und Februar kann der Einzelhandel endlich aufatmen, da nimmt man ihm einen der stärksten Umsatztage! Vielleicht sollte man die klugen Entscheider – die sich gerne als Repräsentanten ihrer Bürger sehen - auffordern, einen entsprechenden Teil der Miet- und Personalkosten im Monat März zu übernehmen, wenn denn schon alle zum Allgemeinwohl beitragen sollen.

Berlin freut sich über den Feiertag, liest man. Berlin bleibt offensichtlich gerne arm. Aber bitte nicht auf Kosten anderer! In dem Fall auf Kosten eines Wirtschafzweigs, der wesentlich zur Attraktivität der Hauptstadt beiträgt.

Kleiner Trost zum Schluss: Der 8. März fällt 2020 auf einen Sonntag, ausgleichende Gerechtigkeit? Honi soit qui mal y pense…

Danielle De Bie gehört zum Gründer-Team der Bread & Butter Berlin. Als freie Marketing & Communication Consultant betreut sie u.a. Kunden aus Handel, Industrie und Medien. Sie arbeitet darüber hinaus als freie Journalistin und Übersetzerin sowie als Store Managerin in Berlin.

Dieser Text gibt die Sichtweise des Autors wieder und spiegelt nicht unbedingt die Meinung von FashionUnited wider.

Foto: Brigitte Kreuzwirth / pixelio.de

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