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Bergzeit: Auf diese Trends setzt der Outdoorhändler für die Saison FW25/26

Von Regina Henkel

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Einzelhandel|Interview
Was sind die Trends im Outdoor-Segment für 2025/26? Credits: Devold of Norway

Der Winter ist für die Sport- und Outdoorbranche die umsatzstärkste Saison. Gleichzeitig ist sie angesichts der unberechenbaren Schneeverhältnisse schwer planbar. Das war schon immer so, wird angesichts des Klimawandels aber immer herausfordernder. Zudem hat sich der Outdoormarkt spätestens seit der Corona-Pandemie verändert und neue Zielgruppen erreicht, die klassische Outdoor-Freizeitaktivitäten wie Wandern, Camping oder auch Running für sich entdeckt haben und weiter betreiben wollen. Diese Zielgruppe sucht nach Kollektionen, die auch im Alltag funktionieren und vielseitig nutzbar sind.

Christl Haigermoser, Head of Buying beim deutschen Online-Outdoorhändler Bergzeit, erzählt, welche Schwerpunkte sie für die kommende Wintersaison setzen will, wie die aktuelle Saison gestartet ist und wie sie die "Enkelfähigkeit" im Einkauf umsetzt.

Frau Haigermoser, wann startet bei Ihnen die Orderrunde FW25? Welche Segmente machen den Anfang, was kommt zum Schluss?

Die Orderphase startet im Oktober und läuft, je nach Größe des Lieferanten und Sortiments, bis in den März. Dabei machen Bekleidung und Schuhe den Anfang, Ausrüstung beendet die Orderphase. Große Lieferanten ziehen es vor, ihre Aufträge eher frühzeitig abzuschließen, um Kapazitäten zu blocken und frühe Liefertermine zu realisieren.

Christl Haigermoser, Head of Buying bei Bergzeit Credits: Bergzeit

Was sagen Ihnen die aktuellen Verkäufe für die kommende Order?

Durch den frühen Wintereinbruch im September hatten wir einen guten Start in die Saison. Generell werden die Schneeverhältnisse immer unberechenbarer. Wir bleiben unseren Kernsportarten - dem Bergsport, dem Tourenskisegment und auch dem Langlauf - treu. Allerdings gewinnt der schneeunabhängige Sport auch bei uns an Bedeutung.

Es ist insgesamt viel Ware im Markt. Welche Auswirkungen hat das für Ihre Order?

Generell sehen wir, dass sich der Lagerbestand bei den Lieferant:innen im Vergleich zu diesem Jahr (2024) eher stabilisiert. Das bedeutet für uns, unsere Prognosen müssen noch genauer sein, um die richtige Ware vorzubestellen und damit einer schlechteren Verfügbarkeit während der Saison vorzubauen.

Welche Trends im Bereich Bekleidung sehen Sie im nächsten FW25?

Wir sehen, dass unsere Lieferant:innen durch den Ausbau anderer Segmente schneeunabhängiger werden wollen. So wird beispielsweise bei Multisportanbietern Trailrunning/Running ausgebaut und im Bereich Bike geht die Ausrichtung bei einigen Lieferanten in Richtung Urban Styles. Früher wurden mehr spezifische Sportartikel verkauft, heute ist die Sportbekleidung auch oft im Alltag angesagt, und es gibt mehr Lifestyle-Produkte. Jacken, Hoodies und Rucksäcke sind Modeartikel, die nicht nur beim Ausüben von Bergsport getragen werden. Somit kaufen viele modebewusste Kund:innen heute auch oft Outdoorkleidung.

Da der Trend rund um Outdooraktivitäten so groß geworden ist, ist die Kleidung auch im Alltag mehr angekommen. Viele Sporttreibende üben zudem mehrere Sportarten aus und legen weniger Fokus auf eine Disziplin – diesen Multisport-Ansatz spüren wir. Die Skikollektionen werden tendenziell kleiner. Der Fokus wird auf technische Produkte gelegt, die Looks sind tendenziell cleaner.

Im Trend liegen Styles, die überall funktionieren, nicht nur beim Sport. Hier die Kollektion FW25/26 von Peak Performance. Credits: Peak Performance

Welche Segmente oder Sportarten funktionieren sehr gut? Gibt es Segmente oder Produktgruppen, wo Sie aufstocken wollen?

Als spezialisierter Bergsportausrüster sehen wir die Kategorie Bergsport, Wandern und Ski weiterhin stark bei uns. Zudem werden wir die Bereiche Bike und Laufen 2025 ausbauen.

Die Outdoor-Zielgruppe hat sich in den letzten Jahren verändert, sie ist jünger und modischer geworden. Wie reagieren Sie darauf?

Wir verstehen uns als Bergsportanbieter für die ganze Familie, von jung bis alt. Allerdings haben auch klassische Outdoorhersteller begonnen, Kollektionen speziell für jüngere Zielgruppen zu entwerfen. Dies zeigt sich in lässigeren Schnitten und speziellen Styles für diese Generation.

Welche Rolle spielen Newcomer:innen für Ihr Sortiment? Ist die aktuelle Situation geeignet, Neues auszuprobieren?

Wir sind immer offen für neue Marken und Trends im Rahmen unseres Portfolios und sehen es als unsere Aufgabe, diese auch für unsere Kund:innen zu beschaffen und im Rahmen unserer Beratungstätigkeit darauf aufmerksam zu machen.

Sehen Sie, dass das Thema Nachhaltigkeit für Ihre Kund:innen relevant bei der Kaufentscheidung ist?

Wir beobachten, dass sich die Kund:innen zunehmend mit dem Thema beschäftigen und so auch die Nachfrage im Online-Shop sowie über unseren Kund:innenservice oder in den Filialen zunimmt. Gleichzeitig ist es schwierig, nachhaltige Produkte überhaupt zu identifizieren und mögliches Greenwashing zu erkennen. Daher haben wir 2020 den MUT-Filter im Online Shop installiert.

Die Filterfunktion basiert auf von uns ausgewählten und geprüften, offiziellen Siegeln – wie beispielsweise Grüner Knopf, Fairwear Foundation, Responsible Wool und Responsible Down Standard, aber auch der Hinweis, dass recycelte Materialien verwendet werden oder das Produkt PFC-frei (per- und polyfluorierte Chemikalien) ist – und macht den ökologischen, sozialen oder tierwohlbezogenen Mehrwert transparent. Über unabhängige Siegel und nachvollziehbare Kriterien decken wir die wichtigsten Kategorien ab.

Eine völlig neue Optik im Outdor-Segment: Punkte. The North Face FW25/26 Credits: The North Face

Was genau ist der MUT-Filter?

MUT ist ein Shop-Nachhaltigkeitsfilter, den wir im Jahr 2020 implementiert haben. Über diese Filterfunktion im Bergzeit Online Shop können unsere Kunden unter dem Projektnamen MUT Produkte nach dem Prinzip Mensch – Umwelt – Tier filtern. Die Produkte können in Bezug auf soziale (zum Beispiel Fair Wear Foundation), ökologische (zum Beispiel Bluesign) und tierwohlbezogene (zum Beispiel Responsible Wool Standard) Eigenschaften gefiltert werden. Damit erfüllen wir die Bedürfnisse unserer Kund:innen, die sich bewusst für ein nachhaltiges Produkt entscheiden und denen eine geprüfte und zertifizierte Herstellung und Materialauswahl wichtig ist.

Auch Kund:innen, die sich bisher nicht mit den vielen Siegeln in diesem Bereich auseinandergesetzt haben, verstehen damit sofort, welchen Vorteil dieses Produkt aufweist. Gleichzeitig bekommen sie auf der jeweiligen Produktdetailseite natürlich auch tiefergehende Informationen zu dem Thema.

Achten Sie beim Einkauf stärker als früher auf nachhaltigere Produkte? Worauf genau?

In jedem Fall – die “Enkelfähigkeit“ beginnt ein stückweit in der Sortimentsgestaltung und diese verankern wir als strategisches Ziel bei Bergzeit. Mit unserem Engagement im Bereich Re-Use, den wir 2022 gelauncht haben, zeigen wir, dass ressourcenfreundliches Wirtschaften und die Wiederverwendung eine große Rolle für uns spielen. Schließlich haben wir uns das Ziel gesetzt, bis 2026 80 Prozent unseres Umsatzes mit Lieferant:innen zu tätigen, die SBTI (Science Based Targets initiative) - oder ähnliches - zertifiziert sind.

Letztlich spielt die Einführung des MUT-Filters auch in Einkaufentscheidungen hinein: Der MUT-Filter schafft Transparenz und soll die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten erhöhen – denn die zunehmende Nachfrage ist aus unserer Sicht der beste Hebel für die entsprechende Sortimentsgestaltung.

Die Bergzeit Zentrale in Otterfing. Credits: Bergzeit

Bergzeit ist einer der größten Onlinehändler für das Outdoor-Segment im deutschsprachigen Raum und betreibt neben dem Onlineshop auch zwei stationäre Geschäfte in Bayern. Im Geschäftsjahr 2023/24 hat Bergzeit einen Umsatz von 148 Millionen Euro erwirtschaftet, mit einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent. Bergzeit gehört seit 2012 zur Südtiroler Oberrauch Gruppe, zu der auch die Sporthandelskette Sportler AG und die Oberalp AG mit den Bergsportmarken Salewa, Dynafit, Evolv, LaMunt, Wild Country und Pomoca gehören.

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