Bedrückte Stimmung oder frohes Fest: So blickt der Modehandel auf das Weihnachtsgeschäft
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Der Modehandel steht aktuell vor großen Herausforderungen. Die hohe Inflation, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die immer noch andauernden Folgen der Corona-Pandemie treffen auf steigende Energiepreise. Fast täglich berichten Medien und Studien von Konsumflaute und dass sich Menschen über eine mögliche Rezession sorgen. Gleichzeitig beginnt auch die Vorweihnachtszeit und damit das normalerweise lukrative Weihnachtsgeschäft. Aber wie sieht es dieses Jahr aus?
Um eine Momentaufnahme der aktuellen Stimmung im Modehandel einzufangen, hat FashionUnited den Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg, das in Süddeutschland angesiedelte Mode- und Sportunternehmen Reischmann, die Schweizer Warenhauskette Manor und den Kölner Concept-Store Apropos befragt, was ihre Hoffnungen, Sorgen sowie Ziele für die nächste Zeit sind und welche Artikel sich sechs Wochen vor Weihnachten besonders gut verkaufen
Der Einzelhandel steht aktuell vor großen Herausforderungen, wie laufen die Geschäfte derzeit bei Ihnen?
Peter Eberle, Geschäftsführer bei Reischmann: Die Umsatzentwicklung liegt bei uns deutlich unter den Erwartungen, die angesichts der recht guten Entwicklung im 4. Quartal 2021 recht hoch waren.
P&C: Das Konzept der Peek & Cloppenburg KG funktioniert trotz der aktuellen und vergangenen Herausforderungen. Es muss allerdings abgewartet werden, wie sich das wichtige letzte Quartal auf die Gesamtbilanz auswirken wird.
Manor: Mit der aktuellen Inflation ist eine Preissensitivität aktuell in der Tat spürbar. Kund:innen achten vermehrt auf Rabatte und planen größere Anschaffungen gezielt. Die Kund:innen schätzen daher umso mehr die Möglichkeit, im November schon von verschiedenen attraktiven Promotionen profitieren zu können. So passt Manor ständig ihr Angebot zu der Nachfrage an. Im November werden verschiedene Aktionen in den Warenhäusern sowie online angeboten. Auf unserer Internetseite manor.ch, die einen Market Place mit mehr als 130 Partnern und 300.000 Produkten zur Ergänzung des Manor-Angebots umfasst, beginnt das Interesse an Weihnachtsgeschenken im Oktober zu steigen. Die Verkaufszahlen bleiben bis Weihnachten hoch.
Henning Korb, Managing Partner von Apropos: Wir sind mit den aktuellen Zahlen zufrieden und konnten den Oktober über den Vorjahresergebnissen abschließen. Wir sehen natürlich auch eine geringere Frequenz und arbeiten vermehrt auf Termin mit Stammkund:innen. Aus diesem Grund sind es momentan vor allem Anfangspreislagen, die etwas leiden.
Welche Artikel verkaufen sich derzeit gut und weniger gut?
Reischmann: Wir sehen uns generell einer gewissen Kaufzurückhaltung gegenüber, die sich auf viele Artikelgruppen bezieht. Besonders schwierig ist es derzeit in Bereichen, die noch dazu von Lieferkettenproblemen betroffen sind, das sind manche Sportbereiche, aber auch diverse Artikelgruppen oder Lieferanten im Fashion-Segment.
P&C: Aktuell laufen leichte Strickwaren, Sweatjacken, Flannellhemden und T-Shirts in schweren Qualitäten bei den Herren sehr gut. Die Nachfrage bei Overshirts ist hingegen abgeflacht. Outdoor, vor allem wärmere Jacken, sind aufgrund des Wetters noch nicht so stark gefragt. Mit kälter werdenden Temperaturen wird eine verstärkte Nachfrage erwartet. Bis Ende Oktober wurde im Bereich Anlass (Anzug/Hemd/Krawatte) eine nie gekannte Farbvielfalt (Beige/Erdtöne, helle Rot-, helle Grün- und diverse Blautöne) nachgefragt.Bei den Damen ist Strick in den letzten Wochen ebenfalls stark gefragt, zum Beispiel in Form von Rollkragen und auch bereits in winterlichen Qualitäten aus Wolle. Norweger-Designs und Zopfmuster laufen sehr gut. Im Bereich Blusen sind es vor allem die „Klassiker“ (Oxfordblusen, Blusen mit Hemdkragen oder Stehkragen), aber auch winterliche Optiken in Karo werden sehr gut nachgefragt. Kleider dagegen liegen aktuell hinter den Erwartungen zurück. Bei beiden Geschlechtern sieht man einen Trend zu Stoffhosen, zum Beispiel als Chinos und Jogg-Pants aus Jersey.
Manor: Im Bereich Fashion/Mode bietet Manor das ganze Jahr über eine große Auswahl an eleganter oder legerer Kleidung an, je nachdem, wie man feiern möchte. Der Trend geht zu Abendmode, die auch zu anderen Anlässen als Weihnachten getragen werden kann. Dieses Sortiment wird insbesondere im November durch festliche Kleidungen ergänzt. Was zu Weihnachten sowohl für sich selbst als auch als Geschenk sehr beliebt ist, sind die Kaschmirartikel – Pullover, Westen, Hosen.
Wie bereiten Sie sich auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft vor? Was erwarten Sie von der Vorweihnachtszeit?
Reischmann: Seit Corona ist noch deutlicher zu beobachten, dass die Mehrheit der Kund:innen bedarfsorientierter kauft. Mit den jetzt gesunkenen Temperaturen gehen wir davon aus, im Vorweihnachtsgeschäft unsere Planzahlen zu erreichen. Die aktuellen Diskussionen in den Städten, über Verbote von Weihnachtsbeleuchtung, die ohnehin schon „angeschlagene“ Stimmung noch weiter zu betrüben, stört uns massiv und wir würden uns wünschen, dass die Kommunen hier maßvoll vorgehen. Üblicherweise sind all diese Beleuchtungen mittlerweile LED-basiert, der Stromverbrauch ist somit nicht nennenswert.
P&C: Mit November läutet die Peek & Cloppenburg die Weihnachtssaison ein. In diesem Jahr steht alles unter dem Motto „Merry Memories“ – die Kampagne erzählt Geschichten rund um ein unvergessliches Weihnachtsfest mit Freunden und der Familie.
Das vierte Quartal ist von besonderer Bedeutung für den gesamten Modehandel, daher konzentriert sich P&C mit vielen Aktionen darauf, die Kund:innen einzuladen und zu inspirieren, das perfekte Outfit und Geschenke für die bevorstehenden Anlässe zu finden.
Manor: Es ist noch zu früh, um eine erste Bilanz bezüglich Weihnachten zu ziehen und schon die beliebtesten Artikel genau zu kennen. Wir halten eine große Sortimentsauswahl für unsere Kund:innen für die festlichen Tage im 4. Quartal bereit. Es ist uns sehr wichtig, dass unsere Kundschaft zufrieden ist und viele attraktive Angebote findet.
Apropos: In diesen Tagen werden alle Stores auf Weihnachten umgestellt. Trotz Energiekrise ist eine stimmungsvolle Dekoration natürlich essenziell, aber eben alles mit Bedacht. Wir hoffen, dass wir unsere Kund:innen auch dieses Jahr wieder begeistern können und zumindest für einen Moment ein Gefühl von heiler Welt suggerieren können, dafür ist die Mode ja eigentlich da.
Haben Sie aktuell Sorgen?
Reischmann: Sorgen sind ja kein guter Ratgeber. Wir erachten die Situation schon als besonders herausfordernd. Sollte sich die Umsatzentwicklung in der Branche in den nächsten Monaten nicht verbessern, wird es erneut zu dramatischen Warenüberhängen in Deutschland kommen, wie schon zu Zeiten von Corona. Das würde sich dann auf die Orderbudgets HW23 massiv auswirken.
Apropos: Die Weltsituation ist wie sie ist und wir müssen damit umgehen. Wir sind also in der glücklichen Lage, keine akuten Sorgen zu haben. Unsere größte Herausforderung ist aktuell das neue Projekt in Berlin. Hierbei handelt es sich aber mehr um positiven Stress als dass es uns besorgt.
Wie Sie Motivation in der Vorweihnachtszeit steigern können, erfahren Sie hier: