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Bald keine Plastiktüten mehr in Österreich

Von Simone Preuss

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Einzelhandel

Der österreichische Einzelhandel muss ab 2021 kreativ werden, wenn es ums Eintüten von Ware und die Vergabe von Plastiktüten an Kunden geht, denn dann dürfen keine Kunststofftragetaschen mehr in den Verkehr gebracht werden. Das Verbot, das vor einer Woche vom Nationalrat einstimmig beschlossen wurde, gilt eigentlich schon ab Januar nächsten Jahres, aber Unternehmen wird eine Übergangsfrist von einem Jahr eingeräumt, um etwaige Restbestände an Plastiktüten aufzubrauchen.

Ab Ende 2020 wird es ernst: Dann dürfen in Österreich keine Plastiktüten mehr produziert oder verkauft werden. So will das Land sein Plastiktütenproblem im wahrsten Sinne des Wortes in den Griff kriegen, denn laut dem österreichischen Umweltministerium sind jährlich rund 430 Millionen Plastiktüten allein über den Lebensmittelhandel im Umlauf, was 7.000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr entspricht.

„Das Verbot wird hier einen klaren Schlussstrich setzen“, hoffte Ex-Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bereits im Dezember letzten Jahres, als das Verbot angekündigt wurde. Die Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes geht auf ihren und FPÖ-Chef Norbert Hofers Initiativantrag zurück. „Wir wollen dem Trend der Wegwerfgesellschaft entgegenwirken“, bestätigte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Auch wenn Einzelhandel und Wirtschaft zunächst wenig begeistert sind, hält sich Österreich mit dem Verbot nur an eine EU-Richtlinie: Ende Oktober letzten Jahren stimmte das EU-Parlament dafür, ab 2021 langfristig Einwegprodukte aus Plastik wie Strohhalme, Plastikgeschirr, Wattestäbchen und Plastiktüten in der EU zu verbieten.

Es gibt jedoch Schlupflöcher, denn vom Verbot in Österreich ausgenommen sind „robuste wiederverwendbare Taschen mit vernähten Verbindungen und vernähten Tragegriffen“ und ultradünne Plastiktüten, wie sie etwa zum Verkauf von Obst- und Gemüse verwendet werden. Diese müssen jedoch aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und grundsätzlich für eine Eigenkompostierung geeignet sein. Warum Plastiktüten, die werden einen Griff noch ein Griffloch haben, vom Verbot nicht betroffen sind, erscheint schleierhaft, denn diese sind genauso schädlich für die Umwelt wie jene mit Griff oder Griffloch.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt bereits davor, Plastiktüten einfach durch Papiertüten oder solche aus Bio-Plastik zu ersetzen, da das Verbot zu einer Reduzierung der Abfallmengen führen müsse. Eine Verlagerung auf Materialien mit einer ähnlich schlechten Ökobilanz sei keine Lösung, so Greenpeace. Jetzt sind Taschenhersteller gefragt, sich auf den veränderten Bedarf einzustellen und haltbare, belastbare Mehrwegtaschen aus umweltfreundlichen Materialien anzubieten, die auch ruhig stylisch sein dürfen.

In Deutschland müssen Verbraucher derzeit für leichte Plastiktüten zahlen, was den Verbrauch reduziert hat: von 2015 auf 2017 hat er sich halbiert. Das ist aber immer noch zu viel, denn 2017 verbrauchten die Deutschen laut dem Bundesumweltministerium pro Kopf noch 29 Plastiktüten im Jahr, was 2,7 Milliarden Tüten entspricht. Zeit für das bevölkerungsreichste Land der EU, es Österreich nachzumachen und ebenfalls ein bundesweites Plastiktütenverbot zu verhängen.

Foto: „Say no to plastic bags!“ / Mastermaq via Flickr CC BY-SA 2.0 licence

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