American Apparel startet Website neu - und ein interessantes soziales Experiment
Wird geladen...
Die US-amerikanische Modemarke American Apparel, die erst jüngst vom kanadischen Textilkonzern Gildan Activewear gekauft wurde, hat einen neuen Versuch online gestartet. „We're back“ verkündet die Homepage in Großbuchstaben und setzt hinzu „To Basics“.
Derzeit sind American Apparel-Produkte nur über die neu gestartete Website - die derzeit technische Schwierigkeiten zu haben scheint - erhältlich. Neben neuen Artikeln gibt es im Bereich ‘The Archives’ beliebte Stücke wie ‘The Easy Jean’ und ‘Disco Pant’ sowie in den USA hergestellte Artikel im ‘Made in USA’-Bereich.
Da Gildan nämlich nur den Markennamen erworben hat und nicht die Produktionsstätten in den USA, wurden Design, Herstellung und Vertrieb zum größten Teil ins Ausland verlagert. Für eine Marke, die auf ‘Made in America’ setzt und den amerikanischen Teil von American Apparel betont, eigentlich ein Problem.
Gildan lässt Kunden entscheiden, wie ethisch und patriotisch sie sein wollen
Nicht so für Gildan. Das Unternehmen zieht sich mit dem Zusatz ‘Globally Sourced, Ethically Made, Sweatshop Free’ aus der Affäre, verweist aber immerhin im Bereich ‘Sweatshop Free Stories’ der Website auf die neue American Apparel-Fabrik in Honduras.
Und lässt die Kunden entscheiden, denn die können jetzt per Geldbeutel wählen, ob ihnen ‘Made in America’ soviel Wert ist, wie sie sagen - teils bis zu 26 Prozent mehr wert, denn die neue Website zeigt beliebte Artikel der Grundausstattung wie Jacken und T-Shirts nebeneinander - einmal in den USA hergestellt und einmal im Ausland. Der gezeigte Unisex-Fleece-Hoody wird so 10 US-Dollar teurer und kostet 48 US-Dollar statt 38 US-Dollar.
Die Qualität soll identisch sein und alle Artikel, unabhängig vom Herkunftsland, nicht in Sweatshops gemacht, so das Unternehmen. Zudem bieten Artikel, die nicht in den USA hergestellt wurden, eine breitere Farbauswahl. So deutlich wurden Kunden die Unterschiede noch nie gemacht und die ethische Entscheidung noch nie so eindeutig an sie weitergegeben.
Die Verkaufszahlen samt Trend, die sich in ein paar Monaten abzeichnen werden, sollten für die Branche von größtem Interesse sein und das Experiment - unabhängig vom Ergebnis - eventuell Nachahmer finder. Denn sollten sich die Kunden am Preis orientieren und mehr Artikel kaufen, die in Fabriken im Ausland hergestellt wurden, dann wird dies solche Marken und Einzelhändler bestätigen, die auf die günstigere Produktion im Ausland setzen.
Sollten sich die Kunden patriotisch entscheiden und an ‘Made in America’ festhalten, dann könnte dies die heimische Produktion ankurbeln - nicht nur in den USA - und Marken unterstützen, die auf eine kurze und transparente Lieferkette setzen.
American Apparel hatte in den vergangenen Monaten mit zwei Konkursen und der Schließung aller Filialen turbulente Zeiten durchgemacht, bevor das Unternehmen letzter Minute von Gildan Activewear übernommen wurde.
Fotos: American Apparel-Website