Am Ende: Customization-Pionier Shoes of Prey
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Trauriges Fazit: Konsumenten wollen ihre Schuhe nicht selber designen. Der australische Customization-Pionier Shoes of Prey gibt auf. 2009 gegründet, konnten Modefans weltweit auf der Onlineplattform Schuhe selbst gestalten und produzieren lassen.
Geschäftsidee: Mass-Customization für Schuhe
Mit 196 Trillionen Designmöglichkeiten warb das Unternehmen 2013, als die Website von Shoes of Prey auch in Deutschland eröffnet wurde. Weltweiter kostenloser Versand. 365 Tage Rückgaberecht. Shoes of Prey wurde 2009 von dem Gründertrio Jodie Fox, Michael Fox und Mike Knapp ins Leben gerufen. Jodie Fox war vorher Anwältin, die beiden anderen Manager und Ingenieur bei Google. „Die Idee dazu war die Lösung für ein Problem, das ich selbst hatte“, sagte Jodie Fox damals in einem Interview. „Ich mochte schon immer Schuhe, aber irgendein Detail störte mich meistens: die Absatzhöhe, die Farbzusammenstellung, der Dekor.“ Sie fing also an, Schuhe für sich selbst zu designen und fand auch jemanden, der sie produzierte. All das in ein Online Interface zu packen und Millionen von Menschen zugänglich zu machen, war schließlich der Beitrag der beiden Mitgründer und Google Mitarbeiter Michael Fox und Mike Knapp. Der Designprozess war so angelegt, dass man aus verschiedenen vorgegebenen Komponenten seinen Lieblingsschuh zusammenstellen konnte: Man wählte Absatztyp, Absatzhöhe und die Art der Schuhspitze und erstellt dann aus einer Vielzahl an Lederarten und –farben, Oberstoffen, veganen Materialien etc. den gewünschten Look. Bei der Passform wurde mit Standardgrößen gearbeitet.
Problem: Massenkunden wollen nicht selbst entwerfen
2013 hatte die Idee noch den World Retail Award eingebracht, 2019 ist nun Schluss, wie Mitgründer Michael Fox letzte Woche im Web mitteilte. Erste Schwierigkeiten kündeten sich schon vor etwas mehr als einem halben Jahr an, als Shoes of Prey Ende August 2018 den Produktionsstopp meldete. Der Grund des Scheiterns ist für die aktuelle Diskussion um mehr Personalisierung ein Schlag ins Gesicht: „Wir haben auf dem harten Weg gelernt, dass Massenmarktkunden nicht selbst designen wollen, sondern sie wollen sich inspirieren und zeigen lassen, was sie tragen sollen. Sie wollen die neuesten Trends sehen, was Prominente und Instagram Influencer tragen und sie wollen genau das tragen - sowohl den Stil als auch die Marke", sagte Michael Fox in einem Presseinterview.
Kooperation mit Händlern half nicht
Shoes of Prey wurde auf der Hoffnung aufgebaut, dass Personalisierung und Maßkonfektion die Zukunft des Einzelhandels bestimmen würden. Mehr Personalisierung würden sich nicht nur Celebrities wünschen wie z.B. Kate Middleton, die zu den Kundinnen der Australier zählte, sondern jede Frau weltweit. Mit Preisen von 130 Euro aufwärts für ein Paar selbst designte Schuhe schien das auch realistisch. Das Unternehmen skalierte, einschließlich der Verlegung seines Hauptsitzes in die USA, einer Vertriebs-Partnerschaft mit Nordstrom und der Einstellung von 200 Mitarbeitern. Weniger als zwei Wochen dauerte die Herstellung des Wunsch-Schuhs, die Design-Software wurde vereinfacht und man ging mit Nordstrom genau dorthin, wo sich die Kundinnen ohnehin schon aufhielten. Aber der Massenmarkt-Modekunde, den das Unternehmen für seine Idee begeistern wollte, reagierte nicht wie erwartet.
Fotos: Shoes of Prey / Die Gründer von Shoes of Prey