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Altkleider gegen virtuelle Looks: erster Digital Fashion Pop-up Store eröffnet in London

Von Simone Preuss

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Einzelhandel

In London eröffnet heute abend der erste Pop-up Store der Welt, der im Sinne der Kreislaufwirtschaft gebrauchte Kleidung gegen das Erlebnis digitaler Mode tauscht. Das Pop-up des digitalen Startups Hot:Second ist vom 19. bis 21. November in den Protein Studios in Shoreditch geöffnet und ermöglicht es Besuchern, digitale Kleidung von Marken wie The Fabricant, Carlings, Virtue und Christopher Raeburn - alles Pioniere der ‘Digital Fashion’ - zu erleben.

„Das Projekt ist ein weiterer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Modebranche, indem es eine Erfahrung schafft, die den physischen Bedarf an Kleidung reduziert und es ermöglicht, neue Geschäftsmodelle außerhalb des Gaming-Fokus zu testen und die Mode rein auf ihre digitale Erfahrung umzustellen“, kommentierte Kerry Murphy, Gründer des niederländischen digitalen Modehauses The Fabricant, das einen der Looks des Pop-ups entwarf.

Im Digital Fashion Pop-up wird ungeliebte Kleidung gegen virtuelle Looks getauscht

Um Zugang zum Pop-up-Store zu gelangen, der in Zusammenarbeit mit dem Innovationsstudio Holition und der 3D-Künstlerin Emily Switzer gestaltet wurde, werden die Gäste gebeten, ein „ungeliebtes“ Kleidungsstück für eine Installation innerhalb des Pop-ups von Love Not Landfill zu spenden, einer Kampagne, die Menschen ermutigt, ihre unerwünschte Kleidung für wohltätige Zwecke zu spenden, anstatt sie wegzuwerfen.

„Wenn man mit einem digitalen Medium arbeitet, bekommt man selten die physische Manifestation dieser Arbeit zu sehen, aber dieses Projekt ermöglicht eine spürbare Verbindung zwischen den Menschen und meiner 3D-Kleidung und sie können sich daran erfreuen. Als Künstler ist es immer ein Vergnügen zu sehen, wie die Menschen auf die eigene Arbeit reagieren“, so Switzer, die den Christopher Raeburn Safety Parka entwarf.

Nach der Kleiderspende bekommen Besucher einen Gutschein, der ihnen Zugang zu einem der futuristischen „Pods“ gewährt, in denen ein „digitaler Schneider“ und Holitons „Mixed Reality” Zauberspiegel ihnen bei der Anprobe digitaler Kleidungsstücke hilft, die von Couture bis Streetwear reichen. Nach der Anprobe können die Besucher dann digitale Kopien eines Looks sowie einen Ausdruck mit nach Hause nehmen.

Digitale Mode fördert Nachhaltigkeit

„Wir haben in erster Linie mitgemacht, weil uns das Projekt hundertprozentig gefiel. Sowohl der innovative als auch der nachhaltige Aspekt decken sich mit unseren Werten. Wir sehen es als Teil unserer Verantwortung, zu Projekten beizutragen, die dies tun“, erklärte Ronny Mikalsen, CEO des skandinavische Einzelhändlers Carlings, der ebenfalls einen Look für das Londoner Pop-up entwarf. Bereits 2018 lancierte Carlings eine limitierte digitale Modekollektion, die innerhalb einer Woche ausverkauft war.

Besucher können ihre getragene Kleidung im Pop-up auch von unabhängigen Künstlern wie Frankie Noller und Giulio Miglietta maßschneidern und verändern lassen. So wird den Kleidungsstücken neues Leben eingehaucht und die Zirkularität durch Upcycling weiter gefördert.

„Wir sind immer auf der Suche nach Innovationen, aber wollen auch die Branche, wie wir sie kennen, stören und herausfordern. Daher war es für uns absolut sinnvoll, uns für Hot:Second zu engagieren. Digitale Kleidung hat ein echtes Potenzial, verantwortungsvolles Design voranzutreiben, und unsere inhärente Agilität erlaubt es uns auch, mit diesen Ideen flexibel umzugehen und natürlich zu lernen“, sagte David Segal, Digital Manager bei Raeburn Design.

Digitale Mode ist noch weithin unbekannt

Die Idee für den neuen, innovativen Raum wurde von Hot:Second-Gründerin und Wissenschaftlerin Karinna Nobbs entwickelt, deren Feldforschung viele Missverständnisse über digitale Mode und deren positive Auswirkungen auf die gesamte Modebranche aufzeigte. Eine kürzlich von ihr mit One Pulse durchgeführte Umfrage in Großbritannien ergab, dass 38 Prozent der Menschen mit dem Begriff „digitale Mode“ nicht vertraut waren, während 60 Prozent neugierig auf das Konzept waren.

27 Prozent glauben zudem, dass die Interaktion mit digitalen Kleidungsstücken ihnen bei der Kaufentscheidung eines realen Kleidungsstücks helfen kann. 22 Prozent glauben, dass digitale Mode ihnen die Möglichkeit bietet, Mode auf eine nachhaltigere Weise zu genießen. Die Forschungsarbeiten werden mit dem Pop-up fortgesetzt und die gewonnenen Erkenntnisse Anfang 2020 gemeinsam mit Protein veröffentlicht.

Besucher des Londoner Pop-ups haben auch die Möglichkeit, am Mittwoch von 8:30 bis 10 Uhr und 19 bis 21 Uhr beziehungsweise am Donnerstag von 8:30 bis 10 Uhr und 17 bis 19 Uhr einer Reihe von Vorträgen zum Thema digitale Mode zu lauschen.

Die nächste Veranstaltung von Hot:Second ist für die Berliner Modewoche im Januar 2020 in Zusammenarbeit mit dem Blockchain-Unternehmen Lukso geplant.

Zeichnung: Miguel Cellabos für Hot:Second; Grafik: Christopher Raeburn Safety Parka

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