Abercrombie & Fitch eröffnet neue Flagship-Stores in London: Die Wiederbelebung der High Street nimmt Fahrt auf
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Der US-amerikanische Bekleidungshändler Abercrombie & Fitch, der einst als Synonym für die „Preppy“-Jugendkultur galt, hat am Freitag zwei neue Läden in Londons begehrtesten Einkaufsvierteln eröffnet. Die Standorte in der Oxford Street und in Covent Garden stellen bedeutende Expansionsschritte für die Marke dar, die davon profitieren will, dass Verbraucher:innen wieder größeren Wert auf physische Einzelhandelserlebnisse legen.
Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund einer allgemeinen Wiederbelebung des stationären Einzelhandels nach Jahren der Turbulenzen in diesem Sektor. Das Londoner West End hat einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, der durch die Erholung des Fußgängerfrequenzen nach der Pandemie und das Wiederaufleben des internationalen Tourismus begünstigt wurde.
Nach Angaben der New West End Company nähern sich die Besucherzahlen im Zentrum Londons wieder dem Niveau von vor 2020, was durch die Bemühungen der Regierung zur Revitalisierung von Einkaufsstraßen und zur Förderung der Konsumausgaben unterstützt wird.
Die Entscheidung von Abercrombie, wieder in physische Läden zu investieren, spiegelt eine Änderung der Einzelhandelsstrategie wider. Das Unternehmen, das seit seinem Höhepunkt in den frühen 2000er Jahren einen dramatischen Wandel vollzogen hat, setzt nun auf einen inklusiveren, lifestyle-orientierten Ansatz und verzichtet auf die Exklusivität und das augenfällige Branding, die einst sein Image prägten.
Diese Neupositionierung hat maßgeblich zur finanziellen Trendwende beigetragen. In seinem jüngsten Geschäftsbericht meldete Abercrombie & Fitch Co. eine 20-prozentige Steigerung des Nettoumsatzes im Vergleich zum Vorjahr, wobei die EMEA-Region eine Schlüsselrolle bei diesem Wachstum spielte.
Verschmelzung von digitalem und physischem Einzelhandel
Die neuen Läden in der Oxford Street und in Covent Garden werden als Retail-Knotenpunkte im Flagship-Stil fungieren, die digitales und persönliches Einkaufen miteinander verbinden sollen. Zu den Merkmalen gehören Omnichannel-Möglichkeiten, die es den Kund:innen erlauben, nahtlos zwischen Online- und Offline-Einkäufen zu wechseln.
In der Oxford Street wird es außerdem eine private Lounge im Zwischengeschoss geben, die eine persönliche Umkleidekabine und einen eigenen Kassenbereich umfasst – ein Zeichen dafür, dass Abercrombie auf ein hochklassigeres, serviceorientiertes Einzelhandelsmodell setzt.
Beide Läden werden mit speziellen lokalen Kunstwerken ausgestattet. Sie sind als Referenz an das kulturelle Erbe der Stadt gedacht und folgen einem wachsenden Trend unter globalen Einzelhändlern, ihre physischen Räumlichkeiten auf den individuellen Standort auszurichten.
Das Sortiment wird Schlüsselkategorien umfassen, darunter edle Stücke aus der Best Dressed-Kollektion und Activewear von Abercrombies Athleisure-Marke Your Personal Best (YPB).
Scott Clarke-Bryan, der Managing Director of EMEA bei Abercrombie & Fitch Co., bezeichnete die Expansion als strategischen Schritt zur Stärkung der Londoner Präsenz der Marke. „Wir freuen uns darauf, unser aktuellstes Produktangebot zu präsentieren und sowohl neue als auch bestehende Kund:innen im Jahr 2025 anzusprechen“, so Clarke-Bryan.
Wette mit hohem Einsatz auf Londons Einzelhandelslandschaft
Die Eröffnungen in der Oxford Street 325 und in der Long Acre 132 erfolgen zu einer Zeit, in der die großen Einzelhändler ihre Strategien für physische Geschäfte neu überdenken. Während der Online-Einkauf weiter zulegt, ist die Nachfrage der Verbraucher:innen nach Erlebniseinzelhandel nach wie vor hoch, insbesondere an stark frequentierten Orten wie der Oxford Street. In den letzten Jahren gab es neben den etablierten Unternehmen einen Zustrom neuer Marken, die um hochwertige Einzelhandelsflächen konkurrieren.
Trotz der Herausforderungen, die steigende Mieten und ein verändertes Einkaufsverhalten mit sich bringen, bleibt das West End eines der wertvollsten Einzelhandelsviertel der Welt. Nach Angaben von Cushman & Wakefield haben sich die Mieten in der Oxford Street nach dem pandemiebedingten Rückgang stabilisiert, und das Interesse globaler Marken an Flagship-Standorten ist wieder gestiegen.
Für Abercrombie & Fitch geht es bei dieser Expansion nicht nur darum, die Zahl der Läden zu erhöhen, sondern auch darum, seine Positionierung in einer sich wandelnden Einzelhandelslandschaft zu schärfen. Die strategische Neuerfindung des Unternehmens – die Konzentration auf gehobene Basics, Lifestyle-orientiertes Marketing und vielfältigere Zielgruppen – hat dazu beigetragen, seine Relevanz wiederherzustellen. Die Frage ist nun, ob sich die Investition in Londoner Premium-Immobilien in einer Zeit auszahlen wird, in der der stationäre Einzelhandel mehr anbieten muss als nur Produkte – er muss ein Erlebnis bieten.
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk