Yves Saint Laurents Gefährte Pierre Bergé ist tot
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Pierre Bergé war Geliebter, Vertrauensperson, Mäzen und Geschäftsmann: Ein halbes Jahrhundert hat der Unternehmer und Kunstliebhaber das Leben und die Laufbahn von Yves Saint Laurent begleitet. Gemeinsam gründeten sie 1961 das berühmte Modehaus, das den Namen des Designers trägt. Gemeinsam erlebten sie Höhen und Tiefen. Sein Leben sei leer seit dem Tod von Yves, sagte Bergé, nachdem Saint Laurent im Jahr 2008 gestorben war. Nun ist der Multimillionär Bergé im Alter von 86 Jahren in seinem Haus in der Provence an den Folgen einer langen Krankheit gestorben, wie die Stiftung Pierre Bergé - Yves Saint Laurent am Freitag mitteilte.
Bergé und der sechs Jahre jüngere Yves Saint Laurent lernten sich Ende der 50er Jahre kennen. Fünf Jahrzehnte lang teilten sie das Leben miteinander. Bergé war zunächst Liebhaber, dann Freund und Gefährte, stets als Manager und pfiffiger Unternehmer. Bergé und Yves Saint Laurent gehörten zu den legendären Paaren von Paris, so wie einst Jean Marais und Jean Cocteau.
Ohne Bergé wäre die Laufbahn des Designers womöglich weniger steil verlaufen. Er habe Yves Saint Laurent nicht «gemacht», denn man mache keine «Künstler», erklärte Bergé, wenn man seine Person in der Karriere des Modeschöpfers zu sehr in den Vordergrund stellte. Man könne ein Genie nur begleiten, sagte er in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Bergé hat jedoch unermüdlich an der Karriere seines Geliebten und dem Ruf der Weltmarke YSL gearbeitet. Auch noch über dessen Tod hinaus. In wenigen Wochen, am 3. Oktober, wird in Paris im ehemaligen Atelier des Designers in der Avenue Marceau ein Museum eröffnet. Zwei Wochen später soll in Marrakesch, einem weiteren ehemaligen Wohnsitz, ein zweites Yves Saint Laurent-Museum eingeweiht werden. Der 4000 Quadratmeter große Neubau liegt in der Nähe des Gartens Jardin Majorelle, den beide 1980 gekauft hatten und wo die Asche von Yves Saint Laurent verstreut wurde.
In den beiden Museen wird ein Teil der rund 5000 Kreationen und unzähligen Skizzen des Modeschöpfers zu sehen sein. An der Pressekonferenz in Paris vor wenigen Monaten konnte Bergé, im Rollstuhl sitzend, noch teilnehmen.
Bergé war leidenschaftlicher Kunstliebhaber. Mit Yves Saint Laurent zusammen hat er eine der größten privaten Kunstsammlungen Europas zusammengetragen. Nach Saint Laurents Tod ließ Bergé Teile davon spektakulär im Pariser Grand Palais versteigern. Das Ereignis wurde als Jahrhundertauktion gefeiert: Für 373,9 Millionen Euro wechselten 700 Objekte den Besitzer. Sein eigenes Auktionshaus Pierre Bergé & Associés mit Filialen in Brüssel und London gründete der auf der Atlantikinsel Ile d'Oléron geborene Geschäftsmann bereits im Jahr 2001.
Als Mäzen wirkte er mit rund 3,5 Millionen Euro an der Renovierung des Hauses von Jean Cocteau mit. Das Anwesen des französischen Schriftstellers, Malers und Regisseurs liegt in Milly-la-Fôret, rund 50 Kilometer südöstlich von Paris. Ebenso förderte er den Umbau des Hauses von Émile Zola zu einem Museum, das theatralische Schaffen von Robert Wilson und das literarische Werk von Peter Brook.
Sein Interesse für Theater und Literatur kam nicht von ungefähr. Im Jahr 1977 hatte er das Pariser Théâtre de l'Athenée gekauft, das er bis 1982 leitete, ehe er es dem französischen Staat schenkte. Als Liebhaber von Musik übernahm der Freund des damaligen sozialistischen Präsidenten François Mitterrand im Jahr 1989 die Spitze der neu erbauten Bastille-Oper, deren Direktor er bis 1994 blieb.
Hinter dem Schöngeist verbarg sich ein Unternehmer, von dem man sagte, dass er seine Geschäfte mit eiserner Hand geführt habe. So war er Mitbesitzer der Tageszeitung «Le Monde», des Wochenmagazins «L'Obs», Mitfinanzier der 1995 gegründeten Gay-Zeitschrift «Têtu» und Mitbegründer des mittlerweile eingestellten linken Intellektuellen-Monatsmagazins «Globe».
Aus seiner Homosexualität hatte er nie einen Hehl gemacht. Denn auch Freimut gehörte zu seinen Charaktereigenschaften. Man sei homosexuell, so wie man Linkshänder sei, sagte er. (DPA)
Foto: Stephane de Sakutin / AFP