Vier niederländische CEOs über Erfolg: „Ich vermeide die sozialen Medien“
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Die Modebranche balanciert zwischen Wandel und Innovation. Wirtschaftliche Unsicherheit, Digitalisierung und Nachhaltigkeit stellen immer höhere Anforderungen an Führungskräfte. FashionUnited befragte vier CEOs (Geschäftsführer) von Modeunternehmen zu den größten Missverständnissen über die Führung eines Modeunternehmens, ihren wichtigsten Lektionen und wie sie bei Entscheidungen fokussiert bleiben.
Größte Missverständnisse
„Viele Menschen assoziieren Führung in der Modewelt mit Ästhetik, Glamour und Kreativität. Effektive Führung erfordert mehr“, so Angelique de Rond, CEO der niederländischen Damenmodemarke Dante6. „Sie erfordert Vision, die Fähigkeit vorauszudenken, zuzuhören und manchmal schwierige Entscheidungen zu treffen.“
Norah-CEO Han Sterk hält das größte Missverständnis für die Annahme, „dass man als CEO hauptsächlich schöne Reden hält und in der ersten Reihe bei Modenschauen sitzt.“ „In Wirklichkeit stehe ich öfter zwischen den Kleiderständern in unseren Geschäften als auf einem Podium. Führung in der Mode ist kein Zuckerschlecken, es bedeutet, Menschen ernst zu nehmen, Entscheidungen zu wagen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die richtige Bluse zur richtigen Zeit am richtigen Ort hängt. Man muss sich vor allem nicht zu wichtig nehmen“, erklärt er.
Javier Fernández, Gründer und CEO der italienischen Schuhmarke Gondolina Shoes, teilt diese Meinung: „Das größte Missverständnis ist, dass sich Führung in der Mode nur um Kreativität dreht. Kreativität ist essentiell, sicher, aber ohne operative Disziplin, strategisches Denken und emotionale Intelligenz kommt man nicht weit.“
„Bei Gondolina führe ich mit Vision, aber setze mit Struktur um. Gute Führung in der Mode bedeutet nicht nur, schöne Dinge zu machen, sondern etwas zu bauen, das Bestand hat. Und vielleicht noch wichtiger: Flexibilität in der eingeschlagenen Richtung und das gesamte Geschäftsmodell stets im Hinterkopf behalten“, ergänzt er.
Stefan van den Berg, CEO der niederländischen Herrenmodemarke Girav, unterstreicht das Missverständnis, dass es bei der Führung in der Mode nicht darum gehe, Trends zu folgen: „Das größte Missverständnis ist, dass sich Mode nur um schnelle Trends und Äußerlichkeiten dreht. Führung in dieser Branche erfordert nicht das Verfolgen von Hypes, sondern Vision, Zuhören und den Aufbau von Vertrauen. Dies gilt sowohl intern, mit unserem Team, als auch extern, mit unseren Partner:innen.“
Menschliche Verbindung
Bei Dante6, Girav, Norah und Gondolina Shoes – aber auch in der gesamten Modebranche – dreht sich Führung im Wesentlichen um Menschen. „Es geht darum, nachhaltige Beziehungen aufzubauen: mit dem Team, den Kund:innen und Partner:innen. Ohne menschliche Verbindung, Vertrauen und Empathie bleibt selbst die stärkste Vision abstrakt“, so Dante6-CEO de Ronde.
Girav-CEO Van den Berg stimmt ihr zu: „Wenn man wächst, wird es leicht, Kompromisse einzugehen. Bei Girav glauben wir an nachhaltige Qualität, langfristige Kund:innenbeziehungen und den Aufbau einer starken Marke.“
„Die eigentliche Herausforderung besteht darin, relevant zu bleiben, ohne reaktiv zu werden“, so Fernández. „Heutzutage konzentrieren sich viele Marken nur auf den Umsatz und versuchen, etwas auf einem schwachen Fundament aufzubauen. Sie berücksichtigen nicht die Bedeutung ihrer Community, ihrer Geschichte, ihres Brandings.“
„Ein gutes Team zusammenzuhalten wird oft unterschätzt. Alle sprechen über Kampagnen und Kollektionen, aber wenn man nicht in seine Mitarbeiter:innen investiert, kommt man nirgendwo hin. Das Vertrauen, das ich in der Vergangenheit in mein Team aufgebaut habe, zahlt sich jetzt aus“, meint Sterk.
„Und nein, eine Tischtennisplatte im Büro ist keine (Unternehmens-)Kultur. Man muss wissen, was los ist, auch in den Geschäften und Lagern. Dort wird die Atmosphäre geschaffen, nicht auf einem Moodboard“, ergänzt er.
Die Komplexität der Führung eines Modeunternehmens
Führung bringt Herausforderungen mit sich, da sind sich alle vier CEOs einig. „Die Balance zwischen Wachstum und Qualität wird oft unterschätzt“, sagt Van den Berg. „Je größer man wird, desto verlockender ist es, Kompromisse bei der Produktion oder dem Service einzugehen. Aber bei Girav – als D2C (Direct-to-Consumer)-Marke – stellen wir die gesamte Customer Journey in den Mittelpunkt: vom ersten Klick bis zu dem Moment, in dem jemand unser Produkt trägt.“
„Unser Ziel ist es, dass sich unsere Kund:innen jeden Tag wohlfühlen in Kleidung, die lange hält. Das gelingt nur, wenn wir eng mit unseren herstellenden Betrieben zusammenarbeiten und ein Team haben, das versteht: Jeder Schritt zählt. Nachhaltiges Wachstum bedeutet nicht Beschleunigung, sondern bewusste Verbesserung.“
„Die Führung einer Modemarke bedeutet ständiges Umschalten zwischen kreativen, kommerziellen und strategischen Perspektiven“, so De Rond. „Man steuert eine ganze Kette – vom ersten Entwurf bis zu dem Moment, in dem Kund:innen ein Kleidungsstück tragen und sich darin stark fühlen.“
„Bei Dante6 agieren wir international, mit eigenen Boutiquen, einem Online-Kanal und einem umfangreichen Wholesale-Netzwerk. Jeder dieser Kontaktpunkte muss dasselbe Markenerlebnis vermitteln. Die Wahrung dieser Konsistenz ist eine ständige Herausforderung, die oft unterschätzt wird“, erklärt De Rond.
Bei Norah hält man es einfach.„Kein Schnickschnack, keine wolkige Sprache. Wir machen Mode für echte Frauen, und das erfordert Klarheit, Mut und Aufmerksamkeit. Wir sind gewachsen, indem wir uns selbst treu geblieben sind: ehrlich, engagiert und keine Angst davor, die Ärmel hochzukrempeln. Mode ist das Schönste, was es gibt, aber es bleibt Handarbeit. Und wenn es kompliziert wird? Dann sagen wir bei Norah: Alles für die Herausforderung“, so Sterk.
Keine Ablenkung, sondern Entspannung
Führung erfordert scharfe, wohlüberlegte Entscheidungen. Wie behalten die CEOs dieser großen Modeunternehmen ihren Fokus und ihre Klarheit? Fernández betont, dass er Ablenkungen um jeden Preis vermeidet: „Ich meide die sozialen Medien, die nichts zu meiner Arbeit beitragen. Ich meide auch gesellschaftliche Veranstaltungen, die keinen intellektuellen Austausch bieten.“
Was der CEO der italienischen Schuhmarke stattdessen tut: „Ich lese viel – nicht nur über Unternehmertum, sondern auch Romane, um meine kreative Seite aktiv zu halten. Als Mensch wird man auch von denen geprägt, die man am meisten um sich hat, daher ist es entscheidend, die richtigen Menschen um sich zu haben. Ich umgebe mich mit Menschen, die meine Annahmen hinterfragen, die sich ständig selbst herausfordern, ihre Komfortzone zu verlassen, die eine Vision oder ein Ziel im Leben haben.“
Die Dante6-CEO teilt ihre Methode, um fokussiert zu bleiben: „Zunächst einmal: relativieren. Ich beginne meinen Tag gerne früh, in Bewegung und an der frischen Luft. Außerdem höre ich regelmäßig Podcasts oder Hörbücher, die mir helfen, mich zu entspannen und zu reflektieren.“
„Was mich außerdem fokussiert hält, ist die Arbeit mit einem diversen und kritischen Team. Ich schätze Menschen, die ehrlich sind und konstruktive Kritik äußern. Das hilft bei besseren Entscheidungen“, so De Rond.
„Um fokussiert zu bleiben, nehme ich mich selbst nicht zu ernst“, sagt Sterk. „Kochen, Spazierengehen und gut schlafen halten meinen Kopf frei. Morgens frühstücke ich mit meiner Familie – ohne Latte Macchiato, denn ich bin laktoseintolerant. Ein Espresso genügt. Und manchmal ein gutes Glas Wein, aber nicht zum Frühstück.“
Der Weg zum Erfolg
Die Führung eines internationalen Modeunternehmens bringt viele Lektionen mit sich.„Beharrlichkeit und kritisches Denken waren für mich der Schlüssel. Jedes Jahr setze ich mir große Ziele, untermauert mit einer Strategie, aufgeteilt in monatliche Ziele. Dabei ist es entscheidend, die Demut zu haben, so schnell wie möglich zuzugeben, dass man falsch lag, damit man die Strategie rechtzeitig anpassen kann“, teilt Fernández.
„Arroganz kann einen viel Geld kosten – und in der Anfangsphase eines Unternehmens sogar alles. Was die Beharrlichkeit betrifft: Das ist meine wertvollste Eigenschaft, die ich durch jahrelanges Sporttreiben entwickelt habe. Tun, was nötig ist, auch wenn man lieber das tun würde, was andere tun. Es gibt keinen einfachen Weg zum Erfolg; nur harte Arbeit, Strategie, Opferbereitschaft und Demut bringen einen weiter“, fügt er hinzu.
Van den Berg spricht über die Bedeutung des Zuhörens und der Offenheit für neue Erkenntnisse: „Ich bleibe fokussiert, indem ich ständig im Gespräch mit Kund:innen, Teammitgliedern und Partner:innen bleibe. Ich glaube fest an Zuhören als Führungsstärke. Außerdem nehme ich regelmäßig Abstand, um strategisch zu reflektieren und mich in unsere Kundschaft hineinzuversetzen. Ich lese viel über Kund:innenverhalten und Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit, wie die Einführung von Coloured Cotton. Auch suche ich Inspiration außerhalb der Modebranche; welche anderen D2C-Marken erreichen unsere Zielgruppe erfolgreich? Führung bedeutet, offen für neue Erkenntnisse zu sein.“
Van den Berg betont, dass Qualität und Loyalität unverzichtbare Säulen auf dem Weg zum Erfolg seien. „Eine wichtige Erkenntnis ist, dass sich Qualität und Loyalität immer auszahlen, in allem, was man tut. Von Materialien, die länger halten, bis hin zu einem Service, der wirklich mit unseren Kund:innen mitdenkt, und dem Aufbau langfristiger Beziehungen sowohl zur Kundschaft als auch zu den herstellenden Betrieben.“
Trotz ihrer unterschiedlichen Hintergründe teilen die vier CEOs eine gemeinsame Vision: Gute Führung in der Mode ist mehr als Stil und Strategie. Es geht um Menschen, Werte und den Mut, sich für die langfristige Perspektive zu entscheiden – auch wenn das Opfer erfordert.
Dieser Artikel erschien zuvor auf FashionUnited.nl und wurde mithilfe von digitalen Tools übersetzt.
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