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Todeserklärung für verschwundenen Tengelmann-Chef rückt näher

Von DPA

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Der seit April 2018 verschollene Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub könnte im Mai für tot erklärt werden. Das Amtsgericht Köln erließ am Dienstag auf Antrag von Ehefrau und Kindern des verschwundenen Milliardärs, seines Bruders Christian und zweier Familienunternehmen das Aufgebot im sogenannten Todeserklärungsverfahren, wie eine Justizsprecherin mitteilte.

Der verschollen Milliardär wird in dem Aufgebot, das im «Bundesanzeiger» und im «Kölner Stadt-Anzeiger» veröffentlicht und im Gericht ausgehängt wird, aufgefordert, das Amtsgericht Köln bis zum 12. Mai über seinen Verbleib zu informieren. Andernfalls kann er für tot erklärt werden. Auch alle, die Auskunft über den Verschollenen geben können, werden aufgefordert, sich bis zu diesem Datum beim Gericht zu melden. Sollten bis dahin Hinweise auf den Verbleib des Verschollenen eingehen, wird das Gericht prüfen, ob und in welcher Weise es diesen im Rahmen einer Amtsermittlungspflicht nachgeht.

Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Deutschen, war am 7. April 2018 in den Schweizer Alpen allein zu einer Skitour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Die Familie geht davon aus, dass er am Klein Matterhorn bei Zermatt tödlich verunglückte. In der Unternehmensgruppe Tengelmann hatte daraufhin sein jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung übernommen. Er, sein Bruder Georg und die Familienunternehmen hatten bereits im Oktober beantragt, den Verschollenen für tot erklären zu lassen. Georg Haub hatte seinen Antrag allerdings Mitte Januar zurückgezogen.

Der Antrag auf Todeserklärung war von der Ehefrau des Verschwundenen, Katrin Haub, zunächst scharf kritisiert worden. «Es ist sehr befremdlich, dass sich jemand Drittes anmaßt, solche Entscheidungen für unsere Familie treffen zu wollen», ließ Katrin Haub der Deutschen Presse-Agentur damals über einen Sprecher mitteilen. Doch Ehefrau und Kinder änderten Anfang 2021 überraschend ihre Meinung und schlossen sich dem Antrag an.

Seit dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub schwelt ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht bei dem milliardenschweren Handelskonzern. Mit dem Antrag auf Todeserklärung stieg der Druck auf Katrin Haub und ihre Kinder, die Anteile ihres Familienstamms zu verkaufen. Schließlich müssen sich die Kinder auf Erbschaftssteuerzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe einstellen.

Doch gibt es inzwischen offenbar eine gewisse Annäherung zwischen den zerstrittenen Familienstämmen. Christian Haub sagte vor wenigen Tagen der «Wirtschaftswoche», es bringe niemandem etwas, «Öl ins Feuer zu gießen». Deshalb habe man vereinbart, über Familienthemen nicht mehr öffentlich zu sprechen, um dem Einigungsprozess eine Chance auf Erfolg zu geben. «Ich hoffe, dass wir dieses Jahr eine Lösung unter Dach und Fach bekommen», sagte Haub.

Anträge auf Todeserklärung sind eher selten. Im Kölner Amtsgericht hätten nur fünf oder sechs der 60 000 Verfahrenseingänge im vergangenen Jahr dieses Thema betroffen, hieß es in der Domstadt. (dpa)

Foto: BERND THISSEN / DPA / dpa Picture-Alliance via AFP

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