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Swinging-Sixties-Designerin Mary Quant mit 93 Jahren gestorben

Von AFP

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Mary Quant in ihrer Wohnung in Draycott Place, Chelsea, London, c.1965. Bild: Keystone-France/Gamma-Keystone/Getty Images

Die britische Designerin Mary Quant ist am Donnerstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Quant galt als eine der tragenden Modefiguren der "Swinging Sixties" und revolutionierte die Mode, indem sie den Minirock, farbenfrohes Make-up und gemusterte Strumpfhosen populär machte.

Ihr Titel als Schöpferin des Minirocks war Gegenstand zahlreicher Streitigkeiten, insbesondere mit dem französischen Designer André Courrèges, doch die Britin war zweifellos maßgeblich an dem Wandel hin zu kurzen und eng anliegenden Schnitten beteiligt.

Mary Quants unverwechselbare Persönlichkeit und ihr markanter Modestil mit dem berühmten, von Vidal Sassoon geformten braunen Haarschnitt haben dazu beigetragen, dass sie zu einer der bekanntesten Modedesignerinnen Großbritanniens wurde. Die Mode verdankt ihr unter anderem Hotpants, Regenmäntel aus PVC, buntes Make-up und wasserfeste Wimperntuschen.

Von den Schulbänken zu “Bazaar”

Geboren am 11. Februar 1930 in London, machte sie ihre ersten Schritte in der Modebranche mit dem Mann, der später ihr Ehemann werden sollte, Alexander Plunket Greene. Zunächst fühlte sich Quant von dem exzentrischen Kleidungsstil der jungen Student:innen angezogen, die sie auf den Schulbänken der Goldsmiths School of Arts in London kennengelernt hatte.

1955 eröffnete das Paar zusammen mit einem Freund im damals aufstrebenden Stadtteil Chelsea ihre erste Boutique, "Bazaar". Das Geschäft für Kleidung und Accessoires sowie das Restaurant im Untergeschoss wurden zu einem Treffpunkt für junge Leute und Künstler:innen. Zur Kundschaft gehörten Brigitte Bardot, Audrey Hepburn, die Beatles und die Rolling Stones. Ihre bunte, extravagante Mode setzte sie zudem in auffälligen Schaufenster-Inszenierungen zur Schau.

Leben auf der Kings Road

„Die Herren mit Hut und Regenschirm klopfen mit ihren Schirmen an unser Schaufenster und schrien: 'unmoralisch!' und 'ekelhaft!', als sie unsere Miniröcke über den Strumpfhosen sahen, aber die Kund:innen strömten herbei, um zu kaufen", schrieb Quant in ihrer letzten Autobiografie in 2012.

Die King's Road, in der sich die Boutique befand, wurde zum Schauplatz für Mädchen in Miniröcken in einer ständigen Party Atmosphäre, die typisch für das "Swinging London" war. Die Carnaby Street in Soho war ein weiterer zentraler Anlaufpunkt.

Aufgrund ihres Erfolgs eröffnete die Designerin ein zweites Geschäft in London, arbeitete mit der amerikanischen Kaufhauskette JC Penney zusammen und brachte mit The Ginger Group eine Linie auf den Markt, die für die breite Masse erschwinglich war. Mary Quant liebte geometrische Formen, Tupfen, Farbkontraste und das Spiel mit Materialien wie PVC und fördert eine verspielte Mode.

„Zufällig passte meine Kleidung genau zur Teenagermode, zum Pop, zu Espressobars und Jazzclubs", kommentierte sie in "Quant by Quant", ihrer ersten Autobiografie, die 1965 erschien.

“zur richtigen Zeit am richtigen Ort"

„Sie war zur richtigen Zeit am richtigen Ort", erklärte Jenny Lister, Kuratorin des Victoria and Albert Museums, das rund 100 Stücke – Kleidung, Make-up, Unterwäsche, Schnittmuster – der Designerin in seiner Sammlung hat. „Sie hatte ein unerschrockenes Verhalten und konnte Schlagzeilen machen, indem sie provokativ über Sexualität und ihr Privatleben sprach".

Zuletzt lebte Quant in Surrey, Südengland, und trat nur noch selten öffentlich auf. Sie hatte einen Sohn, Orlando, und drei Enkelkinder. 2000 verkaufte sie ihre Kosmetikfirma, deren Logo, eine Blume, bis heute ihr Markenzeichen ist.

Als sie im Jahr ihres 80. Geburtstags gefragt wurde, gestand sie eine gewisse Nostalgie für das "hektische und innovative" London der 1960er Jahre, meinte aber, dass es "wunderbar ist, heutzutage eine Frau zu sein".

„Eine neue Art von Superfrauen ist aufgetaucht", freute sie sich in ihrer Autobiografie. "Sie bewegen sich wie Athlet:innen und sitzen wie Männer, mit gespreizten Knien. Ihre Kinder nehmen den Namen ihrer Mutter an. (...) Sie haben die Kontrolle". (AFP)

Mary Quant