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Sorge um vermissten Milliardär Haub - «Warum war er allein?»

Von DPA

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Bei der Suche nach dem vermissten Tengelmann-Chef Haub wird alles Menschenmögliche getan. Skifahrer und Bergspezialisten diskutieren über das große Risiko, das Haub einging.

Am frühen Morgen noch Schneeflocken, dann bestes Wetter mit strahlendem Himmel und Matterhorn-Sicht in Zermatt: Man meint, die Suche nach dem vermissten Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub könnte weitergehen, aber der Schein trügt. 2000 Meter höher stürmt es am Donnerstag im Gletschergebiet, wo sich die Spur des Unternehmers am vergangenen Samstag verlor. Die Retter können vorerst nichts tun.

Der deutsche Milliardär, Leiter des Familienimperiums mit dem Textil-Discounter Kik und der Baumarktkette Obi, war auf dem Klein Matterhorn, wie eine dort installierte Kamera zeigt. Seitdem ist er spurlos verschwunden. An der Talstation warten an diesem Donnerstag Dutzende Skifahrer, die in eines der höchstgelegenen Skigebiete Europas auf mehr als 3800 Meter wollen.

Darunter ist Johann Haseneder (55) aus Nürnberg. «Die Geschichte mit Herrn Haub macht mich schon sehr nachdenklich», sagt der passionierte Skifahrer. Er steht seit mehr als 40 Jahren auf den Brettern und ist zum achten Mal in Zermatt. «Es bestärkt mich vor allem in einem: nie allein unterwegs sein.» Haseneder ist mit einer Gruppe von zehn Sportlern unterwegs, die auch Touren abseits der Piste machen, aber nur mit einem Bergführer, wie er betont.

Auch Haub dürfte abseits der Pisten unterwegs gewesen sein. Er gilt als hervorragender Skifahrer und Bergwanderer, und er kannte das ganzjährig geöffnete Skigebiet «Matterhorn Glacier Paradise» - Gletscherparadies. Dort trainieren im Sommer auch zahlreiche Nationalmannschaften. Haub bereitete sich auf eines der härtesten Skirennen vor, die von der Schweizer Armee ausgerichtete «Patrouille des Glaciers».

Der erste Lauf beginnt am 17. April von Zermatt nach Verbier. 4800 Teilnehmer sind eingeschrieben, darunter auch Haub. Die Fahrer starten mitten in der Nacht in Dreierteams auf einem 100 Kilometer langen Parcours mit 4000 Metern Höhenunterschied. Die besten schaffen das in knapp sechs Stunden.

«Erfahrung hin oder her: Die Erfahrensten sind nie allein unterwegs», sagt der Bergführer, der Haseneders Truppe an diesem Tag begleitet. «Jeder muss das natürlich selbst entscheiden.» In Zermatt schütteln eigentlich alle den Kopf. «Wie kann man da nur allein unterwegs sein?», fragt Skilehrer Walter Andereggen. Er ist selbst auf dem Gletscher am Klein Matterhorn gefahren - nie allein, wie er betont. «Gut trainiert zu sein und gut Skilaufen zu können, heißt ja nicht, dass man auch das Wetter und den Schnee gut kennt», sagt er. Gerade im Frühjahr sei die Schneedecke über Gletscherspalten oft zu dünn und breche ein.

Haseneder war am Samstag an gleicher Stelle, wo Haub seine Tour begann. «Das Wetter war traumhaft, das hat vielleicht dazu verleitet, abseits der Piste zu fahren», sagt er. Wen einmal das Zermatt-Fieber gepackt habe, der komme kaum davon los, sagt er. Das Skigebiet gehört zu den höchstgelegenen Europas, man sei von zahlreichen Bergen über 4000 Meter umgeben. «Eine gewaltige Naturkulisse», so Haseneder.

Der Skiort mit mehr als 7000 Hotelbetten und mehr als 10 000 Betten in Zweit- und Ferienwohnungen zieht vom Jetset bis zum mittellosen Snowboarder alles an. Es gibt Schlafsäle für die nicht so Betuchten mit Übernachtungen für weniger als 40 Euro. Die nobelsten Suiten kosten mehr als 1000 Euro. Angesichts der vielen VIP-Gäste ist die Gemeinde verschwiegen. In welchem Hotel Haub wohnte, sagt sie nicht.

Der autofreie Ort, in dem Taxis im Golfcart-Format verkehren, verzeichnet im Jahr fast zwei Millionen Logiernächte. Auf Schweizer entfallen mehr als 800 000 davon, Deutsche stehen mit gut 150 000 Logiernächten an zweiter Stelle.

«Haub ist ein großer Zermatt-Liebhaber und ein begeisterter Bergmensch, der jedes Jahr ein bis zwei Wochen hier war», sagt der Rettungschef von Zermatt, Anjan Truffer. Er kennt Haub von gemeinsamen Skitouren persönlich. «Wenn man jemanden sucht, den man kennt, beschäftigt das einen natürlich emotionaler», sagt der 43-Jährige Rettungsprofi. (dpa)

Erivan Haub
KIK