„Ich liebe es!“: Selenskyjs Anzug begeistert Trump

Kleidungsentscheidungen bestimmen normalerweise nicht das Schicksal von Ländern. Bei seinem Besuch im Weißen Haus setzte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj jedoch zweifellos auf einen Hauch von Kleiderdiplomatie im Streben nach Frieden mit Russland. Das Treffen mit Donald Trump war aus vielen Gründen mit Spannung erwartet worden; unter anderem auch wegen der Frage, ob Selenskyj einen Anzug tragen würde.

Im Februar war der ukrainische Staatschef von einem US-Reporter verspottet worden, weil er im Oval Office in Militärkleidung erschienen war. Dieser Kommentar legte den Grundstein für eine überraschende Zurechtweisung Selenskyjs wenige Minuten später. Trump und Vizepräsident JD Vance machten ihm Vorwürfe, nicht „dankbar“ für die US-amerikanische Unterstützung nach der russischen Invasion im Februar 2022 zu sein.

Sechs Monate später hat sich die Lage geändert.

„Ich kann es nicht glauben, ich liebe es!“, rief Trump aus und bewunderte den eleganten Anzug und das schwarze Hemd des ukrainischen Staatschefs bei dessen Ankunft im Weißen Haus. „Es ist das Beste, was ich habe“, scherzte Selenskyj, ein ehemaliger Fernsehkomiker, bevor er Präsident wurde. „Sieht fabelhaft aus!"

Die lobenden Kommentare setzten sich im Oval Office fort, dem Schauplatz von Selenskyjs vorheriger Demütigung. „Präsident Selenskyj, Sie sehen in diesem Anzug fabelhaft aus!“, sagte Brian Glenn. Der Reporter des rechtsgerichteten Mediums Real America’s Voice hatte das Thema im Februar angesprochen.

Trump, ein Multimillionär, der selten etwas anderes als einen seiner charakteristischen blauen Maßanzüge trägt, stimmte zu: „Ich habe ihm dasselbe gesagt.“ An Selenskyj gewandt sagte er: „Das war derjenige, der Sie das letzte Mal angegriffen hat.“

„Ich erinnere mich“, antwortete der Ukrainer ernst, bevor er Glenn sagte, dass er „denselben Anzug“ trug wie im Februar.

Selenskyj nutzte das Treffen auch, um Trump einen Brief seiner Frau Olena an Melania Trump zu übergeben. Darin dankte sie der ehemaligen First Lady der USA dafür, dass sie Putin geschrieben und ihn aufgefordert hatte, das Leben der Kinder zu retten.

Dass Selenskyjs Kleidung inmitten eines Krieges ein Thema ist, mag manchen seltsam erscheinen. Es unterstreicht aber auch, wie sehr ausländische Staats- und Regierungschefs einen notorisch launischen US-Präsidenten hofieren mussten.

„Sehe ich gut aus?"

Selenskyj hat sich besonders bemüht, Trumps Unterstützung zu gewinnen. Trump hat auch offen seine Bewunderung für seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin zum Ausdruck gebracht. Dies wurde durch seine außergewöhnliche Herzlichkeit bei der Begrüßung Putins während ihres Gipfeltreffens in Alaska letzte Woche deutlich.

Der US-Präsident wiederholte auch mehrere von Putins Argumenten zum Krieg. Dazu gehört die Notwendigkeit, dass die Ukraine auf die Krim verzichtet und ihre Ambitionen, der NATO beizutreten, aufgibt.

Daher die diplomatische Offensive im Weißen Haus am Montag. Sie begann mit Selenskyj und seinem Anzug, gefolgt von einer Gruppe europäischer Staats- und Regierungschefs. Sie betonten Trumps Bemühungen um ein Friedensabkommen.

Berichten zufolge wurde der ukrainische Staatschef von den europäischen Staats- und Regierungschefs darauf hingewiesen, wie er mit Trump umgehen solle. Insbesondere vom finnischen Präsidenten Alexander Stubb, der einen Zweireiher trug und vom US-Präsidenten für seine jugendliche Kraft gelobt wurde.

Selenskyj zeigte sich deutlich weniger kriegerisch als im Februar und dankte Trump sogar für eine Karte, die zeigte, wie viel Territorium Russland der Ukraine entrissen hatte.

NATO-Chef Mark Rutte spielte unterdessen die Debatte um Selenskyjs Kleidung herunter. „Sehe ich gut aus?“, fragte der Niederländer lachend Trumps Protokollchef, während er sich bei seiner Ankunft im Weißen Haus sein Jackett zuknöpfte.

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