Der unsichtbare Mäzen: Lidl-Gründer Dieter Schwarz wird 80
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Lidl-Gründer Schwarz ist kein Freund der Öffentlichkeit. Selbst in seiner Heimatstadt Heilbronn kann er unerkannt auf die Straße - auch zu seinem 80. Geburtstag.
Dieter Schwarz hat etwas geschafft, das in Zeiten von Instagram und Facebook quasi unmöglich scheint. Seit Jahren existieren kaum Bilder von dem Lidl-Gründer, weil er es so will und weil man das nicht nur in Heilbronn akzeptiert.
«Bei mir im Blatt gibt es keine Fotos von Herrn Schwarz», sagt Uwe Ralf Heer, Chefredakteur der «Heilbronner Stimme», die ansonsten durchaus in der Lage ist, kritisch über die Vorgänge im Imperium von Schwarz zu schreiben. Dieter Schwarz, der am 24. September seinen 80. Geburtstag feiert, fotografiert man nicht. Es ist der Respekt vor dem größten Mäzen der Stadt, der selbst die Lokalmedien zur Zurückhaltung bewegt.
Das aktuellste bekannte Bild von Dieter Schwarz ist ein Schnappschuss. Ein Reporter der «Süddeutschen Zeitung» hatte den Lidl-Gründer bei der Eröffnung der von ihm gestifteten Außenstelle der TU München dieses Jahr mit dem Handy abgelichtet. Auf dem Foto ist halb verdeckt ein unscheinbarer, älterer Herr im Dreiteiler mit pinkfarbener Krawatte zu sehen. Erkennen dürften ihn danach auf offener Straße dennoch nicht viele.
Der größte Gönner der Stadt Heilbronn
Das ist gewollt. Schwarz hält sich seit Jahrzehnten im Hintergrund und schafft es, in seiner Heimatstadt nach wie vor unerkannt einkaufen zu gehen. Der Lidl-Gründer ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt zwar mitten in der Stadt, aber völlig zurückgezogen. Entführungsfälle wie die des Aldi-Gründers Theo Albrechts im Jahr 1971 oder der Kinder des Drogeriemarktgründers Schlecker in den 1987 hätten ihn so vorsichtig gemacht, heißt es.
Nur vor fünf Jahren wagte er sich der scheue Lidl-Gründer aus der Deckung - zumindest verbal - und unterstützte den SPD-Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in seiner Heimatstadt Heilbronn. «Ich wähle Harry Mergel, weil er nach langjähriger Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Himmelsbach beste Erfahrungen für diese Arbeit mitbringt», hatte Schwarz sein Engagement begründet - und verschwand wieder in der Versenkung.
Dabei ist der Milliardär der größte Gönner der Stadt. In Heilbronn ließ er unter anderem eine alte Ölmühle zu einer Ausstellung für Naturwissenschaft und Technik namens «Experimenta» umbauen. Die von ihm ins Leben gerufene Dieter Schwarz Stiftung fördert Bildung, Erziehung, Wissenschaft und Forschung. Zuletzt hat seine Stiftung Heilbronn eine Außenstelle der TU München mit 20 Professuren ermöglicht.
Schwarz wurde in Heilbronn als Sohn des Kaufmanns Josef Schwarz geboren. Nach seinem Abitur macht er eine Ausbildung im väterlichen Betrieb. 1962 erhielt er Prokura und wurde ein Jahr später persönlich haftender Gesellschafter der Lidl & Schwarz KG, einem Handels- und Fruchthof.
Weil der Name «Schwarz-Markt» keine Option war, taufte er das Geschäft auf den Namen des früheren Partners «Lidl». 1968 schaffte Schwarz mit der Kette «Handelshof» den Einstieg in den Einzelhandel. Die berühmten Discounter folgten in den 70er Jahren. Nach dem Tod des Vaters übernahm Dieter Schwarz 1977 die Unternehmensführung - und machte Lidl zu einem der großen Discounter.
Schon 1999 zog er sich aus der operativen Konzernleitung zurück und übertrug die Verantwortung einem Management. In den strategischen Führungsfragen mischte er aber auch danach noch mit.
Heute ist die Schwarz-Gruppe, zu der neben Lidl auch die Warenhaus-Kette Kaufland gehört, ein Handelsgigant, der sich mit Größen wie Wal-Mart messen kann. Im vergangenen Geschäftsjahr knackte die Schwarz-Gruppe die Marke von 100 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt nun weltweit 429 000 Mitarbeiter.
Der Erfolg hat Schwarz nicht nur zu einem der reichsten Männer Deutschlands sondern weltweit gemacht. Das US-Magazin Forbes führt ihn mit einem Vermögen von rund 17 Milliarden Euro (19 Mrd US-Dollar) auf Platz 36 der weltweiten Liste der Milliardäre.
Eine große Feier dürfte sich der bescheidene Lidl-Gründer zu seinem Geburtstag dennoch nicht gönnen. Von seiner Stiftung heißt es, zu seinem Geburtstag gebe es keinen offiziellen Empfang und keine öffentliche Feier. Bilder von Dieter Schwarz dürfte es wohl auch zu diesem Anlass nicht geben. (dpa)