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Zwischen Tradition und It-Piece - Die Dirndl-Trends 2025

Von DPA

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Bild zur Visualisierung Credits: Kinga Mathe

Spätestens wenn es in München in rund zwei Wochen wieder heißt „O'zapft is“, werden nicht nur in der Landeshauptstadt die Dirndl und die Lederhosen aus dem Schrank geholt. Nach der wichtigsten Frage „Geht's noch zu?“ - stellt sich die zweite: „Zieht man das so noch an?“

„Man kann sehr viel unterschiedliche Trachten-Mode wahrnehmen“, sagt Rainer Wenrich, Kunst- und Modeexperte von der Katholischen Universität Eichstätt. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob es als Trend auszumachen ist, aber meinen Beobachtungen zufolge können wir bei den Dirndln die Verwendung von hochwertigen Materialien wahrnehmen, saubere Verarbeitung, klare, präzise Schnitte, reine Farben, nicht grell, kaum Dekoelemente, wenn dann auch hochwertig im Schmuck, Länge bis zum Knie und darüber hinaus. Hinzu kommen Naturstoffe, Samt und auch Kord kann man sehen. Ein paar Mary Janes dazu gehen auch.“

Damit meint er die Ballerina-ähnlichen Schuhe mit Riemen über dem Fußrücken. Marihuana, das ja auch gerne Mary Jane genannt wird, ist auf dem Oktoberfest natürlich weiterhin verboten. München ist ja schließlich immer noch Bayern.

Wenrich sieht „insgesamt eine Wendung zum Hochwertigen und Dauerhaften“ - und „genau das Gegenteil der Fast Fashion aus den vergangenen Jahren“.

Dazu passt, dass es in diesem Jahr auf der Wiesn - wenn auch sehr vereinzelt - handgearbeitete Dirndl aus Uganda zu sehen geben wird. Annette Weidner hat sie für ihr Label „Isarhippie“ nach Deutschland geholt. Bayerisches Design, traditionelle, afrikanische Stoffe.

„In Uganda spielt auch die Tradition eine wichtige Rolle und das passt sehr gut zu Bayern, und deswegen haben wir gedacht, das könnte man gut kombinieren“, sagt sie. „Spitzendirndl waren in Mode, dann hatten wir die mit Samt-Oberteil und warum jetzt nicht mal welche mit Stoffen aus Afrika?“

Dirndl als „It-Piece“

Für die Designerin Angelika Zwerenz, die ihr Label „Dirndlpunk“ genannt hat, ist das Dirndl heute in Zeiten von Influencerinnen, die auf dem Oktoberfest um sozial-mediale Aufmerksamkeit buhlen, zum „It-Piece“ geworden, wie sie sagt: „Früher war ein Dirndl eher der Brave-Mädchen-Look. Heute ist die Dirndlträgerin selbstbewusst und stolz, und sie inszeniert sich selbst. Das spiegelt die generelle gesellschaftliche Veränderung wider: Mode ist Content geworden, nicht nur Kleidung.»

Für Männer wie Frauen sieht sie übrigens den Cowboyhut als Zusatz-It-Piece in diesem Jahr, was aber womöglich auch daran liegt, dass ihre aktuelle Kollektion diese im Programm hat.

Modeexperte Wenrich sieht eher den klassischen Hut auf dem Kopf des Wiesn-Gängers: „Die Männer, ob jung oder mittleren Alters tragen mit der Tracht auch wieder Trachten-Hut, ob aus Merinowolle oder Hasenfell“, sagt er. Dazu natürlich: „Lederhose“ - und die „auch vegan, aber in jedem Fall stilvoll, gediegen, aber nicht spießig, gerne auch vintage - und sehr wichtig - in der richtigen Größe - mit guter Bewegungsfreiheit. Ein paar schöne Sneaker, frisch in weiß, Loafer aus Veloursleder, ansonsten natürlich sehr gute Haferlschuhe“ - die traditionellen Trachtenschuhe.

Für Zwerenz gehen Haferlschuhe dagegen gar nicht mehr: «Statt Haferlschuhen trägt man stylische Sneaker- dies ist ein Fashion-Statement.» Ihre No-Gos beim Dirndl: „Das kurze Minidirndl ist out, 2025 ist knieumspielt oder in Wadenlänge. Unstimmige Accessoires sind out“ - damit meint sie Kopf- und Halsschmuck oder Schuhe, die farblich nicht passen.

So weit, No-Gos auszusprechen, würde Wenrich nicht gehen: „Es geht noch viel, und niemand soll sich in der Wahl seiner Kleidung einer Trachten-Mode-Diktatur unterworfen fühlen. Das Leben ist schon schwer genug und was wir auf der Welt derzeit an Unruhen, Einschränkungen und Unterdrückung erleben, wollen wir nicht auch noch in der Wahl unserer Kleidung erfahren.“

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