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Zwischen Samurais und Virtual Reality: Die Highlights der Berlin Fashion Week

Von Rachel Douglass

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Mode
Foto: LML Studio SS23

Vom 5. bis 10. September fand die Fashion Week wieder in Berlin statt und bot ein prall gefülltes Programm mit 36 Laufsteg-Shows, 25 Ausstellungen und Installationen, zwei Konferenzen und einer Reihe von Partys und Nebenveranstaltungen.

Während der gesamten Woche fanden in der Stadt Veranstaltungen wie der Berlin Fashion Summit statt, bei dem auf Podiumsdiskussionen das Thema Nachhaltigkeit erörtert wurde, sowie eine Reihe von Atelierbesuchen im Rahmen des Studio2Retail-Konzepts, das darauf abzielt, Marken direkt mit den Verbraucher:innen in Kontakt zu bringen. Partys und andere Anlässe untermauerten das Konzept, zu dem auch die Eröffnung eines kreisförmigen Pop-up-Shops gehörte, der vom nachhaltigen Label Zamt und der Modeverleih-App Clothesfriends veranstaltet wurde.

Berlin stellt zwar deutsche Designende in den Vordergrund, es gab aber auch eine Reihe internationaler Akteure, darunter mehr als 35 ukrainische Designer:innen, die an verschiedenen Laufstegen oder Ausstellungen in Berlin teilnahmen und so die Gelegenheit hatten, ihre Kollektionen einem internationalen Publikum zu präsentieren. Nachfolgend hat FashionUnited einige der bemerkenswertesten Shows und Veranstaltungen der Berliner Modewoche hervorgehoben.

Bobkova: Vintage-inspirierte Schneiderei

Das ukrainische Label Bobkova zeigte seine Kollektion in dieser Saison in Berlin und widmete sich für SS23 dem Thema "Freiheit im großen Stil". Die Botschaft bezog sich sowohl auf die Freiheit des eigenen Landes als auch auf die Freiheit der Identität, die durch Stile gezeigt wurde, die darauf abzielten, geschlechtsspezifische Konventionen aufzubrechen. Die technischen Aspekte der Kollektion wurden von traditionellen japanischen Unisex-Schnitten inspiriert, die sich in maßgeschneiderten Rock- und Hosenanzügen neben übergroßen Hemden und asymmetrischen Kleidern wiederfinden.

Foto: Bobkova SS23

Kristina Bobkova, die Designerin hinter dem Label, ließ sich bei der Farbpalette von den blühenden Bäumen ihrer Heimatstadt Kiew inspirieren und präsentierte Looks in Gelb, Blassrosa und Cremeweiß, die einen Kontrast zu Smaragdgrün, erdigen Brauntönen und silbernen Akzenten bilden. Für die Accessoires der Linie hat Bobkova auch traditionelles ukrainisches Handwerk erforscht, unter anderem für die Herstellung von Schmuckperlen, die in Brennöfen in der ukrainischen Region Ternopil gebrannt wurden. Die Accessoires sind Teil einer Zusammenarbeit mit der nachhaltigen deutschen Taschenmarke Chris Bader, die auf der Fashion Week in Berlin vorgestellt wurde und später auch in New York, Shanghai und Paris lanciert wird.

Foto: Bobkova SS23

Marcell von Berlin: Das Metaverse für den Einzelhandel

Im Rahmen des Studio2Retail-Konzepts des deutschen Modeverbands German Fashion Council fanden Präsentationen und Veranstaltungen in verschiedenen Geschäften und Designerateliers in der Stadt statt. Eine Veranstaltung umfasste die Präsentation eines neuen Ladenkonzepts für Marcell von Berlin, der das Metaverse in seinen Store holte.

Im Berliner Flagship des Designers wurden Schaufenster mit Augmented-Reality (AR) installiert. Beim scannen eines QR-Codes erscheint die gesamte neue Kollektion auf dem Smartphone oder Tablet. Im Laden konnten die Besucher:innen auch eine Metaverse-Umgebung und digitale Versionen von den Entwürfen über einen Computer erkunden, darunter eine virtuelle Handtasche und ein Kleid, die in einem von der Wüste inspirierten digitalen Raum ausgestellt werden.

Foto: Showz x Marcell von Berlin

Im Gespräch mit FashionUnited sagte Ayan Yuruk, Gründer der Kreativagentur Showz, die für die Entwicklung des Einzelhandelskonzepts verantwortlich ist, dass der Einsatz von AR es der Marke ermöglicht, ihre gesamte Kollektion auf eine neue und aufregende Weise zu präsentieren. „Die Leute interagieren wirklich mit dem Display und sind neugierig, weil es so einfach zu bedienen ist", bemerkte er und fügte hinzu, dass das Metaverse-Angebot eine neue Abteilung seines Unternehmens sei, die den Kund:innen unbegrenzte Möglichkeiten im Einzelhandel bieten soll.

Die Kollektion 22/23 ist von Los Angeles inspiriert, wo es auch einen Marcell von Berlin Store gibt. Sie nimmt Bezug auf die Berglandschaften und Wüstentäler der Region. Farbenfrohe Anzüge in Übergröße und Stücke mit Schlangendruck wurden für den Tag kreiert, während Miniröcke und Paillettenkleider in dunkleren Farbtönen eine Option für die Nacht darstellen. Die Kollektion wird ab Oktober im Onlineshop der Marke sowie in den Flagships in LA und Berlin erhältlich sein.

Foto: Marcell von Berlin 22/23 Collection

Dawid Tomaszewski: Abendgarderobe mit Pfiff

David Tomaszewski ließ sich von der Mode der 70er inspirieren und präsentierte in seiner neuesten Kollektion "Intimate Realm" seine Interpretation von Abendmode. Der Berliner Designer entschied sich dafür, für jedes Stück ganz unterschiedliche Silhouetten zu erforschen, indem er verschiedene Formen und Schnitte zusammenbrachte, die mit kräftigen farbigen Materialien und kontrastierenden Texturen gepaart wurden.

Foto: Dawid Tomaszewski

Fünf der Kleidungsstücke wurden in einem Raum des Museums Humboldt Forum ausgestellt, der einen Ausblick über die Stadt ermöglicht. Zu den ausgestellten Stücken gehörten ein leuchtend grünes Kleid mit vollem Tüllrock, ein rotes grafisches Blumenset aus einem satinähnlichen Material und ein Zweiteiler aus Chiffon, der mit Pailletten verziert war. Während der Veranstaltung konnten die Gäste auch den Kollektionsfilm des Designers sehen, in dem weitere Stücke der Linie gezeigt wurden.

„Jede Kollektion wird aufs Neue zu meinem Traumprojekt", erklärt Tomaszewski in einer Mitteilung. „Und in jeder Kollektion ist meine Inspiration auf eine fast intime Art und Weise versteckt. Auf diese Weise drücke ich nicht nur mich und meine Kreativität aus, sondern möchte die Betrachter:innen zum Träumen einladen, sie in ihrem Innersten berühren und inspirieren."

Foto: Dawid Tomaszewski

LML Studio:

Der Designer Lucas Meyer-Leclère inszenierte eine aufwändige Performance für die Präsentation seiner neuen Kollektion "Sensible Ensemble" für LML Studio. Die Show, die im Hotel Telegraphenamt stattfand, zelebrierte die Schönheit der Vielfalt im Miteinander - eine Eigenschaft, die sowohl in der Besetzung der Show als auch in der umfangreichen Kollektion deutlich wurde.

Die Veranstaltung begann ruhig, mit einem einzigen Model, das einen rekonstruierten kurzen Anzug trug. Ihm folgte ein rasanter Laufsteg, auf dem die Models mit einer Reihe von zerfledderten Rüschenhemden und Anzügen durch den Raum schritten, die jeweils eine modernisierte Version historischer Schneiderkunst demonstrierten. Dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Kollektion, die von dekonstruierter, mit Farbe verzierter Vintage-Kleidung bis hin zu aufwendig gestrickten Sets reichte, die von vier Models getragen wurden. Diese sangen Marlene Dietrichs "Sag mir, wo die Blumen sind" in einer A-cappella-Version.

Foto: LML Studio
Foto: LML Studio
Foto: LML Studio

Sf1og

Bei Sf1og, eine deutsche Marke unter der Leitung von Rosa Dahl, wurde die Show und ihre Umgebung in eine apokalyptische Kulisse verwandelt. Die Veranstaltung fand in der Feuerle Collection statt, einem Telekommunikationsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der inzwischen vom britischen Architekten John Pawson renoviert wurde.

Foto: Sf1og

Während der Show schlenderten die Models über den schummrig beleuchteten Laufsteg und scharrten mit den Füßen zu den Klängen eines Live-Cellisten, der die dystopische Stimmung der Veranstaltung noch verstärkte. Die Kollektion mit weiten Saumabschlüssen und dekonstruierten Silhouetten, die um die Körper der Models gehängt und gewickelt wurden, harmonierte mit der Atmosphäre. Die Kollektion "Untitled" konzentrierte sich vor allem auf die Bedeutung der Handwerkskunst, wobei Materialien und Techniken eingesetzt wurden, um eine nachhaltigere Zukunft zu fördern.

Bei der Laufstegshow wurde auch die Partnerschaft von Sf1og mit Converse und Sidestep vorgestellt, die die Show mit einer Reihe verschiedener Converse-Modelle, wie dem Chuck 70 und dem Chuck Taylor All Star Terrain, unterstützten.

Foto: Sf1og

Susumu Ai: Traditionelle Handwerkskunst kehrt ins Rampenlicht zurück

Die japanisch-deutsche Marke Susumu Ai wählte das Samurai-Museum in Berlin als Schauplatz für die Präsentation ihrer Kollektion. Die Show der Marke fand in einem offenen Raum und auf einer Bühne innerhalb des Museums statt, umgeben von historischen Objekten und Multimedia-Installationen, die die Geschichte der Samurai darstellen und nahtlos mit der japanisch inspirierten Linie von Susumu Ai verschmolzen.

Mehrere Taiko-Trommler – ein japanischer Trommelstil – trugen Stücke aus der neuen SS23-Kollektion und spielten im Laufe des Abends eine Reihe von Instrumentalstücken. Für die Pieces der Kollektion wurden speziell beschaffte Stoffe aus Japan verwendet, deren Silhouetten sowohl traditionelle als auch moderne Handwerkskunst vereinen.

Alisa Menkhaus, Gründerin und künstlerische Leiterin von Susumu Ai, sagte in einer Mitteilung: „Der Ausdruck traditioneller Handwerkskunst ist einer der wichtigsten Werte für die Marke. Aus diesem Grund war das Samurai-Museum der ideale Ort, um dieses Prinzip zum Ausdruck zu bringen, wo die Kulisse perfekt mit den kulturellen Aspekten der Marke harmonierte."

Foto: Susumu Ai
Foto: Susumu Ai

William Fan: Daywear to Clubwear

Die Kollektion "Eternity" von William Fan wurde in einem alten U-Bahn-Schacht am Potsdamer Platz gezeigt, in dem sich ein Laufsteg durch den Tunnel zog. Die Models liefen unter Discokugeln und flackernden Lichtern durch die Location, während aus den Lautsprechern dröhnende Club-Musik schallte. Die Atmosphäre spiegelte sich in der Kollektion von Fan wider, die zwischen glitzernden Pailletten und strukturierten Silhouetten in neu interpretierten Outfits hin und her wechselte.

Markante Schnitte wurden mit asymmetrischen Silhouetten und experimentellen Drapierungen kombiniert. Andere Looks bestanden aus schimmernden Mänteln, die auf die Umgebung der Träger:innen reflektierten. Der Designer experimentierte auch mit neuen technischen Elementen wie Plisseefalten und aufgeschnittenen Rändern, wie sie in rekonstruierten Miniröcken zu sehen waren. Viele dieser Designs boten optionale Styling-Möglichkeiten und regten zum Experimentieren an.

William Fan, Foto: Julian Wiesmes
William Fan. Foto: Julian Wiesmes

FashionUnited wurde vom Fashion Council Germany nach Berlin eingeladen. Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk.

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