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Warum Zinser-Einkaufschef Wolfram Schur "sehr optimistisch" in die Orderrunde geht

Von Ole Spötter

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Mode |Interview

Zinser-Haupthaus in Tübingen | Foto: Zinser

Wolfram Schur, Einkaufsleiter beim süddeutschen Modehändler Zinser, ist für die aktuelle Ordersaison optimistisch gestimmt und begibt sich auf die Suche nach neuen Themen. Dabei lässt er sich nicht von Preiserhöhungen bremsen. FashionUnited sprach mit dem Einkäufer über Preisveränderungen, Trends und welche Rolle Outlets für Zinser spielen.

Wie optimistisch starten Sie in die Ordersaison?

Wir gehen sehr optimistisch rein, weil wir auch ein paar Veränderungen auf den Flächen gemacht haben und glauben, dass ein Nachholeffekt kommen wird. Wir suchen nach neuen Themen. Wir gucken nach Modernität, weil bei den Kund:innen auch nochmal ein Change stattgefunden hat und sie noch ein Stück modischer geworden sind.

Dämpfen die Preiserhöhungen Ihren Optimismus? Wie haben Sie diese bisher wahrgenommen?

Die Preisveränderungen haben sehr moderat stattgefunden, sodass wir uns nicht ‘kalt erwischt’ gefühlt haben. Wir hatten sehr hohen Respekt, als die ersten Preisankündigungen kamen. Vielerorts haben sich die Preislagen verändert, aber immer noch so, dass wir die Eckpreislagen gut halten können.

Jeder ist sich bewusst, dass es nicht nur in unserem Segment Preisveränderungen gibt, sondern auch Strom und andere Kosten nach oben gegangen sind. Dadurch müssen wir als Modebranche gucken, dass wir nicht zu weit abdriften und Kund:innen das Gefühl geben: Jetzt sind auch die teuer geworden. Bis jetzt ist es so, dass wir die Preise mitgehen und tragen können.

Wie wichtig sind Eckpreislagen für Sie noch? Achten Ihre Kund:innen noch gezielt darauf?

Es gibt bestimmte Produktgruppen, die sehr stark mit Preisen in Verbindung gebracht werden. Kund:innen haben so ein Gefühl, dass eine Jeans 89 Euro, 99 Euro kostet – zumindest in unserem Preissegment. Bei bestimmten Bereichen müssen wir aufpassen, dass wir den Kund:innen genug Ware für die Marken, die für sie wichtig sind, in diesem Preissegment zur Verfügung stellen. Bei der Jacke sind es etwa 199 Euro.

Welche Marken sind das?

Das sind die Mainstream-Preisler, Marken mit denen wir einen Großteil unserer Umsätze generieren. Bei Hosenlieferanten sind es zum Beispiel Brax und Mac. Olymp ist wichtig. Bei Jacken ist es unter anderem Fuchs&Schmitt. Es gibt immer die wichtigsten Marken in den jeweiligen Segmenten, an denen sich Kund:innen ein Stück weit orientieren und damit bewerten, ob es teurer geworden ist oder nicht.

Gibt es bestimmte Trends und Themen, auf die Sie einen Fokus setzen?

Es wird wieder ein Stückchen angezogener und das bei den Damen und Herren. Da wird wichtig sein, ob sich der Blazer-Anteil erhöht, welche Qualitäten eine Rolle bei den Hosen spielen, welche Formen und Farben sich durchsetzen. Außerdem wollen wir das Thema Outdoor weiter ausbauen.

Mit welchen Gedanken gehen Sie an das Ordern?

Es stellt sich die Frage: Wie hoch muss der Anteil Vororder zu Nachorder sein. Da müssen wir nach dem letzten Jahr sehr genau hingucken, wie wir damit umgehen können. Es war keine Ware aus der Lieferkette auf dem Markt. Jetzt müssen wir schauen: Glauben wir, dass sich die Lieferketten zum nächsten Herbst soweit entspannt haben, dass wir auch dann wieder in der Lage sind, Ware nachkaufen zu können? Es stellen sich also die Fragen: Wann müssen wir die Ware einsteuern, wann nachsteuern? Wo müssen wir mit den Vorordern hoch oder runter gehen?

Verändern Sie das Volumen der Voroder?

Wir wollen die Vororder in der Summe gegenüber der vergangenen Saison nicht ändern, also nicht noch weiter runter. Weil dieses Jahr aber zu wenig Ware zur Verfügung stand, wollen wir die Summe auch nicht nach oben drehen. Wir müssen die Themen nachordern, die uns auf den Flächen fehlen. Wenn wir alles vorordern, gibt es nicht mehr das Potential nachordern zu können.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Ihrer Order?

Wir haben uns sehr klar darauf committed, dass sich alle Marken, mit denen wir zusammenarbeiten, in diesem Bereich permanent weiterentwickeln.

Wir sind nicht an dem Punkt, bei dem das Produkt, die Marke, der Preis und das Thema Nachhaltigkeit stimmen muss. Wir suchen keine Labels, die aus dem nachhaltigen Segment kommen, die aber vom Markenimage und Bekanntheitsgrad noch nicht den Durchbruch geschafft haben. Das haben wir jetzt ein paar Mal probiert und gemerkt, dass sich ein Großteil der Kund:innen noch auf die bekannten Labels fokussiert. Rechts und links wird natürlich immer etwas angebaut. Wenn wir etwas sehen, bei dem wir an die Story glauben, merken es passt, nehmen wir auch rein nachhaltige Labels auf.

Wolfram Schur, Zinser-Einkaufsleiter | Foto: Zinser

Sehen Sie in der gesamten Branche eine Entwicklung in diesem Bereich?

Wenn man sieht, was alle Marken, mit denen wir eng zusammenarbeiten, in den letzten Monaten, Wochen gemacht haben, um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen, zeigt sich innerhalb der Branche eine wachsende Entwicklung. Bei uns ist es aber auch so, dass die Kund:innen momentan nicht bereit sind, automatisch mehr dafür auszugeben.

Und abseits der nachhaltigen Mode, soll das Portfolio weiter ausgebaut werden?

Wir schauen uns sehr stark nach neuen Themen um. Allerdings sind wir in keinem Segment auf der Suche und der Meinung, dass wir etwas verändern müssen. Wir haben einen Plan, eine Strategie, wo wir anbauen wollen, und da gehören auch neue Labels dazu. Es gibt zwei, drei Labels, die wir gerne hätten, aber wir sind noch nicht so festgelegt auf ein bestimmtes Label.

Seit Ende letzten Jahres betreibt Zinser nun auch ein Outlet. Welche Anteile haben Altware und zugekaufte Produkte?

Unser Ziel ist es 50:50 zu fahren.

Wie unterscheidet sich die Outlet-Order gegenüber den anderen Häusern?

Es gibt immer unterschiedlichste Mechaniken und die Outlets sind fast ein eigenes Geschäftsmodell. Klar ist, dass die meisten die Altware und Restbestände am liebsten in die Outlets abschieben möchten, aber dann hat man einen Haufen bunter Knete.

Outlet ist ein bisschen schwieriger, weil wir darauf angewiesen sind, gute Posten von der Industrie zu bekommen – natürlich auch NOS-Ausläufer von der Vorsaison. Das Outlet funktioniert nur dann, wenn die Wareninhalte für die Kund:innen, die dort kaufen, passend sind. Nur mit Rest- und Einzelteilen und mit Extrempreisen würden wir nicht glücklich werden.

Ist das Outlet für einen längeren Zeitraum vorgesehen oder handelt es sich um eine Antwort auf Lockdown-bedingte Restware?

Wir brauchen in der Branche verschiedenste Mechaniken, um das Frische-Prinzip auf unsere Fläche zu bringen. Wir müssen aufpassen, dass das Thema ‘Waren-Tourismus’ – nach dem Motto: Ich schicke dir erstmal alles wieder zurück – nicht überhand gewinnt. Das Outlet ist ein Mechanismus, ein kleines Rädchen, um das Thema Retouren besser in den Griff zu bekommen. Wir finden damit einen zusätzlichen Kanal, um Ware zusätzlich abzuschleusen – online gehört da genauso dazu.

Auf unseren wichtigsten Flächen müssen wir Kund:innen immer wieder mehr Mode und interessante Themen zeigen. Es zeigt sich auch immer deutlicher, dass sie diese Themen bei uns suchen und finden wollen. Natürlich wollen sie aber auch reduzierte Ware haben, das müssen wir dann auch identisch anbieten. Das Outlet ist kein Thema, das aus der Pandemie angetrieben ist.

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