Warum tragen Modedesigner Uniformen?
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Was haben Karl Lagerfeld, Anna Wintour und Giorgio Armani mit Steve Jobs, Mark Zuckerberg und Mother Teresa gemein? Sie alle tragen Uniformen, anhand derer sie erkennbar sind. Jobs und Zuckerberg tragen eine ‚Techie-Uniform’ und Mutter Teresa scherte sich nicht viel um Trends. Aber die Modedesigner, sollten die nicht alle sechs Monate ihre alten Kleider wegwerfen und neue kaufen, wie es ihre Branche versucht, dem Konsumenten einzureden? Wie kann es sein, dass sie immer dasselbe tragen
„Alles neu“ lautet der Befehl aus dem Elfenbeinturm der Modeelite. Starke schultern! Die Skinny Jeans ist out! High Waist ist zurück! Die neuen Silhouetten für den Herbst sind da! Doch die ganz oben am Modehimmel scheinen dagegen immun. Sind sie faul? Oder uninspiriert? Machen sie sich über uns lustig? Spielen sie nur mit den Fäden, an denen wir, ihre Marionetten, hängen?
Barack Obama sagte gegenüber Vanity Fair, „Ich trage nur graue oder blaue Anzüge. Ich möchte Entscheidungsmomente verringern. Ich muss viele andere Entscheidungen treffen und möchte deshalb meine Entscheidungs-Energie sparen. Man muss sich selbst eine Routine schaffen. Man kann sich nicht von Trivialem ablenken lassen.”
Die Trivialität des Notwendigen
Ja, aber mit allem Respekt, Herr President, was in der Welt der Politik Trivial ist, ist der Raison d’Être der Modewelt. Nichtsdestotrotz scheinen die Style-Leader dieser Branche sich um Trends nicht viel zu scheren. Sie haben offenbar kein Interesse an den von ihnen selbst kreierten oder propagierten Trends.
Während Obama also argumentieren kann, dass eine Uniform befreiend sein kann, dürfen sich Designer dieser Ausrede nicht bedienen. Giorgio Armani verreit dem The Guardian: „Wenn ich in den Spiegel sehe, bin ich super kritisch. Ich muss nachdenken, was ich tragen kann, sodass ich darin gut aussehe. Ich kann keine Streifen tragen oder knallige Farben, weil sie mich breit aussehen lassen. Ich trage gerne navyfarbene Hosen und weiße T-Shirts von Emporio Armani tagsüber und abends wechsle ich zu einem Dinnerjacket aus Samt und einem von Hand maßgefertigten Hemd von Giorgio Armani. Ich trage fast immer dasselbe. Ich habe zwar einen athletischen Körper, aber ich bin nur 1,70 Meter groß und weiß, was mir steht.”
Anstatt Freiheit zu garantieren, bietet die Mode-Uniform also so eine Art Fallschirm für Persönlichkeiten, die ihre Brand repräsentieren müssen. Sie wird zu ihrem ‚Signature Look’.
Shades of Black
Von Riccardo Tiscis legeren Basics zu weißen Sneakern über Tom Fords perfekt sitzende Anzüge bis hin zu Thom Brownes knielangen Schuljungen-Shorts, Michael Kors’ tonalen Blazern über T-Shirt und Hosen, Alexander Wangs T-Shirt mit Jeans — sie alle haben eine Uniform. Und mehr noch. Die ungeschreibene Regel der Designer-Unifom scheint die Farbe zu sein: Schwarz. (Oder, wie bei Armani: Navy) Yohji Yamamoto beschrieb seine Vorliebe für Schwarz folgendermaßen: „Schwarz ist gleichzeitig zurückhaltend und arrogant. Es ist faul und einfach, aber mysteriös. Aber vor allem sagt Schwarz: Lass mich in Ruhe, dann lasse ich dich auch in Frieden.“
Nihct nur männliche Designer ziehen sich uniform an. Auch Designerinnen wie Carolina Herrera wissen um die Macht der Eintönigkeit. Sie trägt deshalb stets eine weiße Bluse mit Kragen und einen monochromen Rock. Diane Von Furstenberg trägt bedruckte Tuniken, Donna Karan trägt Schwarz in allen Volumina mit Statement-Kette und Miuccia Prada hüllt sich in knielange Faltenröcke mit Bluse.
Workwear
Uniforme Kleidung repräsentiert Beständigkeit und ist der Versuch des Designers, sich dem saisonalen Diktat der Modemagazine und Trends zu entziehen, um im Hintergrund zu bleiben. Martin Margiela trieb es auf die Spitze. Ertrug einen Laborkittel und verweigerte sich gänzlich der Öffentlichkeit.
Die Uniform vermittelt Nüchternheit und Autorität und verleiht den Designern so den Status des Lifestyle-Gurus, die ohne Eigennutz ihren Followern die neuesten Trends bringen. Ihre zurückhaltende neutrale Tracht leiht sich vielleicht sogar Ansätze des Gedankens, dass der Designer wie ein ehrlicher, einfacher Arbeiter ein Handwerk verrichtet, das von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mellon unterrichtet in NYC verschiedene Modekurse und ist die Autorin des Buches ‚Silk fort he Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie angesiedelt ist.
Aus dem Englischen von Barbara Russ
Bilder: Catwalkpictures