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Wahre Leidenschaft für Denim: Denim.lab

Von Regina Henkel

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Mode|INTERVIEW

Denim.lab ist eine niederländische Denim-Marke für echte Denim-Liebhaber. Sie gehört zum wachsenden Kreis der Marken, die dem trend- und preisgetriebenen Modemarkt zeitlose Produkte mit Seele und Geschichte entgegen stellen möchten. Anstatt ständig nach neuen Designs und einer immer schnelleren und billigeren Lieferkette zu suchen, folgt Gründer Sander van de Vecht seiner eigenen Nase und produziert, was ihm selbst gefällt. Sein Motto: Der Stoff kommt zuerst. Direkt von den Amsterdam Denim Days erklärt er hier, wie das geht.

Was genau ist Denim.lab?

Denim.lab schafft hochwertige Denim-Kollektionen für Männer und Kinder. Alle unsere Jeans-Stoffe, die wir verwenden, werden auf klassischen Webstühlen mit Schützen als Selvadge Denims hergestellt – das ist die höchste Qualitätsstufe von Denim-Stoffen, die Sie bekommen können. Es ist großartig, mit solchen Stoffen arbeiten zu können! Aber die Auswahl des Stoffes ist nur der erste Schritt. Wir verbringen viel Zeit mit dem Sourcing und suchen die besten Zutaten für jedes Kleidungsstück zusammen, wie eine Auswahl von Chambray-Stoffen für die Taschenfutter, unser Baumwoll-Mikro-Logo, das in Frankreich hergestellt wird, die mattschwarzen Nieten und unsere italienischen Leder-Patches. Und meistens nähen wir unsere Jeans mit einem Indigo-gefärbten Nähfaden, der mit der Jeans verblasst. Außerdem verwenden wir keine Plastiktüten für Verpackung und Versand, jedes Kleidungsstück wird in einer wiederverwendbaren Baumwolltasche geliefert. Diese Details sind wichtig für unseren Erfolg und begeistern Verbraucher ebenso wie Händler.

Warum hast Du Denim.lab gegründet?

Meiner Meinung nach gibt es wenig Angebot im Premium-Denim-Markt für Männer. Es gibt teure Denimmarken, aber garantiert das Premium-Denim? Ich meine, was definiert Premium-Denim? Das teure Foto-Shooting und der berühmte Designer-Name oder das Produkt und seine Zutaten?

Was ist so besonders an Denim - warum hast Du Dich entschlossen, mit Denim zu arbeiten?

Mich faszinieren die unendlichen Möglichkeiten von Denim. Denim und die vielen leidenschaftlichen Menschen, mit denen ich arbeite, langweilen mich nie. Die vielen Reisen und die ewige Suche nach neuen Stoffen und Möglichkeiten machen sehr, sehr süchtig.

Wie genau hat es angefangen?

Ich habe über 15 Jahre für Marken wie Pepe Jeans, JC Rags, Gsus, Tommy Hilfiger und Gaastra Blue gearbeitet, und es war irgendwie unvermeidlich, dass ich mein eigenes Business starten würde. Vor fünf Jahren habe ich Denim.lab Productions gegründet, eine Agentur, die für andere Marken und Einzelhandelsketten Denimkollektionen entwirft und produziert. Daraus entstand die Marke. Am Anfang war Denim.lab also für andere Designer und Private Label Kunden gedacht, dann haben wir auch damit begonnen, Denimrestposten, die ich auf meinen Sourcing-Reisen finde, aufzukaufen und im Webshop zu verkaufen. Und wann immer ich etwas mochte, produzierte ich neue Jeans daraus und verkaufte sie online und bei Events. Genauso entstand übrigens auch unsere Kinderkollektion Mini.lab. Schließlich habe ich dann angefangen, Denim.lab an einige lokale holländische Menswear-Läden zu verkaufen, und das funktionierte sehr gut. Heute verkaufen wir die Marke mit Kunden in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Japan.

Denim.lab ist nur Menswear, warum?

Die Hälfte der Menschen auf der Welt ist männlich, das ist genug für mich. Im Ernst, Männer und vor allem männliche Denim-Kunden sind beständiger und schätzen ein Paar großartige Jeans viel mehr und länger als Frauen das tun. Damenmode geht mir viel zu schnell. Ich arbeite gerne für Frauen für meine Produktionskunden, aber sie passen nicht zu meinen Werten für Denim.lab.

Denim.lab folgt nicht dem Rhythmus der Modebranche mit mindestens zwei Kollektionen pro Jahr, warum?

Ich denke, dass Denim nicht von den vier Jahreszeiten oder den vier Lieferungen pro Jahr diktiert werden sollte. Die meisten Jeans-Kollektionen können das ganze Jahr über und für einen längeren Zeitraum verkauft werden. Das ist besonders jetzt wichtig, wo sich die Nachfrage nach Denim stark abgekühlt hat und die Läden mehr Zeit brauchen, um mit ihrem Denimsortiment zu arbeiten. Ein solides NOS-System ist mir auch sehr wichtig. Wir halten durchschnittlich sechs Styles auf Lager mit einer wöchentlichen Nachbestellung. Das heißt also: Für mich ist eine High-End-Jeans-Marke unabhängig vom Marketingbudget. Stattdessen geht alles in das Produkt, den Stoff, das Leder, das Metall, die wiederverwendbare Verpackung ... und das ist genau das, was der unabhängige Einzelhändler in der Zukunft braucht. Die großen Marketing-Marken werden sowieso ihre eigenen Läden eröffnen – wenn sie es nicht schon längst getan haben.

Denim.lab versteht sich demnach als slow fashion. Wie arbeitet ihr genau?

Das Sourcing bestimmt meine Kollektion. Ich benutze nur was ich wirklich mag. So verwenden wir Selvage Denims für Jeans, Hemden und sogar Jacken. In seltenen Fällen verwenden wir auch andere Stoffe, wie Mischungen mit Wolle oder andere Spezialgewebe. Wenn ein Produkt gut ist, bleibt es so – auch über mehrere Saisons. So halten wir die Kollektion so einfach wie möglich. Wir haben drei Denim Passformen, die enge, die gerade und die Chino, wir haben ein Hemd, ein Sakko und zwei Jacken bzw. Mäntel. Alle diese Styles bleiben in der Kollektion, und wir ändern nur die Stoffe, wenn nötig.

Wo produziert ihr?

Wir sourcen und produzieren vor allem an zwei Orten, in Japan und Thailand. In beiden Ländern gibt es viel Knowhow im Bereich der Selvage Denim Produktion.

Woher bekommst Du Deine Inspiration?

Ich reise alle paar Wochen, besuche Webereien und Fabriken, ich gehe zu Stofflagern und suche Restposten, die wir verwenden können. Aber ich arbeite auch gerne direkt mit den Webereien und entwickle eigene Ideen. All das zusammen ist sehr inspirierend für mich. Auch die Verkaufsteams in den verschiedenen Ländern zu treffen und mit meinen Kunden darüber zu sprechen, was gut war, können neue Ideen in Bewegung setzen.

Ihr verkauft auch Selvage-Denim im Webshop - was für ein Kunde kauft eure Denim-Stoffe?

Wir verkaufen sie an alle Arten von Kunden: Schneider, Taschenhersteller, Bastler, Modeschüler, Schuhmacher etc. Grundsätzlich ist das interessant für jeden, der nur 3 bis 300 Meter Stoff braucht. Aber wir verkaufen auch größere Mengen, wenn Kunden nicht finden können, was sie brauchen.

Was ist der Mainstream-Trend im Bereich Denim jetzt gerade?

Für Frauen mag ich gerade sehr den Fabric-Mix, womit dieser re-used Look entsteht, der sehr frisch ist und endlos in den Optionen.

Fotos: Denim.lab

Im April, dem Monat, in dem auch die Denim-Modemesse Kingpins und die Amsterdam Denim Days stattfinden, konzentriert sich FashionUnited ganz auf Denim. Für all unsere Artikel zum Thema Denim, klicken Sie bitte hier

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