Von Spanien in die Welt: Erforschung der Wurzeln und Internationalisierung der Flamenco-Mode
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Von der Designkonzeption bis zur Kreation eines Flamenco-Kleides können Wochen oder sogar Monate vergehen. Dieser von Schneider:innen und Flamenco-Modedesigner:innen durchgeführte handwerkliche Prozess ist mit dem renommierter Haute-Couture-Unternehmen vergleichbar. Er zeigt sich in hochwertigen Kleidungsstücken, die es geschafft haben, dieses in der reichen Tradition verwurzelte Kleidungsstück auch außerhalb Spaniens weiterzuentwickeln und bekannt zu machen.
Im Glanz einer neuen Saison ließ der andalusische Designwettbewerb We Love Flamenco erneut den Puls einer Branche höher schlagen, die sich darauf vorbereitet, pünktlich zur Aprilmesse in Sevilla, der andalusischen Hauptstadt und Hochburg des Flamencos, anzukommen. Eine Veranstaltung, die die Messen und Pilgerfahrten in der Gemeinschaft eröffnet, bei der die Kleider den Laufsteg verlassen und in ihrer natürlichen Umgebung mit Leben gefüllt werden.
Der Flamenco-Modemarkt ist so vielfältig wie seine Protagonist:innen, alle mit einer einzigartigen Geschichte und einem Geschäftsmodell, das so authentisch ist wie seine Kleider, die zwar in der Tradition verwurzelt sind, aber die Fähigkeit besitzen, Rüschen, Tupfen und Fransen in völlig unterschiedliche Formen und Geschichten zu verwandeln.
Mit der erfolgreichen Expansion der Flamenco-Mode über die Grenzen Andalusiens hinaus und der Nutzung internationaler Möglichkeiten verzeichnet der Sektor ein konstantes jährliches Wachstum. Die neuesten Aufzeichnungen der andalusischen Auslandsförderungsagentur (Extenda) zeigen einen prognostizierten Umsatz von fast 557 Millionen Euro bis 2025, unterstützt durch Exporte unter anderem in Regionen wie dem Nahen Osten, die weiter steigen.
Designer Pedro Béjar: „Außerhalb Spaniens werden die Kleider der Marke als Kreationen wahrgenommen, die für Shows oder Partys geeignet sind“
Der Designer Pedro Béjar, der die niederländische Drag Queen The Countess ausgewählt hat, um der Präsentation seiner „Vulnerable“-Kollektion bei We Love Flamenco den letzten Schliff zu geben, weist darauf hin, dass seine Kreationen international für besondere Anlässe und Shows sehr geschätzt werden.
Seit ihrer Gründung zeichnet sich die Marke durch eine Kombination von Innovation und einer auf ihre Wurzeln zurückgehenden Tradition aus. Darüber hinaus erzählt Béjar gegenüber FashionUnited, dass Folklore in seiner Leidenschaft für Flamenco-Mode ebenfalls sehr bestimmend war, ein Segment, das derzeit den Großteil der Einnahmen des Unternehmens ausmacht.
Die Designs der Marke werden hauptsächlich durch vorherige Termine im Zentrum von Sevilla und über Instagram verbreitet, einer Plattform, auf der die Marke ein wirksames Mittel zur Förderung und zum Verkauf ihrer Kreationen gefunden hat, wobei Sevilla und Jaén im Süden Spaniens die wichtigsten Provinzen sind. Die Marke reist jedoch jedes Jahr auch zu internationalen Zielen wie Dubai, Katar, Mexiko und Neuseeland im letzten Jahr.
Johanna Calderón: „Die Arabischen Emirate sind ein wichtiger Markt für Made In Spain“
Johanna Calderón hat konkrete Chancen in anderen Ländern identifiziert, beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo „Made In Spain“ ihrer Meinung nach einen hohen Stellenwert hat. Ihr Fokus auf Flamenco-Mode, aber nicht nur auf das Flamenco-Kleid, hat die Internationalisierung ihrer Designs auch in den USA, Lateinamerika, Asien und Australien erleichtert.
Bei We Love Flamenco plädierte die Designerin dafür, dem Flamenco-Kleid den Status eines Kunstwerks zu verleihen, indem sie die Besucher:innen ihrer Show mit mehreren in Flamenco gekleideten Models begrüßte, die auf Podien standen, die von denen in Museen inspiriert waren.
Anschließend entwickelte sich die Modenschau zu einer Abfolge von Flamenco-inspirierten Looks, mit denen sie ihrer Familie Tribut zollte.
Die Frage ist nicht, wie viel es kostet, sondern wie viel man bereit ist zu zahlen
Für individuelle Designs gibt es keine Preisbegrenzung, da sie von Faktoren wie Stoffen, Mustern, Stunden an Handarbeit und Tests abhängen, erklärt Calderón.
Mit zwei eigenen Verkaufsstellen, eine in Madrid und eine Sevilla, ist Johanna Calderón, die mit einer Kollektion von nur fünf Flamenco-Kleidern begann, derzeit auch nach Vereinbarung in London tätig. Dort hat sie solide Beziehungen zu Kund:innen in der Stadt aufgebaut und plant, mit neuen Verkaufsstellen weiter zu expandieren.
Als ihr Unternehmen wuchs, erhielt sie Anfragen, Hochzeitskleider zu entwerfen, was dazu führte, dass sie nach und nach in andere Kategorien expandierte und „immer die Exklusivität“ ihrer Kund:innen respektierte. Derzeit macht die Brautkollektion einen erheblichen Teil des Umsatzes aus und begeistert sie am meisten, erzählte sie FashionUnited.
Carmen Acedo: „Eine besondere Chance in anderen Ländern sind Flamenco-Tänzer:innen und Tanzschulen aus Ländern wie Korea“
Carmen Acedo ihrerseits, die unter dem Einfluss ihrer Mutter, die als Schneiderin in der Stadt arbeitete, in die Welt der Flamenco-Mode einstieg, enthüllt, dass ihre Kleider zwischen 400 und 900 Euro kosten.
Ihr Atelier befindet sich in Triana, Sevilla, und von dort aus vertreibt sie ihre Kollektionen über Multimarkengeschäfte in verschiedenen Städten Spaniens, darunter Andújar, Almería, Jaén, Málaga und Sanlúcar.
Der Verkauf ihrer Kollektionen geht über die spanischen Grenzen hinaus, und sie ist dank Flamencotänzer:innen und Tanzschulen auch in internationalen Märkten wie Südkorea, New York und Mexiko präsent.
Im Laufe der Jahre hat sich die Designerin in der Branche weiterentwickelt, indem sie in ihren Entwürfen die Tradition pflegt und gleichzeitig Innovationen integriert. Die Grundlage ihrer Kreationen war stets die traditionelle Flamenco-Mode, die dafür sorgte, dass ihre Kostüme zeitlos sind.
In Bezug auf die Entwicklung der Flamenco-Mode im Allgemeinen sagt Carmen Acedo, dass mit dem Wandel der Mode auch die Stile der Kostüme variieren und der Komfort für die Frauen, die sich für den Flamenco kleiden, zu einer Priorität geworden ist.
Aus ihrer Sicht unterstreicht sie die Bedeutung von Veranstaltungen wie We Love Flamenco als unschätzbares Schaufenster zur Steigerung des Umsatzes und der Sichtbarkeit ihrer Marke. Sie plädiert jedoch auch für eine stärkere Unterstützung aus öffentlicher Hand, um den Flamenco-Modesektor zu fördern und hervorzuheben.
„Ich denke, dass der öffentliche Sektor diese Art von Initiativen stärker unterstützen sollte, um dem Flamenco-Modesektor mehr Sichtbarkeit zu verleihen.“
Im Fall von We Love Flamenco beschränkt sich die Beteiligung der Stadt- und Provinzräte auf die institutionelle Zusammenarbeit im Austausch für Sichtbarkeit und Werbung als Gegenleistung.
Der direkteste Konkurrent, SIMOF, organisiert von der Kommunikationsagentur Doble Erre, der die Flamenco Fashion Intentionality Week in Fibes (dem Kongresspalast von Sevilla) feierte, verfügt über öffentliche Mittel.
Mónica Méndez: „Meine Kundinnen suchen bequeme Outfits im mittleren Preisrahmen, die weder übertrieben noch 100 Prozent traditionell sind.“
Mit einem klaren Fokus auf andalusischer Tradition und Flamenco-Mode hat Mónica Méndez Gómez ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, das sowohl Flamenco- als auch Maßanfertigungen umfasst, eine Diversifizierung, die durch die sich ändernden Bedürfnisse ihrer Kundschaft motiviert wurde.
Nach mehr als zwanzig Jahren in der Branche betont Méndez, wie wichtig es sei, bei Mustern und Stoffen Innovationen zu entwickeln, ohne die grundlegende Essenz der Flamenco-Mode zu verlieren.
Mónica Méndez geht auf die aktuellen Herausforderungen der Flamenco-Mode ein und weist auf den wachsenden Wettbewerb zwischen Designer:innen hin, betont jedoch auch die steigende Nachfrage nach diesen Kleidung. Ihre typische Kundschaft wird als mittel- bis hochkarätig beschrieben, die auf der Suche nach bequemen und eleganten Outfits ist, die nicht zu traditionell sind.
In Bezug auf den Nutzen sind traditionelle Flamenco-Kleider für die Marke am erfolgreichsten. Méndez bestätigt, dass es sinnvoll sei, ausschließlich von der Flamenco-Mode zu leben, da die Saison bis Oktober reicht und die sozialen Netzwerke ihre Reichweite noch weiter ausgebaut haben.
Die Marke hat sich für eine lokale Strategie entschieden und ist ausschließlich in Spanien präsent. Das Unternehmen verfügt über ein eigenes Atelier in Alcalá de Guadaíra, Sevilla, in dem Kund:innen ein direktes Einkaufserlebnis genießen können. Darüber hinaus nehmen sie an verschiedenen Ausstellungen teil, beispielsweise an der, die sie für die Pilgersaison in Cartaya, Lepe und der Gegend von Huelva geplant haben.
Für Méndez sind Veranstaltungen wie We Love Flamenco von entscheidender Bedeutung, um den Umsatz und die Sichtbarkeit der Marke zu steigern, den Saisonstart zu markieren und für die nötige Sichtbarkeit auf Markenebene zu sorgen.
FashionUnited wurde von der Organisation der Veranstaltung zur Teilnahme eingeladen.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.es. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.