Von Ratten, Springreiter:innen und breiten Schultern: Trends der Copenhagen Fashion Week
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Die Copenhagen Fashion Week präsentierte sich in dieser Saison als besonders klarer Spiegel der Gesellschaft, der zwei Seiten aufzeigte. Zum einen, eine Welt voller bunter und alternativer Looks und zum anderen ein eher konservativer Style mit klassischeren Silhouetten und hochgeschlossen Pieces.
Die Trends der dänischen Hauptstadt stachen dabei besonders aus der ersten Seite hervor, auch wenn einige spielerische Details die konservativeren Looks immer wieder auflockerten – vielleicht als Zeichen der Hoffnung in schwierigen Zeiten.
Welche Trends in Kopenhagen besonders prägten und welche Rolle eine Ratte dabei spielt, erfahren Sie hier.
Negligés
Bereits am ersten Tag der Modewoche wurde klar, dass Negligés mit Rüschen-Details in verschiedenen Varianten – vom langen Kleid bis zum recycelten Piece – für SS26 hoch im Kurs standen.
Je nach Kollektion ist auch das Styling einfacher oder raffinierter gewählt. Ein langes Kleid mit Zehenspaltern bei OpéraSport ist ebenso zu sehen, wie der urbanerere Look von Baum und Pferdgarten, der das Negligé zusammen mit einer olivgrünen Cargohose und schwarzen Stiefeln im Y2K-Style präsentiert. Bonnetje setzt währenddessen das rekonstruierte Oberteil in Szene, bei dem der einstige Träger nur als Detail über den knielangen schwarzen Rock gestylt ist.
Transparente Stoffe
Nicht nur die seidigen Nachthemden sorgten in Kopenhagen für etwas Sinnlichkeit, auch der Einsatz von transparenten Stoffen transportierte eine feengleiche Leichtigkeit. Die jeweiligen Materialien wurden sowohl für Teilstücke als auch für gesamte Pieces eingesetzt. Dabei reichte die Bandbreite vom knielangen Kleid über eine Jacke bis zum Jumpsuit.
Auch bei den transparenten Materialien – besonders durch die vielen unterschiedlichen Anwendungsarten – wurden verschiedenste Styles geschaffen, die sinnlich und elegant, aber auch lässig, sportlich sein konnten.
Fischernetz
Einige netzartige Oberteile, Kleider und dekorative Überwürfe, die an Ganzkörperschmuck erinnern, ergänzten den eher freizügigen Trend, auch wenn sie teils nur als zusätzliche Schicht eingesetzt wurden. Insgesamt schienen die Looks, um die grobmaschigen Pieces viel Haut zu zeigen.
Der dekorative Aspekt schien bei den meisten Pieces dieser Art im Vordergrund zu stehen, ob nun durch kleine Details, die ein grobmaschiges Kleid schmückten oder die Verwendung des Produktes als Accessoires. Die Ausnahme dabei war ein ärmelloses Top von Rolf Ekroth, bei dem das Netz nur als Einsatz Verwendung fand.
Pferde-Mädchen
Deutlich strukturierter wird es bei den folgenden Looks, die an die Uniformen von Springreiter:innen erinnern. Die stark taillierten Blazer erinnern an die Turnierjacken der Sportler:innen, die bei Marken wie MKDT Studio und The Garment passenderweise mit Leggings und dunklen Stiefeln abgerundet werden. Gestuz kürzt den Blazer derweil und kombiniert ihn mit einem kurzen Rock – ein Look, der weniger an den Pferdesport erinnert – aber durch Accessoires wie weißen Handschuhen der Uniform doch wieder näher kommt.
Football-Schultern
Statement-Oberteile mit sportlichem Bezug gibt es auch bei PLN, Han Kjobenhavn und Rave Review zu sehen. Diese Marken lenken den Fokus aber besonders auf die Schultern, die so wirken als hätten sich die Designenden vom American Football inspiriert. Dafür nutzen sie das dazugehörige Shoulderpad – die Schutzausrüstung die unter dem Trikot getragen wird – , um mit der Silhouette zu spielen.
Muster mix
Kopenhagen ist für seinen skandinavischen Minimalismus genauso wie für seine Vintage-Ästhetik im Streetstyle bekannt, bei dem auch gerne Mal Muster aus vergangenen Jahrzehnten auftaucht. Einige der Marken verfolgten diese Saison den zweiten Ansatz und schickten Looks mit vielen verschiedenen Mustern auf den Laufsteg, die teilweise auch innerhalb eines Looks aufeinander prallten. Dabei spielte besonders Layering eine wichtige Rolle, wobei die verschiedenen Schichten florale Bestickungen mit Streifen, Pünktchen mit Herzchen und Streifen sowie Karomuster vereinten.
Die verschiedenen Kleidungsstücke brachten auch unterschiedliche Farben zusammen und so wurden zum Beispiel Pink mit Braun kombiniert – eine Farbpalette, die einem nicht unbedingt direkt in den Sinn kommt, aber durch den Wirrwarr der Muster wieder eine gewisse Stimmigkeit in der Unstimmigkeit erzeugte.
Steifes Halstuch
Das Halstuch, das schon in den vergangenen Saisons und auch in der Herrenmode mehr und mehr an Beliebtheit gewann, war auch in Kopenhagen präsent. Auffällig war hierbei aber, dass das um den Hals gebundene Accessoire bei mehreren Marken wie MKDT Studio, Rave Review und Rolf Ekroth etwas steif wirkte und dadurch teilweise aussah, als würde es im Wind wehen.
Rattiger It-Bag
Das absolute It-Piece der Saison lieferte aber Anne Sofie Madsen mit dem “Radbag”. Die Handtasche, die in verschiedenen Farben wie einem Lila-Chrom oder Gold präsentiert wurde, basiert auf der Skulptur des Künstlers Esben Weile Kjær und stellt eine überdimensionale Ratte dar.
Dass Nachbildungen von Tieren beliebte Taschen sind, bewiesen bereits verschiedene Designer:innen, allen voran Jonathan Anderson, der für seine Marke JW Anderson bereits Lebewesen wie Tauben und Frösche zu absoluten It-Pieces machte.
Ähnlich wie die Taube gilt die Ratte im Volksmund besonders als eine dreckige und Krankheiten übertragende Plage, dabei sollen sie besonders intelligente Tiere sein. Auch wird der Ratte als Klischee-„Haustier“ von Punks etwas Rebellisches zugeschrieben. Ist die neue It-Bag also zugleich ein Statement während der Druck von Rechts weltweit größer wird?