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Vier kolumbianische Modemarken, die die reiche Handwerkskunst des Landes präsentieren

Von Alicia Reyes Sarmiento

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Mode

Bild: Verdi

Die <a href="https://fashionunited.ch/nachrichten/mode/tradition-und-innovation-im-einklang-bei-der-bogota-fashion-week/2024053140350>Bogotá Fashion Week im Mai bot einen Einblick in das Talent kolumbianischer Designer:innen. Sowohl im Kongresszentrum Agora – das als Hauptbühne für Geschäftstreffen, Gespräche und Modenschauen fungierte – als auch bei parallelen Veranstaltungen wurden die handwerklichen Wurzeln Kolumbiens hervorgehoben und gezeigt, wie Modeschaffende ihre traditionellen Einflüsse neu erfinden.

In diesem Kontext der Verschmelzung von Tradition und Avantgarde präsentierten lokale Designer:innen innovative Kreationen, die nicht nur die Essenz Bogotás widerspiegeln, sondern auch Frische und Vielfalt in die globale Modeszene bringen. FashionUnited hat vier Textil- und Accessoireslabels zusammengestellt, die sich nicht nur durch Originalität, sondern auch durch ihre Geschichte und Prozesse auszeichnen.

Woma Hatmakers

Juliana Granados, Designerin und Inhaberin von Woma Hatmakers. Bild: Raul Higuera.

In einer Welt, die von Massenproduktion und Automatisierung bestimmt wird, zelebriert Woma Hatmakers Handwerk und Tradition. Die kolumbianische Hutmarke bietet gänzlich handgefertigte Stücke, deren Techniken von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt wurden. Das Label arbeitet mit bis zu 1.500 Kunsthandwerker:innen zusammen, die nach jahrhundertealten Methoden fertigen. Zum Einsatz kommen Materialien wie Mawisa-Stroh aus der Wüste La Guajira, das vom indigenen Volk der Wayuu nach traditionellen Verfahren verarbeitet wird.

Über Woma Hatmakers:

  • Gründerin: Juliana Granados (2016).
  • Präsenz: Kolumbien, Mexiko, Spanien, USA, Kuwait und Barbados.
  • Kontakt: sales@womahatmakers.com.co
  • Preise: Zwischen 450.000 kolumbianischen Pesos (etwa 101 Euro) und 676.400 kolumbianischen Pesos (152 Euro).
  • Produktion: Kolumbien.
Woma Hatmakers. Bild: Raul Higuera.

Juliana Granados, Designerin und Inhaberin von Woma, gründete das Unternehmen, nachdem sie sich in Spanien auf Schuhe und Accessoires spezialisiert und in der Modebranche gearbeitet hatte. Während dieser Zeit lernte sie die negativen Auswirkungen der Industrie aus erster Hand kennen, was sie dazu veranlasste, ihren beruflichen Werdegang zu überdenken.

„Ich war entsetzt darüber, wie schädlich und ausbeuterisch die Mode für die Umwelt ist. Mir wurde jedoch schnell klar, dass ich mich so kleiden konnte, dass meine Werte und meine Leidenschaft erhalten bleiben, und das war der Auslöser für meine Reise in nachhaltige und ethische Mode.“

Juliana Granados, Designerin und Inhaberin von Woma Hatmakers

Granados entschied sich, eine Hutkollektion zu entwerfen, die ihre Werte und ihre Leidenschaft für nachhaltige und ethische Mode widerspiegelt. Aus diesem Projekt entwickelte sich eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Kunsthandwerker:innen aus kolumbianischen Dörfern, die ihr Wissen mit zeitgenössischer Designästhetik zu vollständig handgefertigten Luxusprodukten verknüpften.

„Kolumbien verfügt über eine große Vielfalt an Naturfasern wie Jute, Cumare, Toquilla, Mawisa und Maguey, die in verschiedenen Regionen heimisch sind. Diese Fasern werden dann von Hand gewebt, gefärbt und bestickt, und zwar von Kunsthandwerker:innen, die dieses überlieferte Wissen bis heute bewahrt haben“, so Granados über die Verfahren.

Woma Hatmakers. Bild: Raul Higuera.

Alle Produkte von Woma Hatmakers sind mit Herkunfts- und Verarbeitungszertifikaten versehen, die nachhaltige Materialien und einen fairen Lohn für Kunsthandwerkende garantieren. Außerdem ist die Herstellung limitiert, um Überproduktion zu vermeiden und sichere Arbeitsbedingungen in den Handwerksgemeinden zu gewährleisten.

Verdi

Verdi ist ein kolumbianisches Textilstudio, das Traditionen feiert, indem es zeitgenössische Haushaltswaren, Mode und Kunst kreiert und dabei Naturfasern mit Materialien wie Kupfer verbindet.

Über Verdi:

  • Gründer:innen: Tomás und Cristina, Kinder von Carlos Vera Dieppa (2010)
  • Präsenz: Über Website erhältlich, aber auch in Showrooms in Bogotá und Mexiko sowie bei ausgewählten Einzelhändler:innen weltweit.
  • Kontakt: aux.moda@verdi.com.co
  • Preise: Ab 490 US-Dollar (etwa 456 Euro).
  • Produktion: Kolumbien.
Eine Kunsthandwerkerin häkelt Textilien für Verdi. Bild: Verdi

In der Werkstatt von Verdi erfährt man, wie Kunsthandwerker:innen ihr Hauptprodukt, die ethnischen ‘Mochilas’ aus Kolumbien, häkeln: Die sackartigen Taschen haben ihre ursprüngliche Form sowie ihren Namen behalten, aber die traditionellen Materialien und Techniken wurden erneuert. Jedes Stück wird von den Handwerker:innen in etwa 15 Tagen gewebt und fertiggestellt.

Bild: Verdi

Die Wurzeln des aus rund 80 Mitarbeiter:innen bestehenden Unternehmens reichen zurück bis 1995, wo alles in den Bergen Kolumbiens begann. Carlos Vera Dieppa, ein Pionier der lateinamerikanischen Textilindustrie, entwickelte dort zusammen mit einem örtlichen Weber eine Webtechnik, die ursprünglich für Faserteppiche gedacht war. Im Laufe der Jahre wurde das Verfahren weiter verfeinert und schließlich von seinen Kindern um Metallfäden ergänzt. Sie nahmen das Erbe auf und führten es unter einem neuen Markenkonzept fort, das die handwerkliche Tradition bewahrt und gleichzeitig für Essenz, Innovation und tiefe kolumbianische Wurzeln steht.

Bild: Verdi

Verdi definiert sein Publikum als „klassisch, kultiviert und zeitgenössisch“, mit „elegantem Stil, einem aktiven sozialen Leben und Präsenz bei den wichtigsten Ereignissen der Kulturindustrie“. Laut des Unternehmens schätzen Kund:innen die Prozesse hinter dem, was sie konsumieren, und die handwerkliche Arbeit der Produkte, die sie verwenden, und investieren bis zu 1.000 Dollar (etwa 930 Euro) pro Teil.

Cubel

Kampagne für die Zusammenarbeit von Cubel und Seven Studio. Bild: Cubel.

Unter der kreativen Leitung des kolumbianischen Designers Humberto Cubides repräsentiert Cubel die Symbiose zwischen dem kulturellen Erbe Kolumbiens und der urbanen Ästhetik der Gegenwart.

Über Cubel:

  • Gründer: Humberto Cubides (2015)
  • Präsenz: Vorbestellung aller Kollektionen auf der Website. In Kolumbien, St. Dom Bogotá und Cartagena, und in Mexiko, CDMX, im IKAL Store.
  • Kontakt: info@cubel.co
  • Preise: Von 100 US-Dollar (etwa 93 Euro) für ein T-Shirt bis 2.000 US-Dollar (1861 Euro) für einen handgewebten und bestickten Mantel.
  • Produktion: Kolumbien.

Cubides’ Zusammenarbeit mit Künstler:innen und indigenen Gemeinschaften hat ihm zu einer einzigartigen Markenidentität verholfen. Sie zeigt sich in der Verwendung von Techniken wie Korbflechten in seinen Jacken oder in Silhouetten, die den Einfluss historischer Kulturen und eine Vision geschlechtsneutraler Mode widerspiegeln.

Kampagne für die Zusammenarbeit von Cubel und Seven Studio. Bild: Cubel

Der Marke ist es gelungen, sich auf international renommierten Veranstaltungen wie der New York Fashion Week und der International Thai Silk Fashion Week in Bangkok zu profilieren und so ihre Präsenz auf der internationalen Bühne zu festigen. Das kolumbianische Unternehmen bereitet sich darauf vor, seine Präsenz auf weitere Märkte mit seiner Herbstkollektion 2025 auszuweiten und präsentierte am Vorabend der Bogotá Fashion Week die Ergebnisse seiner jüngsten Zusammenarbeit mit der Einzelhandelsmarke Seven Seven. Die fadenartige, wachsende Pilzstruktur Myzel und ihre regenerative Kraft waren die Inspirationsquelle für die Kollaboration, um eine innovative und aussagekräftige Kollektion zu entwerfen, die schnell ausverkauft war.

Für Cubides geht das Wesen der Kollektion über die Ästhetik hinaus. „Dieses Zusammentreffen der Welten von Cubel und Seven Seven ist etwas Besonderes. Es ist uns gelungen, ein Konzept zwischen urbanen Silhouetten mit Drucken und Details zu schaffen, die an das Myzel erinnern und die Analogien zwischen diesen Wesen aus dem Reich der Pilze und der Menschheit hervorheben und eine Botschaft der Einheit und Verbindung vermitteln“, so der Kreativdirektor.

Designer Humberto Cubides in Cubel. Bild: Cubel

Emi Díaz

Bild: Emi Díaz

Emi Diaz ist die kreative Seele hinter der gleichnamigen Schmuckmarke, die Wurzeln der kolumbianischen Karibik in ihren Stücken verkörpert. Jedes ihrer Teile wird Stein für Stein in Handarbeit zu einem Spiel aus Farben, Nuancen und Volumen gewebt, das von den Tiefen des Meeres inspiriert ist und sich in Form von Korallen aller Art materialisiert.

Über Emi Díaz:

  • Gründerin: Emi Díaz (2019).
  • Präsenz: Etabliert sich derzeit auf nationalem und internationalem Markt. Schmuck in Concept-Stores weltweit erhältlich, darunter OliBati in Madrid (Spanien), St Dom (ebenfalls in Cartagena), Magangue und der Museumsshop der Banco de la República in Bogotá (Kolumbien), Makeno in Medellín und Azulu in Miami (USA).
  • Kontakt: gerencia@emidiaz.co | +57 3167520 287
  • Preise: Zwischen 300 (etwa 279 Euro) und 900 US-Dollar (etwa 837 Euro).
  • Produktion: Kolumbien

„Drei Jahre lang habe ich Techniken studiert und ausprobiert. Ich lernte das Weben, indem ich mir Bilder auf Pinterest anschaute, ohne Vorkenntnisse oder auch nur die Namen der Steine zu kennen. Ich glaube, diese Art des Lernens hat mich unterschieden, denn wenn ich Lehrer:innen gehabt hätte, wäre mein Webstil wie bei allen anderen gewesen.“

Emi Diaz, Gründerin und kreativer Kopf der gleichnamigen Marke
Bild: Emi Díaz

Obwohl Diaz einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften hat, hat ihre Leidenschaft für Kunst und Mode sie dazu gebracht, diese einzigartige Kunstform zu erforschen. Jedes Schmuckstück der Marke spiegelt die Zeit und Hingabe wider, die sowohl in das Design als auch in die Verarbeitung hochwertiger Materialien wie Silber und 24-karätiges Gold investiert wird. Die Preise rechtfertigen sich durch die Liebe zum Detail und den handwerklichen Prozess, der etwa zweieinhalb Wochen pro Stück in Anspruch nimmt. Obwohl diese Fertigungsweise nicht für die Industrialisierung geeignet ist, hat die Designerin vor kurzem eine weitere Person in die Produktion integriert.

(V.l.n.r.) Cavata, inspiriert von einer Gehirnkoralle. Coralina, inspiriert von Korallenriffen. Candra, inspiriert von Tubipora-Korallen. Bild: Emi Díaz.

Die Unterstützung der kolumbianischen Bildungsbehörde Servicio Nacional de Aprendizaje half Diaz dabei, ihr Projekt voranzutreiben, indem sie ihr ein Startkapital im Rahmen eines Projekts zur Förderung aufstrebender Talente zur Verfügung stellte. Sie will weiter wachsen, indem sie an Veranstaltungen wie der Bogotá Fashion Week oder der Messe Expoartesanías teilnimmt und ein ausgewähltes Publikum anspricht, das „die Authentizität und Exklusivität“ ihres Angebots zu schätzen weiß.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.es. Übersetzt und bearbeitet von Heide Halama.

Bogota Fashion Week
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