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Übernehmen Mango, Next und Zara Verantwortung für unbezahlte Arbeiter?

Von Vivian Hendriksz

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Mode |MEINUNG

London - Die Öffentlichkeit war schockiert, als am Wochenende bekannt wurde, dass Hilferufe von unbezahlten Arbeitern in Zara-Kleidung gefunden worden waren. Allerdings ist diese Art der Ausbeutung keine Seltenheit in der Modeindustrie.

Konsumenten hatten in Istanbul eine Reihe handgemachter Labels in verschiedenen Kleidungsstücken gefunden, auf denen geschrieben stand: „Ich habe das Produkt gefertigt, welches sie gerade kaufen, aber ich bin dafür nicht bezahlt worden.“

Die traurige Wahrheit hinter dem Zara-Hilferuf

Die Idee, Nachrichten in Zara-Kleidung zu verstecken, hatte sich die Clean Clothes Campaign Turkey gemeinsam mit ehemaligen Arbeitern von Bravo Tekstil ausgedacht, um auf die Rechte der Textilarbeiter und deren ausstehende Bezahlung hinzuweisen. Die Arbeiter führen dort schon seit mehr als einem Jahr eine Kampagne für drei ausstehende Monatslöhne und Abfindungen, die nicht gezahlt wurden, nachdem die Firma, die für Zara, Next und Mango produzierte, im Juli 2016 plötzlich Ihre Tore schloss.

Nachdem die Ex-Bravo-Arbeiter Ihre Löhne von den Brands nicht bekommen konnten, gingen Sie in zahlreiche Zara-Stores in Istanbul und platzierten dort Ihre Etiketten in den Produkten, um sicherzustellen, das ihre Stimmen Gehör finden. „Wir sind die Bravo-Fabrik-Arbeiter, die dieses Produkt, das sie in den Händen halten, produziert haben. Jahrelang haben wir Kleidung für Zara produziert,“ erklärt das Etikett, „dann schloss unsere Fabrik plötzlich, ohne uns unsere letzten drei Gehälter oder eine Abfindung zu zahlen. Bitte sagen sie Zara, dass wir unser Geld wollen!“

Die Message löste unter Konsumenten und online einen Aufschrei aus. Offenbar sahen die Arbeiter ihre letzte Chance darin, zu solchen Mitteln zu greifen, um bei den betroffenen Marken Gehör zu finden. Nachdem ihre Fabrik 2016 geschlossen worden war, taten sich die Arbeiter zu einer Gewerkschaft zusammen und starteten online eine Petition, welche die Handelsketten dazu aufruft, Verantwortung für ihre Arbeiter zu übernehmen. Dennoch haben auch nach über einem Jahr weder Zara noch Mango oder Next eine angemessene Bezahlung für die 140 Ex-Bravo-Arbeiter geleistet.

"Der Mut dieser Arbeiter sollte gewürdigt werden"

Dominique Muller, Policy Director bei Labour Behind the Label

„Mango, Next und Inditex haben den Arbeitern ein Angebot gemacht, aber es war nicht ausreichend, um die Forderungen der Arbeiter zu erfüllen. Sie fordern drei Monatslöhne, eine Abfindungszahlung und eine Entschädigung für verfallene Urlaubstage,“ so Dominique Muller, Policy Director bei Labour Behind the Label, des UK-Arms der Clean Clothes Campaign gegenüber FashionUnited. Nachdem die Arbeiter das erste Angebot der Brands abgelehnt haben, weigern sich Mango, Next und Inditex, zu weiteren Verhandlungen zusammenzukommen. „Keine der Marken war sehr dahinter her, mit den Arbeitern zu verhandeln. So kam es dazu, dass die Arbeiter das Gefühl hatten, sie müssten mit ihrer Forderung an die Öffentlichkeit gehen.“

Bekleidungsunternehmen sind verantwortlich für alle Aspekte der Produktion ihrer Güter, können sich aber jederzeit entscheiden, den Anbieter zu wechseln und eine Fabrik jederzeit kündigen, was dazu führen kann, dass die Fabrik schließen muss. Nachdem 75 Prozent der Produktion von Bravo an Zara ging, entschlossen sich die Arbeiter dazu, bei Zara auf ihren Kampf aufmerksam zu machen. Mit einem geschätzten Wert von 8,6 Milliarden Pfund (etwa 9,73 Milliarden Euro), ist es schwierig nachzuvollziehen, weshalb eine der erfolgreichsten Fast Fashion-Modemarken sich der Verantwortung für ihre Arbeiter entziehen will.

So schwieg Inditex auch am Wochenende weiter zu den Vorwürfen, bis am Montag schließlich ein Statement veröffentlicht wurde: „Zara hat alle seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllt und arbeitet aktuell zusammen mit der lokalen IndustriALL-Vertretung, Mango und Next an einer Härtefallregelung, die die Arbeiter für das betrügerische Verschwinden des Fabrikbesitzers von Bravo entschädigen soll.“

„Diese Härtefallregelung soll unbezahlte Löhne, eine Abfindung, ungenutzte Urlaubstage und einen Schadensersatz für alle Arbeiter beinhalten, die zur Zeit des Schließung der Fabrik im Juli 2016 dort beschäftigt waren. Wir fühlen uns verpflichtet, eine schnelle Lösung für alle Betroffenen zu finden.“ Next und Mango haben bisher kein Statement zu ihrer Beteiligung abgegeben.

Obwohl die Hilferuf-Etiketten also wohl den gewünschten Effekt gebracht haben, bleibt abzuwarten, ob und wann die Arbeiter schließlich die ihnen zustehenden Zahlungen erhalten. „Wir unterstützen die Arbeiter und hoffen darauf, dass die öffentliche Unterstützung die Brands dazu bringen kann, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich mit den Arbeiter hinzusetzen“ fügte Mueller hinzu.

„Wir sind in solchen Fällen auf das Wohlwollen der Marken angewiesen und daraus ergibt sich eine schwierige Situation.“ FashionUnited hat Inditex und Next kontaktiert, um weitere Kommentare zu der Situation zu bekommen, aber bisher gab es keine Reaktion.

Fotos: Clean Clothes Campaign Turkey

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