Übergrößen-Model kämpft gegen einseitige Schönheitsideale mit Pariser Modenschau
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Georgia Stein hält nicht viel von angeblichen Idealmaßen. Am Sonntag inszenierte die Deutsch-Französin in Paris eine Modeschau, wie das Mode-Mekka sie selten erlebt: Hunderte Models unterschiedlichster Statur und Hautfarbe im Alter von 18 bis 65 Jahren präsentierten sich auf dem Laufsteg. Menschen, die normalerweise nicht im Rampenlicht stehen. Es ist bereits Steins drittes derartiges Event. "Die ganze Welt braucht diese Bewegung", sagt sie.
Stein meint die Body-Positivity-Bewegung, die für eine positive Einstellung zum eigenen Körper steht. Die 33-Jährige arbeitet selbst als Model für Übergrößen und Stewardess. Sie sieht sich als Vorkämpferin für Frauen, die "an starken Depressionen leiden und ihr gesamtes Leben lang unglücklich sind, weil sie glauben, nicht normal zu sein".
Stein kennt diese Sorge. Aufgrund einer hormonellen Erkrankung veränderte sich ihre Kleidergröße von 36 auf 44. "Am Anfang war es schwierig, die neue Statur anzunehmen, den Bauch, die Oberschenkel, den Po, die Brüste. Ich musste meinen Kleidungsstil und in gewisser Weise auch meine Identität verändern", sagt sie.
Gergio Stein: "Nicht alles lässt sich von heute auf morgen ändern"
Zum Vorbild habe sie sich Körperaktivistinnen aus den USA genommen. "In Frankreich, wo die Menschen viel dünner sind, sind die Mentalität und die Toleranz gegenüber Übergewichtigen völlig anders als in den USA", sagt Stein. In den USA sei es etwa nicht ungewöhnlich, eine Frau mit Kleidergröße 50 in einem eng anliegenden Kleid mit Dekolleté und hohen Schuhen zu sehen.
Auch in Frankreich hätten einige Modehersteller ihre Strategie geändert und würden nun mit mehr Diversität werben. Stein sieht das kritisch. "Sie sagen, sie wollen Mode für alle Frauen machen, doch tatsächlich hört ihre Dessous-Linie bei einer sehr kleinen Größe auf", sagt sie. Dennoch sei es ein Schritt in die richtige Richtung: "Nicht alles lässt sich von heute auf morgen ändern, es braucht Geduld, wie bei jedem Kampf."
In den Online-Netzwerken werde ihr häufig vorgeworfen, Fettleibigkeit und Faulheit zu fördern. Ein weiterer Beweis dafür, dass Aufklärung wichtig sei, findet Stein: "Diese Leute konzentrieren sich auf einen Fall unter Tausenden: Auch Krankheiten, Hormone, Schwangerschaften, Depressionen und ärztliche Behandlungen können das Gewicht beeinflussen."
Schuld an der negativen Einstellung sei ein über Jahrzehnte in der Gesellschaft verankertes Schönheitsbild: "Diese Definition von Schönheit wurde von Generation zu Generation weitergegeben und dadurch wurde großer Schaden angerichtet." Vor allem bei Jugendlichen sei eine große Unsicherheit zu spüren, sagt Stein. "Es ist wichtig, dass wir darüber reden." (AFP)
Bild: Martin Bureau / AFP