Trends 2027: Modeprofessor enthüllt fünf Schlüsselthemen für die Textilbranche
Vom 22. bis 24. Oktober 2025 fand im Palais des Festivals in Cannes die Mare di Moda statt. Sie ist die führende europäische Fachmesse für Stoffe in den Bereichen Beachwear, Lingerie und Athleisure. Jedes Jahr zieht die Veranstaltung einige der innovativsten Designer:innen, Hersteller:innen und Designstudios des Kontinents an. Über Bademode und innovative Fasern hinaus etabliert sich die Mare di Moda auch als ein Ort, an dem die Zukunft des globalen Marktes zwei Jahre im Voraus gestaltet wird.
Als Hauptredner dieser Ausgabe 2025 fesselte David Shah, Verleger bei Metropolitan Publishing BV und Professor an der Arnheimer ArtEZ Academy, das Publikum mit einem ebenso vollgepackten wie zukunftsweisenden Vortrag. In einer kompakten Stunde analysierte er die subtilen Signale und tiefgreifenden Veränderungen, die Mode und Textilien bis 2027 prägen werden.
Zwischen Erlebnis und Inflation: das neue Paradoxon der Verbraucher:innen
„Die Leute reisen, aber sie kaufen nicht mehr“, stellt David Shah fest. Dieses Paradoxon zeigt sich sowohl bei Ready-to-wear als auch bei Bademode und spiegelt eine tiefgreifende Veränderung wider. Die globale Mittelschicht ist heute bereit, für Erlebnisse wie lange Wochenenden und Wellness-Retreats einen Aufpreis zu zahlen. Bei Investitionen in Kleidung zögert sie jedoch. Premium-Marken, von Beachwear bis Wäsche, müssen daher den Spagat zwischen hoher Qualität und Preisrechtfertigung meistern.
Jüngste Luxusskandale, insbesondere um die italienische Marke Loro Piana, haben das Misstrauen verstärkt. Die Verbraucher:innen erwarten nun einen greifbaren, messbaren Wert, der durch eine schlüssige Erzählung untermauert wird. In diesem Zusammenhang wird Kleidung wieder primär zu einem funktionalen Produkt und nicht zu einem Zeichen von Protz.
Einige Segmente erweisen sich jedoch als widerstandsfähig. Sportswear verzeichnet weiterhin ein jährliches Wachstum von fast sieben Prozent. Dies wird durch eine beispiellose Hybridisierung von Lifestyle, Gesundheit und Mobilität angetrieben. Seit der Covid-Pandemie, so Shah, sei „Sport zu einer Möglichkeit geworden, das Haus zu verlassen; ein Ritual der sozialen Flucht“.
Diese Dynamik wird durch die wachsende Bedeutung des Wohlbefindens verstärkt. Dies gilt insbesondere für die Gen Z, die laut Shah „Wohlbefinden über Reichtum stellt“.
Sportswear und Hybridisierung: eine neue kreative Matrix
Laut Shah wird 2027 das Jahr des „hybriden Spaßes“ sein – eine Mischung aus technischer Ästhetik und sensorischer Emotion. Das heißt für Textilien, dass sie leistungsstark, atmungsaktiv, schützend (UV-beständig, salzbeständig, schnelltrocknend) und langlebig werden. Gleichzeitig behalten sie einen Hauch von Weichheit und Leichtigkeit.
Es gibt vier Hauptrichtungen: Beim „Layering“ werden funktionale Schichten übereinandergetragen. Inspiriert ist diese Richtung von Skims und The North Face. Bei „Sculpt“ geht es um formgebende Textilien und eine dynamische Silhouette, während „Glow & Shine“ auf satinierte oder schillernde Materialien und dezente Eleganz setzt. „Sober Luxury“ schließlich zeichnet sich durch einfarbige Töne und teuren Minimalismus aus.
Der Frauensport verändert den Markt weiterhin. „Frauen nehmen nicht mehr nur am Sport teil; sie definieren seine Codes neu – vom Sneaker-Design bis zur Markenkommunikation“, erklärt Shah. Sie bringen den Wunsch nach Schönheit, Erzählung und Emotion in das Segment ein, während Männer hauptsächlich auf Leistung Wert legen.
Hinter der Vitalität des Sektors stellt sich jedoch eine Frage: Ist der Sportswear-Markt gesättigt? Die US-amerikanische Marke Nike zum Beispiel durchlebt derzeit eine schwierige Phase. Die asiatische Konkurrenz, insbesondere aus China, gewinnt an Boden. Gleichzeitig entstehen neue Outdoor-Marken, die eher einen Lifestyle-Fokus als einen sportlichen Ansatz verfolgen.
„Desired“: die Rückkehr von Emotion und Romantik
Während die 2020er Jahre der Funktionalität und dem Minimalismus gewidmet waren, beobachtet Shah nun eine Rückkehr zu Emotion, Farbe und Romantik. Vorbei sind die strengen und standardisierten Stile: 2027 soll das Jahr der Rückeroberung des visuellen Vergnügens werden. Die Linien werden weicher, die Farben lebendig und die Streifen schattiert. Das Schlüsselwort? „Desired“.
Die Verbraucher:innen sind der Krisen und düsteren Stimmung überdrüssig. Sie sehnen sich nach Happy Ends, Zärtlichkeit, Blumen und sinnlichen Texturen. Die Paletten werden daher sanfter – Puderrosa, wässrige Blautöne, helles Korall – und florale Motive erleben ein Comeback, modernisiert durch digitale Technologie.
Hinzu kommt ein starker Trend: „Kidulting“. Dies ist eine Faszination für alles Niedliche – Katzen, Spielzeug, naive Welten (man denke an Labubu). Der Trend spiegelt die Suche nach Unschuld in einer von Unsicherheit geprägten Welt wider.
Zwischen Bescheidenheit und Exzess: zwei Gesichter des Verlangens
Während die Mode Emotion und Fantasie wiederentdeckt, zeichnet sich ein weiterer Trend ab: die selbstbewusste Bescheidenheit. „Saint-Tropez, ein Showroom für Sommermode, ist nicht mehr der Tempel der Nacktheit und Freiheit. Heute spricht man von traditionellen Hochzeiten, Nüchternheit und Religion“, bemerkt Shah.
Diese bedecktere Ästhetik – schützende Materialien, UV-beständige Textilien, zurückhaltende Linien – spiegelt weniger einen Rückschritt als vielmehr ein Bedürfnis nach Orientierung und Stabilität wider. Am anderen Ende des Spektrums taucht jedoch der Wunsch nach Extravaganz wieder auf. Dies zeigt sich in der Rückkehr von Glitzer, gesättigten Farben, „Ombre“-Streifen und mehrfarbigen Effekten.
Seit dem Rückzug von Anna Wintour aus dem Rampenlicht ist der „Quiet Luxury“ einer Ästhetik des Chaos gewichen, stellt der Experte fest. „Die Reichen fangen wieder an zu zeigen, dass sie reich sind“, fasst Shah zusammen. Dieser Dualismus zwischen Schutz und Provokation, zwischen Rückzug und Exuberanz, veranschaulicht den Zeitgeist. Es ist eine gebrochene, aber zutiefst ausdrucksstarke Mode, bei der jedes Extrem die gleiche Suche nach Sinn und Sichtbarkeit widerspiegelt.
Textile Innovation: die Schlüsselrolle der technischen Akteur:innen
Auf industrieller Ebene hebt Shah die Rolle von intelligenten Fasern und hochwertigem Recycling hervor. Diese werden von Akteur:innen wie Lycra vorangetrieben, „einem der wenigen, die noch davon überzeugt sind, dass Nachhaltigkeit und Leistung koexistieren können“.
Stoffe, die das Bräunen ermöglichen oder schützende Mikrobehandlungen enthalten, gewinnen an Boden.
Über materielle Effekte hinaus organisiert sich ein ganzes euro-mediterranes Ökosystem um Innovation herum. Dazu gehören kurze Lieferketten und Partnerschaften zwischen Spinnereien, Designer:innen und Hersteller:innen, die von europäischen Programmen unterstützt werden.
2027: begehrt, hybrid, romantisch und bewusst
Zum Abschluss dieser Ausgabe 2025 zeichnete David Shah das Bild einer begehrten und befreiten Mode, die jedoch fest in der Realität verankert ist.
Liest man zwischen den Zeilen des Vortrags, so scheint 2027 ein Jahr der anerkannten Widersprüche zu werden: Schutz und Sinnlichkeit, Romantik und Leistung, Introspektion und Ausdruck.
Die Mode versucht nicht mehr nur, die Welt zu reparieren. Sie will sie wieder fühlen und sich mit Materialien, Emotionen und der Freude am Dasein verbinden.
Fünf Mode- und Textiltrends für 2027
Fünf Mode- und Textiltrends werden das Jahr 2027 bestimmen. Zum einen die Hybridisierung: Hier verschmelzen Sport, Luxus und Funktionalität zu neuen stilistischen Territorien. Emotion ist ein weiterer Trend – eine Rückkehr zu Farbe, Romantik und Erzählung im Design.
Schutz steht ebenfalls im Mittelpunkt, was sich am Aufstieg von intelligenten, UV-beständigen, hitzebeständigen, atmungsaktiven und leichten Textilien zeigt. Nostalgie und die Süße der Kindheit werden durch „Kidulting“ als tröstende Werte angenommen.
Schließlich verdeutlicht Exuberanz das Ende des Minimalismus: Hier zeigt sich eine Rückkehr zum Angeben, zu lebendigen Materialien und visueller Freude.
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