The Mad Rush in Amsterdam vermittelt Gefühl von Sweatshop
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The Mad Rush, ein neuer Concept Store, hat heute in Amsterdams Einkaufsstraße de Kalverstraat seine Türen geöffnet. Kleidungsstücke verschiedener Einzelhändler sind im Schaufenster zu sehen, zusammen mit Rabattversprechen, was nichts Ungewöhnliches ist. Was Mad Rush aber von anderen Läden unterscheidet, ist, dass auf Kunden, die sich für Artikel entschieden haben, nicht die Kasse wartet, sondern ein Sweatshop.
Sie haben richtig gelesen - hinter dem neuen Concept Store stecken die Clean Clothing Campaign (Kampagne für Saubere Kleidung) und der internationale Fonds für Frauen, Mama Cash, die beide auf die Situation von Bekleidungsarbeiterinnen weltweit aufmerksam machen wollen.
Obwohl sich die Bedingungen langsam weltweit ändern, arbeiten viele der Millionen von überwiegend weiblichen Bekleidungsarbeitern in unsicheren Fabriken, dazu viele Stunden am Tag und oft für Löhne, die lange nicht ihre Lebenshaltungskosten decken.
Statt Anprobe in den Sweatshop
Sobald Mad Rush-Kunden Kleidungsstücke ausgewählt haben und sie anprobieren wollen, werden sie von freundlichen Mitarbeitern zur Anprobe begleitet. Nur dass auf sie keine Kabinen warten, sondern ein Sweatshop: in einem stickigen Raum ohne Fenster sitzen „Arbeiterinnen“ dicht gedrängt vor ihren Nähmaschinen und geben Kunden so das Gefühl eines wirklichen Sweatshops im fernen Indien oder Bangladesch.
„Mode bewegt sich zunehmend schneller, was zu schnelleren Produktionsraten führt. Wir wollten holländische Verbraucher mit den Konsequenzen davon konfrontieren“, erklärte Tara Scully, Koordinatorin der Kampagne für die Clean Clothes Campaign gegenüber FashionUnited.
Nach dem Sweatshop-Erlebnis kommen Kunden in einen offenen Raum, der dazu gedacht ist, Information darüber zu teilen, wie man als Verbraucher etwas tun kann. Zudem wurden drei Bekleidungsarbeiterinnen ausgewählt, die ihre Geschichte erzählen und so der Kampagne einen persönlichen Anstrich geben. Zudem sind Vertreter von Mama Cash und der Clean Clothing Campaign zur Hand, um Fragen zu beantworten und Verbrauchern zur Seite zu stehen.
Unter dem Slogan ‘WomenPowerFashion’ erzählen die Arbeiterinnen, wie sie sich für ihre Rechte eingesetzt und Gewerkschaften gegründet haben. „Wir wollten, dass die Leute mehr über ‘WomenPowerFashion’ erfahren und was sie tun können, um etwas zu verändern“, sagte Barbara Lotti, Leiterin des Programms beiMama Cash. „Wir wollen zeigen, dass die Leute Veränderungen bringen und selbst etwas verändern können.“
„Eine der wichtigsten Maßnahmen ist, dass sie Mode-Einzelhändlern Fragen stellen können, wie ihre Kleidung hergestellt wurde, um zu zeigen, dass die Arbeitsbedingungen ihnen wichtig sind“, rät Scully Außer Fragen nach dem Ursprung können Verbraucher sich auch Gedanken über ihren Umgang mit Kleidung machen und wie sie ihn nachhaltiger machen können. Zum Beispiel werden Anleitungen zu eigenen Kleidungstauschparties gegeben und Tipps, was man mit ungewollter Kleidung sonst machen kann.
Außerdem filmt das Amsterdamer Filmproduktionshaus Vigics die Reaktion der Kunden auf den Sweatshop sowie ihre Fragen und Gedanken zu Fast Fashion, die später in einem Dokumentarfilm zusammengestellt werden.
Kunden, die den Laden und Sweatshop besuchen, müssen aber nicht mit leeren Händen gehen. Außer den genannten Tipps und Anregungen können sie auch Leinenbeutel erhalten, die die freiwilligen Helfer dort im Laufe der Woche herstellen. Die Kunden können selbst entscheiden, wieviel sie pro Tasche zahlen wollen, werden jedoch darauf hingewiesen, dass die Materialkosten sich auf 2,50 Euro belaufen und reguläre Löhne für Bekleidungsarbeiter nur lumpige 20 Cent pro Stunde - anschaulicher kann man das Anliegen von Mad Rush wohl kaum zeigen.
The Mad Rush befindet sich in der Kalverstraat 101 in Amsterdam und ist vom 11. bis 15. Mai 2016 geöffnet.
Foto: Schone Kleren Campagne und FashionUnited