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Stoff- und Denimtrends FW 16/17: Innovationen gesucht

Von Regina Henkel

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Mode

Die Recherche für die Fall/Winter Saison 2016/17 ist in vollem Gange. Welche Stoffe sind gefragt? Eines zeichnet sich ganz deutlich ab: Innovationen werden dringend gesucht.

Die Mode-Branche steht mal wieder vor einer schwierigen Aufgabe: Einerseits zeigen aktuelle Umsatzzahlen eine verhaltene Shoppinglust – der vergangene August war beispielsweise aufgrund seiner hohen Temperaturen bei vielen Retailern alles andere als gut und die neue Herbstmode hängt wie Blei in den Geschäften. Gleichzeitig beklagen die Verbraucher die wachsende Austauschbarkeit der Sortimente: Zu wenig Inspiration, zu viel Altbekanntes, zu viele Marken gehen mit ihren Kollektionen lieber auf Nummer sicher und setzen auf bewährte Styles.

Materialentwicklungen erneuern die Mode

An der Ideenlosigkeit der Stoffproduzenten liegt die Ideenlosigkeit es jedenfalls nicht, das hat die gerade zu Ende gegangene Stoffmesse Munich Fabric Start wieder einmal gezeigt. Innovationen gab es jede Menge. Danach suchen Designer und Einkäufer momentan stärker denn je und zeigen eine große Offenheit für Neues. So werden klassische Stoffe mit neuen technischen Finessen unter dem Stichwort „ReFuture“ sehr gut besprochen. Funktionalität ist ein Muss - auch im hochwertigen modischen Segment. Sichtbar wird dies beispielsweise bei Jerseystoffen, die mit Hightech-Zusatzfunktionen wie Thermoregulierung und wasserabweisenden wie schnelltrocknenden Eigenschaften in Prêt-à-Porter-Kollektionen zum Einsatz kommen, aber auch bei vielen Bondings mit kreativen Abseiten. Gerade für volumigere Looks gibt es ein großes Angebot an gebondeten Materialien und interessanten Materialpatchings. So entstehen unterhaltsame Farb- und Materialkontraste. Zudem werden verstärkt atmungsaktive Laminate verarbeitet, die vormals nur in technischen Sportkollektionen zu finden waren. Sie regulieren den Feuchtigkeitstransport und schaffen so ein angenehmes Tragegefühl. Damit ist die Mode in der Lage, mehr Komfort zu bieten und gleichzeitig Designkompetenz zu beweisen.

Gut besprochen wurden neue Sportswear-Qualitäten in Woll-Mischungen mit laminierter oder gebondeter Wolle. Neuheiten wie Vliese aus Wolle oder ultraleichte Nylons und Polyester stießen auf großes Interesse. Weiterentwicklungen gab es im Bereich der Mehrfachausrüstungen, die wasser- und schmutzabweisend sind.

Die hohe Innovationskraft für Stoffe und Zutaten beschränkt sich aber nicht auf neue Optiken. Smart Textiles lautet ein weiteres Stichwort, das der Mode neue Impulse gibt. Das beobachtet auch Michael Kamm, Geschäftsführer der Ploucquet Holding GmbH und Sympatex Technologies GmbH: „Als Service- und Solutionprovider sind neue Technologien für den Textilbereich gerade extrem wichtig. Besonderes Interesse gilt dabei den so genannten Smart Textiles wie eingebauten Kommunikationslösungen für Jacken, die dann z.B. in der Berufsbekleidung künftig zum Einsatz kommen sollen, aber auch großes Potenzial für die Sportswear bergen.“

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt nach wie vor eine wichtige Rolle – ohne allerdings das bisherige Maß an Aufsehen zu erregen. Fast scheint es, als sei das Bemühen darum ein Standard geworden. "Alternative Fasern, Mischungen und Finishes sind gefragt wie selten zuvor“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte Alexander Vogt von Kernkommunikation. „Immer mehr zeigt sich, dass viele innovative Textilien einen grünen Kern haben und umgekehrt, dass nachhaltigen Ansätzen ein echter Innovationscharakter innewohnt. Insofern spielen innovative und alternative Ressourcen und Produktionstechniken für eine wachsende Anzahl an Unternehmen zunehmend eine zentrale Rolle."

Wie in den letzten Saisons spielen im übernächsten Herbst / Winter neue Strukturen und Oberflächeneffekte, umgesetzt in innovativen Jacquards, Microdessins wie kleinen Waben - oder Waffelstrukturen sowie 3D-Effekten eine zentrale Rolle. Wolle ist weiterhin im Kommen sowie haarige und verfiltze Oberflächen. Denim- und Sportswear inspirierte Themen sind Bestandteil vieler Kollektionen und schlagen sich auch in einer breiten Farbpalette an Indigo-Tönen nieder. Neben vielen Blau- Nuancen kristallisieren sich Bordeaux- sowie gebrannte Rottöne und natürliche Lodengrüns als Highlights heraus. Vereinzelt sieht man auch noch sportliches Orange, Grün und Gelb vor dem Hintergrund vieler gedämpfter, ruhiger Sand, Beige, Off-White und Grautöne.

Experimentierfeld Denim

Die angegliederte Denim-Messe Bluezone präsentierte für die neue Saison ebenfalls viel Kreativität. Neue Materialzusammensetzungen waren auch hier ein wichtiges Thema. Super Stretch Varianten sowie besonders weiche Oberflächen für einen soften Griff sind nach wie vor Vorreiter der Entwicklungen, die sich vor allem um Trage-Komfort und verbesserte Performance-Eigenschaften drehen. So wurden viele neue Varianten von Jersey-artigen Denims gezeigt oder neue technische Ausrüstungen und Materialkombinationen, die Denims hochfunktionell machen. Präsentiert wurden auch neue Print-Techniken, beispielsweise ein Digitaldruck auf Denim-Garne, die nach dem Weben einen neuartigen Effekt zeigen. Nach Jahren der Stretch-Invasion im Denimbereich zeigen sich aber auch wieder klassische Tendenzen mit Non-stretch-denims.

Munich Fabric Start: konstante Zahlen

Die Munich Fabric Start hat auch bei ihrer letzten Veranstaltung vom 1.-3. September ihre Relevanz für den deutschen und internationalen Modemarkt bewiesen. An drei Messetagen präsentierten rund 1.000 internationale Anbieter ein Portfolio aus rund 1.600 Kollektionen. Die Besucherfrequenz blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant hoch mit etwa 19.700 Gästen, erneut ist der Auslandsanteil auf Besucherseite mit 38 Prozent leicht gestiegen. Vor allem aus Asien, Frankreich, Amerika, Argentinien und Osteuropa kamen mehr Besucher als bei den letzten Veranstaltungen.

Fotos: Munich Fabric Start

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