SS24: Saint Laurent verleiht der Menswear in Berlin einen sinnlichen Anstrich
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Wer gehofft hatte, dass Anthony Vaccarello die Menswear von Saint Laurent in die Berliner Clubszene schickt, mag gestern Abend bei der Präsentation der SS24-Kollektion der französischen Luxusmarke in der Deutschen Hauptstadt nicht ganz auf seine Kost gekommen sein. Anstelle von Berghain setzte der Designer auf ein bekanntes Bauwerk und zeigte eine Kollektion, die die Grenzen von Maskulinität und Feminität verschwimmen ließ.
Präsentiert wurde die Kollektion mit dem verheißungsvollen Namen "Each man kills the thing he loves" in der "Neue Nationalgalerie" in Berlin. Das architektonische Meisterwerk, ein Glaspavillon gekrönt von einem Stahldach, war das letzte große Bauvorhaben des Architekten Mies van der Rohe. Die Location, deren Ecken und Kanten denn Schnitten des Sakkos glich, bot den Gästen am Montagabend nicht nur einen Blick auf die neueste Darbietung von Saint Laurent sondern auch auf Berlins untergehende Sonne.
Die Looks der Kollektion waren – in vielerlei Hinsicht – selbstreferenziell. Vaccarello begab sich auf die Spuren von Yves Saint Laurents legendärem Smoking, einem Kleidungsstück, das bereits 1966 die Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit in Frage stellte, aber es war auch eine klare Fortsetzung der vergangenen Saison – sowohl der Herren- als auch der Damenmode.
Deja-Vu und Schulterpartien á la sexy Frankenstein
Seit einiger Zeit scheint die Menswear von Saint Laurent von der Womenswear inspiriert zu sein und umgekehrt. Vaccarello eröffnete die Frühjahr/Sommer-Schau 2024 in Berlin mit einer Reihe an Looks, die im ersten Moment fast ein Deja-Vu hervorriefen, denn sie knüpfen direkt an die Damenmode der vergangenen Saison an.
Stark akzentuierte Schulterpartien á la sexy Frankenstein wurden zu schmalen, hoch taillierten Hosen und Stiefeletten mit Absatz kombiniert. Die Hosen wurden im Laufe der Show ein wenig weiter, während formelle Hemden transparenten Blusen und tief ausgeschnittenen Tanks, in Cotton und Seide, wichen.
Neben einer sinnlichen Mischung aus transparenten Materialien – gerne auch mit Punkten und Leopardenmuster –, gab es Seide sowie Satin und auch Mousseline, ein Stoff der fest in der Haute Couture verwurzelt ist. Diese fließenden Materialien verliehen Sakkos aus Nadelstreifen oder in tiefem Schwarz Leichtigkeit. Außerdem kontrastierten Strenge Fliegen an Hemdkragen mit Halter und Off-Shoulder-Tops, die das Schlüsselbein des Trägers akzentuierten – Reize, mit denen in der traditionellen Welt der Herrenmode für gewöhnlich gegeizt wird.