Sechs Gründe, warum Laufstegkollektionen besser kuratiert werden sollten
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Der Nobelpreisträger Albert Einstein sagte einmal, dass Kreativität der Bodensatz verschwendeter Zeit sei. In der Modewelt ist der Laufsteg sicherlich die Plattform, auf der neue Ideen glänzen, die sonst nie zu Tage getreten wären. Aber Designer:innen tun sich manchmal schwer, zu kürzen und auszusortieren und wollen jede Idee ausleben.
Modenschauen können langweilig sein. Für Einkäufer:innen und Journalist:innen, die sich in jeder Saison vier Wochen lang internationale Schauen ansehen, manchmal sogar acht pro Tag, sind die schlimmsten Laufstege diejenigen mit überflüssigen Wiederholungen der gleichen Kleidungsstücke und der gleichen Ideen. Die besten Kollektionen sind die von Marken, die auf komplizierte Shows verzichten und das Publikum mit Innovation und Neuem fesseln.
Die Kuratierung wird vernachlässigt
Die meisten Luxusmarken, die unverhohlen darauf bedacht sind, sich an eine möglichst große Zielgruppe und Klientel zu wenden, machen sich dieser Sünde schuldig. Von Giorgio Armani über Chanel bis hin zu Dior – die Langeweile, 80 bis 100 Looks auf den Laufstegen sehen zu müssen, oft unerträglich repetitiv, ist kein seltenes Phänomen. Luxusmarken haben eine Vorliebe für (zu viele) Variationen eines einzigen Themas. Ein typisches Beispiel: das eine Kleid, das auf dem Laufsteg in unnötig vielen Variationen wiederholt wird – wahlweise auch Rock, Tunika, Mantel, T-Shirt oder ein Detail. Anstatt die Variationen für das Verkaufsteam im Showroom aufzubewahren, wird jede Option auf dem Laufsteg gezeigt.
Auch wenn einige (wenige) Designer:innen das Publikum trotz einer großen Anzahl von Looks fesseln können, wie Matthieu Blazy bei Bottega Veneta vergangene Woche, neigen andere Häuser dazu, nur Langeweile neu zu verpacken. Er schaffte es trotz der großen Anzahl an Looks, jedem Outfit einen anderen Charakter, eine Stoffinnovation, ein neuartiges Styling zu verpassen.
Hier sind sechs Gründe, warum Designer:innen ihre Laufstegkollektionen besser kuratieren und so Catwalk-Langeweile verhindern sollten:
1. Qualität statt Quantität
Wenn eine Kollektion auf weniger Looks reduziert wird, können sich die Designer:innen darauf konzentrieren, außergewöhnliche Kleidungsstücke mit mehr Liebe zum Detail, besseren Stoffen und besserer Verarbeitung zu entwerfen. So können sie Stücke entwerfen, die herausstechen und ihr Können unter Beweis stellen, anstatt in vielen Looks die gleiche Geschichte zu erzählen, die vielleicht auch noch weniger gut verarbeitet sind.
2. Bessere Präsentation
Mit weniger Looks können die Kreativen ihre Kollektionen kohärenter und organisierter präsentieren, sodass das Publikum die Stücke besser einschätzen und die Vision besser verstehen kann. Dies kann die Show einprägsamer und eindrucksvoller machen, da jedes Stück mehr Zeit hat, sich zu entfalten.
3. Zeit und Ressourcen
Die Erstellung großer Kollektionen ist zeitaufwändig und teuer, insbesondere für kleinere Marken. Indem sie eine Kollektion auf weniger Looks reduzieren, können Designer:innen Zeit und Ressourcen sparen und sich auf die Perfektionierung ihrer Designs konzentrieren.
4. Nachfrage
In der heutigen schnelllebigen Modeindustrie sind die Verbraucher:innen auf der Suche nach einzigartigen und außergewöhnlichen Stücken, die sie in ihre Garderobe integrieren können. Indem sie sich auf Qualität statt auf Quantität konzentrieren, können Designer:innen Stücke entwerfen, die sich eher verkaufen und länger interessant bleiben.
5. Verfügbarkeit
In den Boutiquen der meisten Luxusmarken sind die Kategorien Handtaschen, Schuhe, Accessoires und Kosmetik die meistverkauften Artikel. Sie nehmen auch den größten Teil der Verkaufsfläche ein. Die gesamte Kollektion, die auf dem Laufsteg gezeigt wird, kommt nur selten, wenn überhaupt, in die Läden, und nur einige wenige Artikel werden von den Einkäufer:innen ausgewählt. Die meisten Stücke, die auf dem Laufsteg zu sehen sind, dienen dem Image, nicht dem Verkauf.
6. Nachhaltigkeit
Alle Kleidungsstücke, die für den Laufsteg hergestellt werden, es aber nicht in die Produktion schaffen und nie im Einzelhandel erhältlich sind, haben einen Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck. Genau wie die Überproduktion von Fast Fashion tragen auch Marken, die übermäßig viele Samples produzieren, die nach ihrer Laufstegpräsentation keine Verwendung mehr finden, zum problematischen Umgang der Modeindustrie mit Ressourcen bei.
Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ