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Rückblick: Das nehmen internationale Buyer aus Berlin mit

Von Ole Spötter

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Mode
'Berlin Contemporary'-Showroom: Marken wie Richert Beil und Haderlump geben internationalen Besuchenden einen Einblick in ihre Kollektionen Credits: Ben Mönks für BFW

Berlin scheint sich endlich seinen Platz im engen Kalender der internationalen Modewochen erkämpft zu haben. Neben Editors von angesagten Modemagazinen wie Dazed Korea, Hypebeast und I-D lobten auch Buyer aus London und Paris die Kollektionen.

Sie folgten der Einladung des Branchenverbands Fashion Council Germany, Mitveranstalter der Berlin Fashion Week (BFW). Doch was treibt die vielbeschäftigten Einkäufer:innen an, in die deutsche Hauptstadt zu reisen und welchen Eindruck nehmen sie mit? Der Pariser Händler Elevastor sowie die Londoner Stores Machine-A und Alta Store geben einen Einblick.

Berlin: Große Bühne für kleine Marken

Die Berlin Fashion Week scheint mit ihrem Marken-Mix einen positiven Eindruck bei ihren Gästen hinterlassen und besonders die überrascht zu haben, die das erste Mal teilnahmen. Das streng getaktete, aber dennoch übersichtliche Programm der Modewoche gibt den Buyern ausreichend Zeit, sich mit den verschiedenen Marken zu beschäftigen, zeigt Stavros Karelis auf. Berlin sei ein guter Ort, um “etwas Neues und Frisches zu entdecken, das es an anderen Orten nicht wirklich gibt”, so der Machine-A-Gründer, der mit seinem Concept Store für aufstrebenden Talente bekannt wurde und sich zur etablierten Londoner Adresse etablierte. Luxusmarken wie Jil Sander gehören nun ebenso wie High-End-Streetwear von Martine Rose und experimentellen Marken wie Kiko Kostadinov zum Sortiment.

Machine-A Flagship in London Credits: Machine-A

In der Nachbarschaft von Machine-A im belebten Stadtteil Soho ist auch das junge Store-Konzept Alta zuhause. Seit 2021 zeigen die fünf unabhängigen Designerinnen hinter dem Store nicht nur ihre eigenen Kreationen, sondern auch monatlich neue Talente mit Unikaten in den Bereichen Accessoires und experimenteller Womenswear.

Timna Weber gehört zu den Alta-Mitgründerinnen. Sie freut sich über das Programm in Berlin: „Die BFW schafft ein Gleichgewicht zwischen etablierten und aufstrebenden Marken. Sie sorgt dafür, dass kleinere Marken sichtbar werden, die sonst bei belebteren Shows wie in Paris oder London übersehen worden wären“, fasst sie zusammen. „Hier hat man das Gefühl, dass sich die Zukunft entfaltet. Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, wohin sich diese Designer:innen entwickeln werden.“

Marken wie GmbH und Marie Lueder, die in Berlin zu den Großen zählen, bekommen einfach mehr Aufmerksamkeit in der deutschen Hauptstadt. Beide zeigen ihre Kollektionen auch in Modemetropolen wie Paris und London. Dort müssen sie sich neben Modehäusern wie Burberry, Louis Vuitton und Co. behaupten, um im Rampenlicht zu stehen.

Die Alta-Store-Gründerinnen vor ihrem Geschäft Credits: Alta Store

In Berlin zählen sie zu den Highlights der Buyer und stehen auch bei Karelis auf dem Order-Zettel. Er hatte GmbH bereits zuvor im Sortiment und freut sich nun auf eine neue Zusammenarbeit. Aktuell sind bei Machine-A die Berliner Marke Ottolinger sowie die Herzogenauracher Sportartikler Adidas und Puma als Kollaborateure für Song for The Mute beziehungsweise Coperni vertreten.

Weber hat derweil Lueder im Blick. Sie denkt auch, dass Lou de Bètoly und Andrej Gronau gut ins Sortiment des Alta-Stores passen würden. Der Store setzt auf einen Mix aus Edginess, Feinheit, Handwerk, bewusstem Design und Verspieltheit. Gerade dadurch, dass Weber in Österreich aufgewachsen ist, sucht die Einkäuferin immer nach aufstrebenden deutschsprachigen Marken. Aktuell führen sie schon die deutsche Schmuckmarke Mussels and Muscles sowie die österreichischen Marken Not Yet FYI, Güç, Rendl und Timna Weber, das gleichnamige Label der Store-Mitgründerin. Außerdem sollen auch zeitnah Produkte der österreichischen Womenswear-Marke Christina Seewald ins Sortiment aufgenommen werden.

Einblick in den Alta Store in London Credits: Alta Store

Berlins Marken im Wandel

Neben den bekannten Namen begeisterten in Berlin aber auch Lokalmatador:innen wie Sia Arnika, Richert Beil und Marke. Besonders wiederkehrende Gäste wie Karelis, der bereits für SS25 in Berlin war, freuen sich über die Entwicklung, die diese aufstrebenden Brands durchleben.

Aber nicht nur die Marken, sondern auch die Modewoche insgesamt entwickelt sich positiv. Mahana Walker ist das letzte Mal vor drei Jahren zu Gast gewesen und spürt eine deutliche Veränderung. „Es hat sich in vielerlei Hinsicht verbessert“, fasst die Creative and Commercial Executive von Elevastor zusammen. Der hybride Pariser Concept Store setzt auf Marken wie Avavav, Collina Strada und Ottolinger, die Gen Z Herzen höher schlagen lassen und keine Gender-Grenzen ziehen. Auch die aufstrebende österreichische Designerin Florentina Leitner gehört zum Sortiment.

Ausgewählte Designer:innen-Pieces im Store Credits: Elevastor Paris

Walker nahm ebenfalls die Entwicklung der Talente sowie ein großes Interesse von Menschen mit diversen Hintergründen wahr. “Positiv überrascht” war Walker besonders von Haderlump. Die Marke zeigte in einem S-Bahn-Depot eine Kollektion voller asymmetrischer Schnitte und neuer Silhouetten, die sich mit Reisenden einer anderen Zeit auseinandersetzen.

Eine gewisse Vielfalt fehlte ihr allerdings beim Design und Storytelling der Marken, zumindest, wenn es um “die Essenz der Stadt” geht. „Die Berliner Szene hat viel auszudrücken, aber es fühlt sich an, als ob das Erzählen von Geschichten etwas unterdrückt wird.“

Credits: Elevastor Paris

Dieser Meinung waren allerdings nicht alle. Weber lobte besonders die “großartigen Locations”, den Community-Gedanken und die Verbindung zur Stadt, die sie unter anderem bei der Show der Französin Lou de Bètoly in einem in die Jahre gekommenen Berliner Ballsaal wahrnahm. So hat sie den leicht heruntergekommenen Raum samt bröckelnder Wände in der Stoffmanipulationen der Stücke wiederentdeckt.

„Man spürt die einzigartige DNA Berlins in jeder Show und sieht die Geschichte und Architektur, die sich in den Kollektionen widerspiegelt. Durch die gute Ausnutzung des vielen Platzes in der Stadt wirkte jeder Ort kraftvoll, massiv und unverwechselbar.“

FashionUnited wurde vom FCG nach Berlin eingeladen.

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