Rick Owens distanziert sich nach Merkel-Protest von Model
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Die Modenschau von Rick Owens schockte letzte Woche Besucher und bald die ganze Welt, allerdings nicht durch die gezeigten Kreationen, sondern durch die Aktion eines seiner Models. Während der Show zog Jera Diarc plötzlich ein Plakat aus den Falten seines Outfits, auf dem die Worte "Please kill Angela Merkel - not" standen.
Im Interview mit 'Dazed Digital' beschrieb Owens den Hergang folgendermaßen: "Ich glaube, da stand 'Töte Angela Merkel', oder etwas Ähnliches. Stand das da drauf? Ich weiß es nicht, es war ja nicht meine Idee. Er zog es heraus und ich haute ihm eine rein, als er vom Catwalk runterkam. Er ist seit zwölf Jahren meine männliche Muse gewesen und hat sich anscheinend wohl genug gefühlt, so etwas in meiner Show zu machen und ich bin stinksauer!"
Nach seiner anfänglichen Wut zeigte Owens sich nachdenklicher und sagte im Gespräch mit der New York Times: "Hinterher habe ich gedacht 'ich habe dies irgendwie geschaffen'. Vielleicht habe ich ein Umfeld geschaffen, in dem Provokation gutgeheißen und vielleicht sogar angeregt wird. Vielleicht hat er gedacht 'in Ricks Welt ist alles möglich'.
Modenschau sollte ein Kommentar zur Aggression von Männern sein
Tatsächlich sollte die Show ein Kommentar zur Entschlossenheit und ihrer Gefahr sein, wenn sie sich in Aggression verwandelt, besonders die Aggression von Männern, so Owens weiter. Ironischerweise zeigten Jeras Auftritt und Owens Kommentar genau das.
Und Owens ist als Designer, der provozieren will, kein unbeschriebenes Blatt; seine Laufstege haben oft eher an Performance Kunst als an Modenschauen erinnert. Erst in der letzten Saison schockte Owens die Besucher seiner Show, als er ihnen freien Blick auf die Genitalien seiner männlichen Models gewährte - um das Schamgefühl in Frage zu stellen. Jera war damals auch dabei.
Das deutsche Model, das ein Aktivist sein soll, arbeitet bereits seit über zehn Jahren für Owens, ist jetzt aber draußen. Seine Agentin Eva Gödel, Chefin und Gründerin der Kölner Model-Agentur Tomorrow Is Another Day, die ihn vor Jahren entdeckte, hat ihn aus ihrem Verteiler genommen und auch Rick Owens plant nicht, zukünftig weiter mit ihm zu arbeiten.
Laut Owens soll Jera ihm bei einer Anprobe wenige Tage vor der Modenschau drei Kärtchen vor die Nase gehalten haben - eins mit der Aussage "Kill Angela Merkel", eins mit "Kill Angela Merkel - not" und eins mit "Kill the last unicorn". Owens hielt dies für ein Spiel und entschied sich für letztere Aussage. Jera könnte dies als Billigung seiner Idee gehalten haben, entschied sich aber für eine weit provokativere Aussage.
Wäre der Medienrummel und die allgemeine Empörung ähnlich groß gewesen, hätte Jera nur auf ein Einhorn verwiesen? Immerhin mit der Aufforderung, das letzte seiner Art zu töten? Sicher nicht; man hätte es als die Wichtigtuerei eines verrücktgewordenen Models abgetan. Hätte er die erste Nachricht verwendet, wären die Konsequenzen im Zeitalter von Selbstmord-Attentaten und Terroranschlägen jedoch sicher ernster ausgefallen.
Man Jeras Aktion für sinnlos, geschmacklos oder verrückt halten, jedenfalls wirft sie die Frage auf, ob Models sich Eigensinn und Kreativität erlauben können oder ob sie als wandelnde Wäscheständer stumm bleiben müssen? Jera scheint auf jeden Fall nicht mehr bereit zu sein, dies zu tun, und da könnte seine Aktion auch eine spektakuläre Art gewesen sein, seinen eigenen Abgang zu inszenieren. Auf jeden Fall hat sie ihm und Rick Owens einige Publicity eingebracht.