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Raw, Belonging, Release und Grow: Vier Trends für die Saison F/S23

Von Rachel Douglass

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Mode

(Von links) Bild: Rick Owens, Kuon, Dries Van Noten, Simone Rocha

Die Trendvorhersage-Agentur Fashion Snoops hielt ein Online-Seminar ab, bei dem sie die wichtigsten von ihr prognostizierten Trends für die Saison S/S23 vorstellte. Ein Großteil der Präsentation drehte sich um das vergangene Jahr, das den Blickwinkel auf Konsum im Allgemeinen verändert hat. Die Plattform zeigte den Teilnehmenden, wie Marken mit diesen neu entstandenen Konsumströmungen umgehen können, und präsentierte vier Trends, die Sie in den kommenden Saisons im Auge behalten sollten.

(Von links) Bild: Rick Owens SS22, Humanoid AFW, Filippa K AW21

Raw

Als erster und zentraler Trend der Agentur konzentriert sich „Raw“ darauf, die Gesellschaft über die natürlichen Rohstoffen eines Produkts zu informieren, um dem Überkonsum entgegenzuwirken. Dieser Trend rückt die Modeschaffenden wieder in den Vordergrund des Designs, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Idee der „Seed to Shelf“-Produktion liegt.

Makrotrends, die mit diesem Thema verknüpft sind, ergeben sich aus der Notwendigkeit, das Geschäft unter Umweltgesichtspunkten neu zu bewerten, weniger auf gewinnorientierte Ziele zu setzen und einen langfristigeren, ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.

Ein großer Teil von „Raw“ befasst sich mit den Materialien, dem Verständnis für die Herkunft eines Kleidungsstücks und der Wertschätzung der Zutaten, die für seine Herstellung benötigt werden. Diese Methode der bewussten Gestaltung liegt die Notwendigkeit nahe, eine engere Beziehung zu den Rohstoffen zu entwickeln und sich von der Natur beeinflussen zu lassen, ohne ihr Schaden zuzufügen. Fashion Snoops schlug vor, pflanzliche Materialien wie Kaktusleder sowie bunt gewachsene Baumwolle und ungefärbtes Gewebe als Alternativen zu massenproduzierten Einwegartikeln zu verwenden.

Diese natürliche Perspektive spiegelt sich auch in dem von der Plattform gewählten Farbschema wider, wobei der bestimmende Farbton „Husk“ im Mittelpunkt der vereinfachten und minimalen Designvorschläge steht. Zu den Schlüsselbegriffen gehörten „Saatgut-Souveränität“, „alte Techniken“ und „von der Natur geformt“, was die Notwendigkeit einer traditionellen Methodik unterstreicht.

Die Idee für „Raw“ entstand aus dem wachsenden Wunsch der Menschen nach authentischen Erfahrungen und dem Bedürfnis nach Entrümpelung. Das vergangene Jahr hat zudem die Bedeutung einer großen Klimawende hervorgehoben, die einen bewussten und ethischen Konsum in den Vordergrund rückt, der das Wesentliche dem Gewünschten vorzieht.

Schließlich wird den Marken nahegelegt, ihre Gemeinschaften zur Entschleunigung zu erziehen und die Konsumierenden über die Konzepte regenerativer Landwirtschaft, und andere wichtige Faktoren zu informieren, wenn es um ethischen Konsum geht. Dies kann durch einen bewussten Prozess, der in die Produktion investiert und sich mit dem Beginn des Lebenszyklus eines Produkts beschäftigt, noch weiter verdeutlicht werden.

(Von links) Bild: Kuon F/S22, Tiger of Sweden SS22, Prada Outdoor

Belonging

Beim Thema „Belonging“ hat sich Fashion Snoops auf das universelle Gefühl dessen konzentriert, wo Menschen sich Zuhause fühlen. Das vergangene Jahr war geprägt von zahlreichen Abenteuern der Raumfahrt und dem rasanten Wachstum des Metaversums, das in unsere Lebenswelten eindringt – umso mehr steht die Frage im Raum, was „Zuhause“ ausmacht.

Ein Großteil dieses Trends basiert auf der Veränderung der Wahrnehmung eines Kleidungsstücks, das auch als Zuhause gesehen werden kann. Dies fordert die Marken heraus, ihrer Kundschaft eine bedeutungsvolle und tiefe Beziehung zu ihren Produkten zu offerieren. Der Wunsch nach langanhaltenden Gegenständen wird durch den Bedarf an anpassungsfähigen Lösungen in zukunftssicheren Produkten, die langfristig genutzt werden können ergänzt.

Diese nachhaltigen Designmethoden sollen den Menschen helfen, durch funktionelle und reisefähige Kleidung, die das Zusammensein unterwegs fördert, einen neuen Aspekt von Zuhause zu entdecken. Fashion Snoops definierte dies als „Humanswear“, einen allumfassenden, geschlechtsunabhängigen Designansatz, der traditionelle Barrieren außer Acht lässt.

Dies spiegelt sich in den vielseitigen Moodboards und Farben wider, die die Plattform anbietet. Die mit „Belonging“ verbundenen Farben wurden als „kosmische Schattierungen“ beschrieben, die von gesättigt bis neutral reichten, wobei die zentrale Farbe, „Watermark“, als „natürliches, heilendes Grün“ vorgestellt wurde. Vielseitigkeit zeigte sich auch in den Materialvorschlägen, die Hightech-Lösungen wie Shells aus Monomaterialien und luftgefüllte Konstruktionen enthielten.

Architektonische Activewear definierte die Looks, neben ombre-ähnlichen Verlaufsdrucken, die an andere Welten erinnern, und modularen Grafiken, die in Colour-Blocking gezeigt wurden.

Wellness im Zeichen des Menschen fasste das Thema „Belonging“ zusammen, wobei die Marken über die Zukunft dieses fließenden „Humanwear“-Designansatzes nachdenken sollten. Der Dialog mit dem Markenpublikum wurde als eine wesentliche Methode hervorgehoben, um eine Gemeinschaft um die Marke herum zusammenzubringen, um die Verantwortung für die eigene Botschaft zu übernehmen.

(Von links) Bild: Dries Van Noten SS22, Marni SS22, JW Anderson SS22

Release

„Release“ steht in starkem Kontrast zu den vorherigen Trends. Darin werden die Marken aufgefordert, sich auf Botschaften zu konzentrieren, die Freude bringen und Zwänge aufbrechen, um das Gefühl des Feierns in den Alltag zurückzubringen. Dieses Gefühl entfesselter Kreativität berücksichtigt auch die neuen grenzenlosen Möglichkeiten des Metaversums und fördert die Zusammenarbeit und die Grenzenlosigkeit, die die digitale Landschaft bietet.

Ein Schwerpunkt lag auf Makrotrends wie der Neubewertung des Kapitalismus und auf rehumanisierenden Gedanken. Die Prämisse für diese Elemente ergibt sich aus dem Wunsch der Menschen nach Wiedervereinigungen, freien Identitäten und Produkten, die Barrieren durchbrechen, wobei die Kundschaft aktiv nach einer Welt sucht, in der kreative Freiheit möglich ist.

Ein Großteil der Elemente von „Release“ konzentriert sich darauf, die Sinne zu stimulieren und einen direkten Designansatz zu bieten. Farben und Materialien werden als kraftvoll und erfrischend dargestellt, in hyper-lebendigen Tönen, die im Kontrast zueinander stehen. Die Stoffe vereinen das Erbe der Vergangenheit mit dem Ausdruck der Moderne und werden durch den Einsatz innovativer Materialien wie Bio-Kunststoffen, Mikro-Strick und Merino-Intarsien präsentiert.

Die wichtigsten Stilkomponenten reichen von allumfassendem Glam bis hin zu von der Varietät inspirierten Designs, die jeweils elitäre Looks wieder aufleben ließen. Street Couture war ein weiterer wichtiger Faktor, der auf den Anstieg der Upcycling-Ästhetik hinwies, die durch das Wiederaufleben der "Y2K"-Mode ausgelöst wurde. Dies wurde auch in den experimentellen Drucken deutlich, die sich auf Farbverläufe, verspielte Formen, illustrierte Blumen und modernisierte Streifen konzentrierten.

Das wichtigste Element, das bei „Release“ zu berücksichtigen ist, ist die Unterstützung der Kundschaft bei der Rückkehr zur Feier des Lebens. Marken sollten ihr eine Erfahrung bieten, die die Grenzen von Identität, Größe und Geschlecht erweitert.

(Von links) Bild: Laura Ashley x Batsheva, Simone Rocha SS22, Soulland SS

Grow

Für den letzten Trend hat Fashion Snoops die Natur und ihre heilenden Eigenschaften auserkoren. Ihre Fähigkeit, sich im Laufe der Zeit weiterzuentwickeln, wird in „Grow“ thematisiert. Dies bedeutet, dass die natürlichen Zyklen und die Erhaltung des Lebens berücksichtigt werden, da die Menschen beginnen, ihre Gegenstände als lebende, lebenslange Begleiter zu betrachten.

Mit Blick auf das persönlichen Wachstum müssen Marken berücksichtigen, dass sie in ihrem Angebot zugänglich bleiben müssen. Dies kann durch das Angebot einer leeren Leinwand gezeigt werden, auf die der Verbraucher seine eigene Realität projizieren kann.

Das Wachstum setzt sich bei den materiellen Elementen des Trends fort, wobei Fashion Snoops vorschlägt, eine neue Perspektive für den Wiederaufbau der Welt nach der Pandemie zu entwickeln. Eine Methode der Verlangsamung und des Wachsenlassens der Dinge in ihrem eigenen Tempo, spiegelt sich in den skurrilen Materialien und Farben wider, die mit dem Trend verbunden sind, und die sich um organische Farbtöne, Naturtöne und Pastellfarben drehen.

Florales steht im Mittelpunkt von „Grow“, mit der Möglichkeit, Looks auf verschiedene Art und Weise zu präsentieren. Von floralen Looks in voluminösen Silhouetten bis hin zu minimalistischen Blumendrucken bestimmen sie den Trend, wobei zusätzlich organisch gemischte Materialien und Biostoffe, die aus der Natur stammen, vorgeschlagen werden.

„Grow“ fordert die Marken auf, ihre Position in der Natur als Ganzes zu überdenken, für Ernährungssouveränität einzutreten, stetige Maßnahmen zu ergreifen, um nachhaltiges Handeln auf lokaler Ebene umzusetzen und zusammen mit der Natur zu heilen. Zu den Methoden, die dafür angewandt werden sollen, gehören der Einsatz von Floratherapie und Alternativen aus der Natur, die wiederum Einfluss auf die Natur nehmen, ohne ihre Existenz zu gefährden.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ.

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