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Radikal sexy oder radikal bequem: Vier Womenswear-Trends für Herbst/Winter 22/23

Von Weixin Zha

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Mode

Bild: Moschino FW21, Lemaire FW21 by Catwalkpictures

„Corona wird voraussichtlich bald unter Kontrolle sein, die Mode wird aber noch sehr lange von der Erfahrung der Krise geprägt sein”, sagt Trendforscher Carl Tillessen während seines Online-Vortrags beim Fashion Day des Deutschen Mode Instituts.

Die neue Kleidung muss bequem sein und zugleich angezogen wirken, dafür müssen eventuell neue Kleidungsstücke entwickelt werden – am besten nach dem Prinzip des Polo-Shirts, das die Eleganz eines Hemdes mit der Bequemlichkeit eines T-Shirts verbindet, sagt Tillessen. Neben der nüchternen Tageskleidung werden Menschen zum Ausgehen nach überschwänglicher und körperbetonter Mode verlangen, prophezeit er.

Diese gegensätzlichen Tendenzen zwischen “radikal sexy und radikal bequem” spiegeln sich in den folgenden vier Themen wieder, die das Deutsche Modeinstitut ‘Natural Me’, ‘Intuitivism’, ‘Otherwhere’ und ‘Supercharged’ nennt. „Die post-pandemische Mode wird nicht von bis sein, sondern entweder oder. Entweder konsequent Alltag, oder konsequent anders”, fasst Tillessen zusammen.

Natural Me

„Softness trifft auf Rawness“ – ist das Prinzip das dem Thema ‚Natural me‘ zugrunde liegt. Hier treffen unkonventionelle Helligkeit und Leichtigkeit und monochrome Farbbilder aufeinander. In einem Zusammenspiel zwischen Haptik und Strukturen bekommen tonale Lagen-Looks Tiefe durch derben Strick, sagt Trendforscherin Karolina Landowski.

Bild: Brunello Cucinelli FW21, Lemaire FW21, Kristina Fidelskaya FW21 by Catwalkpictures

Die Damenmode für Herbst/Winter 2022/23 lädt zum Cocooning im wattierten Cloud-Coat ohne Steppungen ein; auch das Puffer Jacket in kurz und neutralen Farben darf nicht fehlen. Ein weiteres Kernprodukt ist der ärmellose Mantel, einhüllend und weit geschnitten, mit Taillengurt und Knopfleisten.

Der Look der FW22-Saison ist casual und doch perfekt aufeinander abgestimmt im tonalen Layering. Die Jogginghosen werden konfektionierter und insgesamt bleiben die Damenhosen bei diesem Trend weit. Oberflächenstruktur kommt durch All-over-Ripp-Zweiteiler aus Oberteil und Hose rein, ebenso durch lange All-over-Strickkleider. Der Strick bleibt wie in den Vorsaisons grob und rustikal, oversized und volumig, haarig und flauschig – am besten so, dass eine handwerkliche Note zur Geltung kommt. Haarige Taschen und flache Stiefel runden diesen stillen und sinnlichen Look ab.

Intuitivism

„Das Thema ‘Intuitivism’ drückt die Sehnsucht nach Verbundenheit aus”, sagt Landowski. „Das Verlangen nach Party, sich zu zeigen, diesen Reiz der Versuchung auch nachzugehen und die wiederentdeckte Lust auf eine smarte Sexiness.” Die Silhouetten sind schmal, raffiniert und die Ausschnitte gerne tief. Cut-outs setzen den Körper in Szene, die dramatischen Looks sind von den Clubnächten der 70er und 80er inspiriert. Glamouröse Partykleider, Miniröcke und asymmetrische Tops mit Glitzer, Pailletten, Lack und Leder treffen auf die Düsterheit der Nacht.

Bild: Petar Petrov FW21, Coperni FW21, Givenchy FW21 by Catwalkpictures

Die Mantelsilhouetten sind weit und zum Saum hin ausgestellt, die Puffer-Jackets für die Damen tailliert. Lange Wickelmäntel und kurze Blousonjacken in dunklen Schattierungen aus Fake-Fur oder in Tierfellmuster werden dekadent kombiniert mit engen Lederhosen, glänzenden Leggins oder schmalen Kleidern. Die Beine werden noch weiter mit Highheels und Overknee-Stiefeln in Szene gesetzt. Scharf geschnitten sind auch die Blazer, deren Schultern extrem betont sind. Eine etwas legere Form der lustvollen Damenmode für Herbst-Winter 22/23 sind körperumspielende Longtops aus Viskose oder Strick, die mit fließenden Hosen kombiniert werden.

Otherwhere

„Das Thema ‘Otherwhere’ ist inspiriert vom Sehnsuchtsort Welt. Es geht um Folkloristik und Ferne, Freiheit und Selbstbestimmung”, sagt Trendforscherin Landowski.

Bild: Dsquared FW21, Etro FW21, Philosophy di Lorenzo Serafini FW21 by Catwalkpictures

Folkmotive und Streetwear treffen unbeschwert aufeinander und lassen Kleidungsstücke wie Unikate wirken. Der wattierte Anorak mit Steppungen, Patchwork aus verschiedenen Stoffen und Oberflächen im Colorblocking bilden die Essenz dieses Looks. Aus Nylon, Strick, Wolle und Wattierungen entstehen dekonstruktierte Kleidungsstücken, die oftmals vom College-Leben inspiriert sind. Bänder, Pins und Embleme ergänzen die farbenfrohen Blazer und Jacken. Faltenröcke gibt es in Mini wie Midi.

Karos auf Wollblazern, Overshirts und Fransenröcken tragen einen Hauch von 70ern und Vintage-Nostalgie mit sich. Grobgestrickte Norweger-Pullis oder ein Preppy-Pullunder ergänzen diesen naiv-ironischen Look, ebenso derbe Stiefel, Turnschuhe sowie Loafer mit hohem Plateau und markanten Rahmen-Nähten. Die dazu passenden Jeanshosen für Damen werden weiter, bunter und wirken am besten wie handgefertigt.

Supercharged

‘Supercharged’ ist ein Ausbruch in die Kontraste von Impulsivität und Harmonie, Mutigkeit und Strenge, Happiness und Tailoring, so Landowski. „Alles wird vermengt zu einem mutigen Eskapismus in die Extreme.”

Bild: Prada FW21, Isabel Marant FW21, Jil Sander FW21 by Catwalkpictures

Diese Damen-Looks für HW2022/23 setzen auf plakative Farben und klare, oft minimale, Formen. Eine futuristische Form von Art Deco trifft auf Sportswear. Tiefe, oft neuartige, Farben tauchen als Bicolor-Look auf, als Essential auf Hemd oder Strumpfhose, als Kontrast-Kleid, am Revers oder als Paspel. Zitronengelb, Signalrot und Apfelgrün verleihen klassischen Wollmänteln mit überschnittenen Schultern eine frische Ausstrahlung.

Lack ist als Statement-Material von Jacken und Hosen nicht wegzudenken. Oversize-Westen und Hoodies aus Nylon und Fleece sind inspiriert von Wintersport und bieten Schutz und Statement zugleich. Die geometrische Mustersprache auf glänzenden Viskoseröcken und Strickpullovern ist aus dem Art Deco entliehen; eine futuristische Nuance bringen die lauten Farben hinein. Der farbige Turtleneck-Pullover aus Jersey oder Rib-Strick stellt eines der essentiellen Stücke für diesen Damen-Look dar, ebenso der pinke Blazer oder Statement-Stiefel.

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