Paris Fashion Week - Die Highlights der S/S21-Modewoche
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Die Pariser Modewoche begann vergangene Woche Montag und ging am gestrigen Dienstag zu Ende. Wie schon in Mailand, wo die Modewoche am Sonntag davor zu Ende ging, war die Paris Fashion Week teils analog, teils virtuell angekündigt. Nur eine Handvoll der größten Marken, angeführt von Dior, Hermes, Louis Vuitton und Chanel, veranstalten echte Live-Shows. FashionUnited fasst hier noch einmal alle Highlights zusammen.
Tag 1
Am Montag fiel der Startschuss für die Paris Fashion Week mit sechs digitalen Shows - ein Soft Opening sozusagen. Mit dabei der junge Georgier Irakli Rusadze, der in Paris sein Debüt mit seiner Marke Situationist gab. Sein leicht surrealer Film wurde auf den Straßen seiner Heimat Tiflis gedreht, wo seine Models auf den Märkten der Stadt Kartoffeln kaufen.
Fotos: Wales Bonner by Sean and Seng
Um 17.30 Uhr präsentierte das englische Labels Wales Bonner den Film "Reflections on Essence". Die Kollektion ist der zweite Teil eines Triptychons, das die diasporischen Beziehungen zwischen Großbritannien und der Karibik untersucht. Das von Jeano Edwards gedrehte Video zeigte farbenfrohe und Couture-Looks, darunter Jogginganzüge aus einer Zusammenarbeit mit Adidas. Die Bilder zeigen den Ozean, jamaikanische Dorfstraßen und die üppige Natur als Fluchtweg.
Die dänische Designerin Cecilie Bahnsen, die "die Idee bewundert, dass man ein Ballkleid mit Turnschuhen tragen kann", zeigte einen Film, in dem sie ihre langen weißen, schwarzen und pastellfarbenen Kleider auf einer gestrahlten nordischen Heide und am Strand zeigt. Als Inspiration erwähnte Bahnsen auf dem Instagram-Account ihrer Marke die Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Hashimoto Shokos Schwarz-Weiß-Bildern blinder Musiker namens Goze aus den 1970er Jahren, aber auch die Arbeit des amerikanischen Künstlers James Turrell und Krøyers Gemälde, die Sommernächte am Meer darstellen.
Da die meisten internationalen Einkäufer und Journalisten, die normalerweise in die französische Hauptstadt reisen, wegen Reisebeschränkungen dem Spektakel fern blieben, hatten Saint Laurent, Celine und Off-White ihre Präsentationen gänzlich abgesagt. Noch bevor die Woche überhaupt offiziell begonnen hatte, veröffentlichte John Galliano Bilder seiner neuen Margiela-Kollektion, obwohl er diese erst am Dienstag darauf präsentierte.
Fotos: Marine Serre SS21 via Catwalkpictures
Die aufstrebende französische Designerin Marine Serre warnte, dass "Amor Fati", der Film, der ihre Kollektion zeigte, "starke Bilder enthält, auf die manche Zuschauer empfindlich reagieren könnten". Weiter sagte sie: „Diese Kollektion ist ein Spiegel der letzten fünf Monate", sagte Serre gegenüber der AFP. Zusammen mit dem belgischen Meister Dries Van Noten hatte sie dazu aufgerufen, die Funktionsweise der Branche grundlegend zu überdenken. Ihr Manifest für verantwortungsbewusste Mode ist inzwischen von Hunderten anderer Designer unterzeichnet worden. "Die Welt um uns herum hat sich radikal verändert", fügte Serre hinzu.
Marine Serre ihrerseits hat die lange Zeit, die das Videoformat zulässt, genutzt, um ihr apokalyptisches Universum auf die Spitze zu treiben. Durchbrochen von maskierten und vermummten Silhouetten umfasst der Film die aktuellen Ereignisse, während die zweite Welle von Covid-19 über Europa hinweg fegte. Was die Silhouetten betrifft, so sind sie das Hauptmerkmal der berühmten All-Over-Kombination mit dem Halbmond-Logo der Marke im All-Over-Druck.
Dior
Ein Highlight des Tages bildete die Schau von Dior. Es war die erste große Modenschau, die seit fast sieben Monaten in dem vom Virus stark gebeutelten Paris stattfand. Dreihundert maskierte Gäste trotzten dem Nieselregen, um in der "Kathedrale von Dior" wie der Pavillon mit den Buntglasfenstern genannt wurde, der Mode zu huldigen, den die französische Marke zu diesem Anlass im Garten der Tuilerien errichtete.
Die italienische Dior-Designerin Maria Grazia Chiuri schuf eine luxuriöse Garderobe, um sich zu Hause wohlzufühlen – Kleidung, die den Träger beinahe umarmte. „Wir leben eine andere Art von Leben, viel privater, wenn es um unsere Beziehung zu unserer Kleidung geht, viel persönlicher und intimer", sagte Chiuri gegenüber der AFP. KomfortDior hieß das Konzept: „Die Menschen wollen sich schützen", sagte sie.
Fotos: Kenzo (links), Dior (rechts) – SS21
Coperni
Die junge französische Marke Coperni veranstaltete am Dienstag auf dem Wolkenkratzer Tour Montparnasse eine Laufsteg-Show. Das Design-Duo, bestehend aus Arnaud Vaillant und Sebastien Meyer, das zuvor Courreges leitete, präsentierte dehnbare Jersey-Kleidung mit antibakteriellen Eigenschaften und UV-Schutz (AFP).
Kenzo
In einer poetischen Modenschau in einem Garten rund um einen beruhigend fließenden Brunnen legte der portugiesische Designer Felipe Oliveira Baptista von Kenzo mit einer Palette frischer Farben und Blumendrucken auf Kleidern Optimismus an den Tag.
Das Aushängeschild dieser Kollektion ist die Bekleidung des Imkers mit Hut und Schutzschild, ein "Anklang an die Zerbrechlichkeit und die Distanz, die uns heute auferlegt und notwendig ist", unterstrich der Designer in der Intention der Modenschau.
Die wenigen Gäste saßen mit Abstand zueinander unter schwarzen Regenschirmen. Sie fanden auf ihren Sitzen einen Honigtopf und ein Tuch, das mit der Atemmaske kombiniert werden kann, die jetzt überall obligatorisch ist, um sie "modisch" und fröhlicher zu machen.
Abstrakte rote und grüne Drucke auf Weiß sind ebenso verwaschen, wie Mohnblumen und Hortensien auf den Kleidern. „Die Welt trauert, genau wie die zu zarten Blumen auf den Drucken", sagt Felipe Oliveira Baptista, der diese Modenschau "zu einer Ode an die Bienen" gemacht hat, "schützend und beruhigend".
Der Gründer der Marke, der Modeschöpfer Kenzo Takada, verstarb kurz darauf, am Sonntag im Alter von 81 Jahren in Neuilly bei Paris an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung.
Gauchère
Die deutsche Designerin Marie-Christine Statz, Gründerin der Pariser Marke Gauchere, lud den Künstler John James zum Trommeln ein und verwandelte damit ihre Laufsteg-Show in eine "Dekompressionszeremonie", damit sich die Gäste besser auf das Erlebnis konzentrieren können.
„In diesen ungewöhnlichen Zeiten ist es die wichtigste Inspiration eines Designers, eine Sache nach der anderen anzuschauen, einen Ton nach dem anderen zu hören und die Erfahrung nachklingen zu lassen", heißt es in der Begleitnotiz für die in einem weißen Raum organisierte Modenschau.
Foto : Isabel Marant x La Horde Ines Manai – SS21
Isabel Marant
Isabel Marant sah bei ihrer Modenschau am Donnerstagabend in Paris das Leben durch eine rosarote Brille. Die Schau fand draußen statt, wie die meisten der analogen Modenschauen der Pariser Modewoche - in einem prächtigen Dekor am Fuße der Säulen des Palais Royal.
Die Modelle trugen Pink in all seinen Schattierungen, einfarbig oder in Drucken. Looks mit einer Fülle von Pailletten waren festlich und lässig und vermittelten die Atmosphäre von Nachtclubs, die in den sechs Monaten der Pandemie fast in Vergessenheit gerieten, oder von Cocktailbars, die wegen der sich verschlechternden Gesundheitssituation erneut von Schließung bedroht sind.
Chloé
Chloé zeigte die Kollektion "A Season of Hope" auf der Esplanade des Palais de Tokyo. Zu sehen gab es ebenfalls viel Rosa: in Blusen, langen Kleidern und Strickpullovern. Die von Natacha Ramsay Lévi entworfene Kollektion erforscht eine transformierte Realität in einer sowohl digitalen als auch physischen Inszenierung, in der die Emotionen mit ihren Darstellungen in Dialog treten.
Rick Owens
Sogar der amerikanische Avantgardist Rick Owens, ein Meister der post-apokalyptischen Inszenierung, hat in seine in Venedig gefilmten Stücke für die Präsentation seiner Kollektion am Donnerstag einen Hauch von Bubble-Gum-Pink hineingelegt. (AFP)
Fotos: Chanel SS21 via Catwalkpictures
Chanel
In seiner Blockbuster-Show am letzten Tag der Pariser Modewoche am Dienstag kehrte Chanel zum zeitlosen Glamour schwarz-weißer Hollywood-Filme zurück. In einem überlebensgroßen Spektakel schickte Virginie Viard eine Armee von Supermodels unter einem riesigen Schild im Hollywood-Stil, auf dem der Name Chanel stand, auf den Laufsteg.
Ihre Kollektion fühlte sich wie ein großer Streifzug durch die lange Geschichte des von Gabrielle "Coco" Chanel gegründeten Labels an, mit einem riesigen Verweis auf die Zeit von Chanel in Hollywood in den 1930er Jahren, als sie Stars wie Greta Garbo, Katharine Hepburn, Marlene Dietrich und Gloria Swanson kleidete.
Die Schau - dominiert von Schwarzweiß, durchsetzt mit kräftigen Farbtupfern - fällt zusammen mit der allerersten Museumsausstellung, die Coco Chanel in der französischen Hauptstadt gewidmet ist und letzte Woche mit begeisterten Kritiken eröffnet wurde.
Louis Vuitton
Louis Vuitton schloss die am Dienstag die Fashion Week mit einer Kollektion, die die Grenzen zwischen Männern und Frauen verwischte, für eine "neutrale" Garderobe, die für "starke Persönlichkeiten" entworfen wurde. Die Modenschau fand in zwei Slots unter den Dächern von La Samaritaine, dem Jugendstil-Kaufhaus von LVMH, statt, dessen ursprünglich für April geplante Einweihung nach 15 Jahren Arbeit auf 2021 verschoben wurde.
Fließende Anti-Trump-Hosen, eine Handtasche, die achtlos über den Rücken geworfen war, Derby-Stil: Der erste Look fasst den Ansatz von Nicolas Ghesquière, dem Schöpfer der Damenkollektionen des Hauses, zusammen. Auf dem dazugehörigen Pullover steht "Vote" - ein kaum verhüllter Appell an die amerikanischen Wähler.
"Wie würde ein Kleidungsstück dazwischen aussehen? Welcher Schnitt könnte das Feminine und das Maskuline auflösen?", fragte der Designer in der Schauennotiz. Die Antwort: Breite Schultern, Trenchcoats und Bomber, beigefarbene oder paillettenbesetzte Hosenanzüge, Shorts und T-Shirts.
Foto : Louis Vuitton PE21
Dieser Artikel basiert auf Artikeln von AFP, die zuvor auf FashionUnited.de, .fr und .uk publiziert wurden. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ
Titelbild: Isabel Marant SS21