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Ottolinger wirbelt durch die Berliner Nacht

Der mit Spannung erwartete Höhepunkt der Berlin Fashion Week war weit mehr als die Präsentation einer Resort-Kollektion.
Von Weixin Zha

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Mode|Reportage
Ottolinger SS26-Backstage Credits: Leftgoesright by Harry Miller

Das Label Ottolinger zeigt sich zum ersten Mal auf der Berlin Fashion Week und damit in seiner Heimatstadt. Die Kollektion verknüpft sich so mit dem Ort, aus dem sie schöpft – so entsteht ein Erlebnis, das die Anziehungskraft des Labels begreifbar macht.

22:30 Uhr, Messe Berlin: Das Debüt von Ottolinger – ein mit Spannung erwartetes Highlight im Kalender der Modewoche – lässt Mittwochnacht am Ende eines Tages voller Laufstegschauen auf sich warten. Dann geht es plötzlich los. Das erste Model, Sängerin Kim Petras, stürmt von der Terrassentür in den Messesaal – von dem knappen, hautengen Ribstoff-Combo mit orangenen Einsätzen baumeln lange schwarze Gürtelschlaufen.

Innerhalb von Minuten fliegen die Looks der Resort-Kollektion nur so hinein. Es braucht Konzentration, um die präzise platzierten Details der mit Couture-Fingerspitzengefühl dekonstruierten Kleidungsstücke aufzuschnappen. Dafür ist das Label beliebt und bekannt geworden. Es war eines der ersten in seiner Generation, die diesen Stil heraufbeschwor, und beherrscht ihn heute noch meisterhaft.

Ottolinger SS26 Credits: Finnegan Koichi Godenschweger
Ottolinger SS26 Credits: Finnegan Koichi Godenschweger

Dann rauschen Cosima Gadient und Christa Bösch, die Designerinnen hinter Ottolinger, durch die Reihen. So schnell, wie sie angefangen hat, ist die Show auch schon vorbei.

Aber das Tempo des Duos lässt auch Backstage nicht nach. Nachdem sie endlich einen Becher Sekt in der Hand hält, erklärt Gadient: „Der Kern der Kollektion und im Grunde auch der Marke ist, dass wir wie die coolere ältere Schwester sind, die du nie hattest. Wir versorgen dich mit cooler Kleidung, wir testen neue Sachen aus, wir leihen dir Klamotten, wir spielen damit, wie wir uns schick machen”.

„Wir sind auch immer für dich da“, wirft ihre Partnerin Christa Bösch ein. „Ja, wir sind auch immer für dich da“, bekräftigt Gadient.

Und so fühlt es sich tatsächlich ein bisschen an. Die raue und feinsinnige Mode des Duos ist zugleich ein Entwurf für Kleidung wie auch ein Lebensgefühl, in welches Frauen schlüpfen können. Es ist so, als ob Gadient und Bösch die Trägerinnen ihrer Designs in ihre eigene Daseinsweise einführen – mitreißend, wie ein Wirbelwind, rasant und frei.

Rework – aber mit Farbe

Die hohe Taktung des eingespielten Duos lässt nicht nach, während sie ihre Resort-Kollektion erklären. Sie enthält die charakteristischen Stücke des Labels, aber in vielfältigeren Farben. Mit der Resort-Kollektion hat Ottolinger eine neue Rework-Linie eingeführt, die auch für die Hauptsaison erweitert werden soll.

„Es geht also wieder mehr um handwerkliche Dinge, wie wir das früher immer gemacht haben“, sagt Gadient. „Wir wollen das zurückbringen, damit wir ein bisschen dreidimensionaler werden können – sogar vierdimensional, damit es mehr Textur hat und nicht so flach ist.“ Noch bevor sie ihren Satz beendet hat, hakt Bösch schon ein und führt die Erläuterungen weiter: „Die Resort-Kollektion ist wie immer ein Startpunkt für die Hauptsaison.“

Ottolinger SS26 Credits: Finnegan Koichi Godenschweger
Ottolinger SS26 Credits: Finnegan Koichi Godenschweger

Diese plant das Label weiterhin während der Pariser Modewoche zu zeigen. Auf die Frage, ob Ottolinger wieder in Berlin zeigen wird, entspinnt sich erneut ein rapider Wortwechsel, im Rhythmus eingespielt.

„Schauen wir mal“, sagt Bösch. „Es ist eine Menge Arbeit, weil wir im September die nächste Show haben“, fügt Gadient hinzu. „Ich denke, die Hauptpräsentation findet in Paris statt und dann sehen wir mal, wie sich Berlin herausstellt“, beschließt Bösch.

Selbst für das rasende, energetische Modeduo, können es also auch zu viele Schauen sein. Egal, ob das Label in den kommenden Saisons auf den Berliner Laufstegen wieder zeigen wird – die Afterparty mit dem Kunst- und Club-Kollektiv Trauma im Studio IIII lässt keine Zweifel daran, wie tief Ottolinger im (Nacht-)Leben Berlins verwurzelt ist.

Ottolinger SS26 Credits: Finnegan Koichi Godenschweger

Im dunklen Innenraum des selbstproklamierten Kunst- und Social-Clubs wummern die schnellen, lebensfrohen Bässe von DJ Rebe, im Rhythmus zu den an die Wand projizierten, psychedelisch verzerrten Videos der Entwürfe Ottolingers. Die Schlangen an der Tür sind lang, die Menschen vor dir lässig und doch zu gut gekleidet.

Aber keine Angst – die Show war nur der Auftakt – die große, coole Schwester hat ein inklusives Herz und nimmt dich mit in die Berliner Nacht.

Dieser Beitrag entstand mithilfe von Ole Spötter. FashionUnited besuchte die Berlin Fashion Week auf Einladung des Fashion Council Germany.

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