Nur mit Nadel und Faden: Denim-Haute Couture aus Paris
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Nadel & Pen aus Paris stellt maßangefertigte Denimhosen in reiner Handarbeit her. Keine Maschine kommt dabei zum Einsatz, nur Handnähnadeln, Faden sowie feinste Stoffe und Zutaten. Tilmann Wröbel ist der kreative Kopf dahinter. Der geborene Düsseldorfer startete seine Design-Karriere in der Pariser Haute Couture und wechselte als aktiver Skateboarder und Surfer später in die Streetwear. Heute gilt seine Leidenschaft ganz dem Denim. Mit Nadel & Pen ist es ihm gelungen, das scheinbar Unvereinbare zusammenzubringen: die authentische Welt der Streetwear mit der handwerklichen Präzision der Haute Couture. Hier erklärt er das Konzept hinter seinem Denim-Luxus-Label Nadel & Pen.
Sie stellen Jeans in echter, traditioneller Handarbeit her. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Herstellen ist ein ganz schön großes Wort…. Wir nähen ja von Hand nur Einzelteile, die jeweils Unikate sind. Mein Wunsch ist es, denjenigen, die etwas von Denim verstehen oder Denim lieben, die Möglichkeit zu geben, sich nach Maß ein Unikat nähen zu lassen, was das Gegenteil von dem ist, was man normalerweise unter einer „Jeans“ versteht. Das ist die Grundidee: eine handwerklich perfekte, künstlerische Neuinterpretation des weltweit am stärksten industrialisierten Kleidungsteils zu kreieren.
Sie haben mal von einem Manifest gegen die Maschine gesprochen. Was meinen Sie damit?
Ich meine damit, dass wir angesichts der Riesenanzahl von Maschinen, Nähmaschinen, Computern, Digital-Schnitten, die es uns erlauben, Billigware auf der anderen Seite der Welt herzustellen, Wegwerfware, Billigjeans, mit ihrem Sweatshop-Image und den damit verbundenen katastrophalen ökologischen Konsequenzen, dass wir angesichts dessen ein Manifest, eine neue Antwort finden müssen. Ich rede da nicht von „Böse und Gut”, Ich greife niemanden an. Mit unserem Manifest zeigen wir nur, dass man mit hochwertigen Stoffen, echter Handwerkskunst, langlebiger Qualität und einem künstlerischen Auge zeigen kann, wie schön und einzigartig Denim sein kann. Bei unseren Hosen geht es nur um Nadeln, Faden, Stoff und Ideen. Was es bei uns aber beispielsweise nicht gibt, sind Hosen, die mit Diamanten überschüttet sind!
Mit welchen Stoffen und Zutaten arbeiten Sie?
Mit Stoffen und Materialen die von echten Handwerkern hergestellt wurden. Wir verwenden echte, seltene Denim-Stopfe aus Japan, Wildseide aus England, echte Perlmutt- und Hornknöpfe aus Frankreich. Die Knöpfe sind aus Edelmetallen und allesamt Knopf-Unikate, die nach unserem Entwurf von einem Juwelier kreiert werden, und dann einzeln von Hand – beispielsweise mit den Initialen unserer Kunden - graviert werden.
Wie viel Aufwand bedeutet die Herstellung einer Jeans allein mit Nadel und Faden? Welche Besonderheiten hat eine Nadel & Pen Hose?
Eine Nadel & Pen Denimhose bedeutet drei bis vier Monate Handarbeit, ohne die Zuhilfenahme jeglicher Art von Nähmaschine. Wir designen die Denims in unserem Design Studio nach den Wünschen des Kunden, dann folgen Tausende von Stichen mit der Handnähnadel, dann mehrere Anproben. Am Ende ist eine Art Kunstwerk entstanden, das von weitem aussieht wie eine sehr schöne, normale selvedge Denimhose.
Wer interessiert sich für solche Produkte?
Dirigenten aus dem Mode-Business, berühmte Restaurant –„Chefs”, selbstständige Manager aus der Kreativ-Branche.
Wie teuer ist so eine Jeans?
Um die 6.000 bis 7.000 Euro. Hinzu kommen noch eventuelle Reisekosten für die Anproben.
Slow Fashion steht für ein neues Bewusstsein für Qualität und gegen das irre Tempo der Modeindustrie. Ändert sich in dieser Hinsicht gerade etwas in der Mode?
In der Mode, ja, aber da die Mode nicht mehr diktiert, sondern sich den unterschiedlichen Opinion Leadern anpasst, ändert sich da im Endeffekt nicht viel. Die Mehrheit der Konsumenten kauft nach wie vor „Neues”, rennt jede Woche in die „Wegwerf-Fashion Supermärkte”, wirft weg, und läuft wieder hinter neuen falschen Trends her, die im Netz gerade angesagt sind.
Was genau sind die Punkte, die Sie an der aktuellen Modeindustrie problematisch finden?
Fehlendes Know-how, verlorenes Know-how. Viele Länder haben ihre Textilindustrie durch moderne Techniken ersetzt. Es gibt fasst kein technisches Know-how in den meisten Europäischen Ländern mehr. Das heißt in der Konsequenz auch, dass viele Kreative mit technischem Know-how durch einfache Trend-Beobachter oder “Musen” ersetzt wurden.
Gleichzeitig gibt es gerade ein großes Interesse an noch mehr Technik in der Produktion. Industrie 4.0 und 3D Druck heißen die Stichworte und damit die totale Automatisierung der Herstellung. Wie stehen Sie dazu?
Ich finde Innovation hervorragend, ich arbeite mit meiner Design Agentur auch mit High-tech Partnern zusammen um die Zukunft unserer Kleidung näher zu bringen. Solange es nicht um Wegwerfware geht, scheint es mir logisch, dass es handgemachte Kleidung geben wird und 4.0 Kleidung. So wie es ja auch sehr schöne Segel- und Motorboote gibt. Beide koexistieren in Harmonie.
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