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Neue Spielregeln in China: Textilindustrie soll sauberer werden

Von Regina Henkel

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Die chinesische Regierung macht Ernst: Mit der Verabschiedung des neuen „Water Ten Plans”, einem Gesetz zur Verbesserung der Wasserqualität von Chinas Flüssen, Seen und des Grundwassers, werden sich die Rahmenbedingungen für die Textilproduktion in China drastisch ändern.

Textilproduktion soll sauberer werden

Nur drei Jahre Zeit haben Unternehmen der chinesischen Textilindustrie - dazu gehören Konfektionäre ebenso wie Ausrüster, Färbereien und Lederproduzenten - die neuen Regelungen umzusetzen. Wer sie dann nicht einhält, muss schließen. Gleichzeitig werden die Strafen für Umweltverschmutzer erhöht. Nach Einschätzung von Experten, wie der einflussreichen chinesischen Website chinawaterrisk.org, drohe etwa 90 Prozent der Textilbetriebe das Aus – sofern sie ihr Verhalten nicht massiv änderten. Vor allem kleinere Bertriebe ohne große finanzielle Ressourcen wird das Gesetz hart treffen, weil sich die Änderungen oft erst durch Investitionen in neue Produktionsmethoden umsetzen lassen.

2,15 Milliarden Tonnen Abwasser hat die Textilindustrie 2013 produziert, so eine Statistik der chinesischen Regierung. Das sind etwa 10 Prozent der gesamten industriellen Abwässer des Landes. Damit ist die Textilindustrie nach den Bereichen Papier und Chemie der drittgrößte Wasserverschmutzer des Landes. Erst auf Platz vier und mit etwa einem Drittel weniger Abwässern rangiert die viel gescholtene Montanindustrie. Hinzu kommt: Etwa Dreiviertel der Abwässer werden nicht gereinigt.

Die Härte des neuen Maßnahmen-Katalogs überrascht selbst Experten. Bis 2016 müssen sich die Unternehmen aus den Bereichen Färberei und Ausrüstung entscheiden, ob sie die neuen Standards umsetzen werden oder nicht. Wer kein Entgegenkommen zeigt, muss schließen. Bis 2017 muss die technologische Aufrüstung umgesetzt sein. Dies betrifft dann auch die Lederindustrie. Bis dahin sollen die einzelnen Industriezentren zudem eigene, zentrale Kläranlagen errichtet haben, wo die Belastung der Gewässer permanent überprüft und aufgezeichnet wird. Problemregionen wie der Großraum Beijing-Tianjin-Hebei, das Yangtze River Delta und das Pearl River Delta, haben sogar noch kürzere Fristen.

Weniger Wasserverbrauch

Auch der Verbrauch an Wasser soll reduziert werden. Etwa sieben Prozent des gesamten industriellen Wasserverbrauchs geht in China auf die Textilindustrie. 80 Prozent davon entfallen auf die Färbe- und Ausrüstungsbetriebe. Bestimmte, wasserintensive Produktionsmethoden und Maschinen sollen deshalb ganz abgeschafft werden. Künftig bestimmt die Menge des Wasserverbrauchs die Kapazität: Nur wer wenig verbraucht, darf viel produzieren. Bis 2020, so will es das neue Gesetz, sollen zudem mehr Abwässer recycelt werden. Vor allem Betriebe in wasserarmen Regionen müssen dann 100 Prozent ihres Wasserverbrauchs recyceln. Das trifft auf etwa 80 Prozent der Garnindustrie, 89 Prozent der Bekleidungs- und Chemiefaserindustrie zu. Langfristig will China umweltverschmutzende Industrien wie Färbereien und Ausrüster ganz aus den Ballungszentren entfernen, derartige Betriebe werden sich auf schärfere Kontrollen einstellen müssen.

Konsolidierung und mehr HighTech

Das langfristige Ziel der chinesischen Regierung ist eine komplette Umgestaltung der heimischen Industrie. Aus dem ehemaligen Billiglohnland soll ein HighTech-Land werden. Handarbeitsintensive Arbeit, wie sie in der Bekleidungsindustrie üblich ist, soll durch den Einsatz von mehr Technologie effizienter und billiger werden und so auch die gestiegenen Lohnkosten der letzten Jahre ausgleichen. Im Klartext heißt das, dass sich die Textilindustrie in China konsolidieren wird. Es wird mehr große, moderne und umweltfreundlichere Player geben, und weniger kleine. Diese Entwicklung ist schon jetzt erkennbar: Etwa 38.000 textile Betriebe waren im März in China gemeldet, fast 1.500 weniger als noch 2014. Dennoch stieg der Gesamtumsatz der Textilindustrie – wenn auch nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit.

Die Zeit drängt, das wissen auch Chinas Politiker. Die Umweltverschmutzung wird zu einem immer dringenderen innenpolitischen Problem. Heute sind 70 Prozent der Flüsse und Seen verschmutzt. Im Jahr 2013 galten 60 Prozent allen Grundwassers als nicht trinkbar. Die zunehmende Wasserknappheit in China könnte sich in den kommenden Jahrzehnten sogar zu einem ernsten Sicherheitsrisiko entwickeln. Wenn die chinesische Wirtschaft so weitermacht, so die Prognose, wird schon 2030 der Wasserbedarf die zur Verfügung stehenden Ressourcen übersteigen.

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